Warum haben wir die Wetterpatenschaften eingeführt?
Die Wetter- und Klimabeobachtung an der Station 10381 (Berlin-Dahlem) der Freien Universität Berlin konnte Anfang des
Jahres 2002 aus finanziellen Gründen nicht mehr 24 Stunden am Tag aufrecht erhalten werden. Daher sollte ab März 2002
eine vollständige Wetterbeobachtung durch aktive Beobachter nur noch am Vormittag durchgeführt werden. Während der restlichen
Stunden des Tages sollte man sich auf das sogenannte Automaten-Wetter verlassen, bei dem nur Messwerte wie Temperatur, Druck,
relative Feuchte und Wind automatisch ermittelt werden. Andere wichtige Parameter wie Bedeckung, Wolkenarten, Schnee, Hagel,
Gewitter, Glätte und Vereisung können durch Automaten jedoch nicht mehr erfasst werden. Als wir Studenten der Meteorologie
dies erfuhren, entwickelten wir die Idee, selbst die Wetterbeobachtung am Nachmittag und in der Nacht zu übernehmen, um die
Station zu retten und die lange Reihe der Klimabeobachtung nicht abbrechen zu lassen.
Studenten in der Wetterwarte
Aber warum nehmen Studenten freiwillig die Arbeit auf sich, 16 Stunden
pro Tag, 7 Tage in der Woche das Wetter zu beobachten?
Die Antwort ist simpel: Wir sind Meteorologiestudenten. Und die sind in
der Regel etwas verrückt, vor allem, wenn es um das Wetter geht.
So wollen wir die einmalige Situation bewahren, die wir an der FU Berlin
haben: Als Berliner Studierende besitzen wir als einzige in
Deutschland ein Institut mit eigener Wetterstation. Somit haben wir hier
die Möglichkeit, aktiv das Wetter zu erleben und eine praxisnahe
Ausbildung mit Einblicken in die Beobachtung, Diagnose und Prognose des
täglichen Wetters zu erfahren.
Neben diesen didaktischen Vorteilen motiviert uns natürlich auch der
wissenschaftliche Wert unserer Arbeit. Seit mehr als 100 Jahren wird
in Dahlem rund um die Uhr minutengenau das Wetter beobachtet. Mit
Messungen in Dahlem ist die "Berliner Reihe" damit eine der längsten,
kontinuierlichen Klimareihen überhaupt. Die gewonnenen Daten werden
nicht nur von Wissenschaftlern für ihre Forschung genutzt, sie fließen
auch in die tägliche Wettervorhersage ein und liefern z. B. Grundlagen
für Energieerzeuger, Baufirmen, Winterdienste, Betriebe und
Veranstalter.
Auch Versicherungen sind auf diese Wetterbeobachtungen angewiesen, auf
Anfrage erstellen die FU Meteorologen für sie Gutachten.

Für all diese Arbeiten und Anwendungen braucht man möglichst genaue
Daten. Nicht, dass der Mensch genauer die Temperatur messen könnte
als ein elektrisches Thermometer, jedoch sieht er, wenn das Thermometer
kaputt ist, oder der Regenmelder Niederschlag bei wolkenfreien
Himmel meldet. Zwar können Automaten Niederschlag erkennen, jedoch nicht
unbedingt ob es Regen, Schnee oder Hagel ist. Sie sind nicht
in der Lage, Wolkenarten zu bestimmen oder optische Erscheinungen wie
Regenbogen oder Sonnenuntergänge zu registrieren. Aber auch all
diese Informationen sind für die Arbeit der Meteorologen wichtig.
Aus diesen Gründen sind wir Studenten seit März 2002 die
Hauptbeobachtenden. Etwa 20 Studenten kümmern sich seitdem um 2/3 der
Wetter-
und Klimabeobachtungen. Die ersten zwei Wochen haben wir unentgeltlich
gearbeitet, während wir gleichzeitig versuchten, eine gesicherte
Finanzierung zu finden. Obwohl wir sehr erfolgreich für Spenden geworben
haben, lässt sich so jedoch keine kontinuierliche Finanzierung
erreichen. Deswegen sind wir auf die Idee gekommen, Patenschaften für
Hoch- und Tiefdruckgebiete anzubieten. Mit Ihrer Hilfe soll den
Studenten und der Wissenschaft in Berlin geholfen und die Wetterstation
10381 (Berlin-Dahlem) gerettet werden.
Studenten der Meteorologie an der FU Berlin - Berlin, 30.10.2002
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