Geschichte der Namenvergabe
1908: Erste Wetteraufzeichnungen an der Königlichen Gartenlehranstalt in Berlin-Dahlem
Obwohl die Aufzeichnung von Wetterdaten teilweise bis in die Zeit der Renaissance zurückgeht, ist die Benennung von
Druckgebilden bei weitem nicht so alt. Im 2. Weltkrieg begann der US-Wetterdienst, Taifune im Pazifik in alphabetischer
Reihenfolge mit weiblichen Vornamen zu benennen. Damit konnte man sich einen besseren Überblick über die Wettersituation
verschaffen, vor allem, wenn mehrere Taifune gleichzeitig auftraten. Diese Benennung war so hilfreich, dass bald auch
Hurrikane im Atlantik mit Namen versehen wurden.
1954: Dr. Karla Wege
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Am Institut für Meteorologie der FU Berlin regte 1954 die
damalige Studentin und spätere ZDF-Fernsehmeteorologin Dr. Karla Wege
an,
auch den Druckgebilden in Mitteleuropa Vornamen zu geben. Zur besseren
Übersicht über die Wettersysteme in den Wetterkarten, wurden
seitdem in alphabetischer Reihenfolge Tiefdruckwirbel mit weiblichen und
Hochdruckgebiete mit männlichen Vornamen belegt. Dazu gab
es zehn Durchgänge durch das Alphabet, die nacheinander abgearbeitet
wurden, bis man wieder mit der ersten Liste begann. Somit gab
es also zunächst 10 x 26 = 260 Namen für Hochs und entsprechend auch 260
Namen für Tiefs.
Leider ist Frau Dr. Wege im Februar 2021 an den Folgen der
Infektionskrankheit COVID-19 im Alter von 90 Jahren verstorben. Die
Deutsche
Meteorologische Gesellschaft hat in ihren Mitteilungen einen Nachruf
(S.8 unter https://www.dmg-ev.de/wp-content/uploads/2021/03/1_2021.pdf)
veröffentlicht. Wir schließen uns dem Gedenken an, mit ihrer Initiative
vor fast 70 Jahren war der Grundstein zur Aktion Wetterpate gelegt.
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In den darauf folgenden Jahrzehnten wurde diese Praxis der Namensvergabe kaum über die Stadtgrenzen Berlins hinaus bekannt.
Erst im Februar 1990, als ungewöhnlich viele und starke Stürme über Deutschland hinwegtobten, wurden die Medien in Deutschland
durch die Orkantiefs "Vivian" und "Wiebke" auf die Praxis der Namensgebung aufmerksam. Seitdem wurde die Verbreitung der von
der FU Berlin getauften Druckgebilde und deren Verwendung in den Medien zum Standard.
Zu diesem Zeitpunkt wurden in den USA schon lange den Tiefdruckwirbeln
immer abwechselnd weibliche und männliche Vornamen zugewiesen,
allerdings nur diesen und auch nur dann, wenn sie das Unwetterstadium
erreichten. Dagegen wurden hier in Berlin immer alle Hoch- und
Tiefdruckgebilde "getauft", die das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen.
2002: Wetterkartenerstellung im Wetterturm der FU Berlin
In Deutschland kam 1998 in den Medien eine Diskussion über die
Vergaberegeln wegen einer möglichen Diskriminierung der Frauen auf.
Doch der Streit konnte bald beigelegt werden: In Absprache mit dem
Deutschen Wetterdienst (DWD) und privaten Wetterfirmen wurde ein
jährlich wechselnder Turnus eingeführt, den Hochs und Tiefs abwechselnd
weibliche und männliche Vornamen zu geben.
Im November 2002 wurde schließlich die Aktion Wetterpate ins Leben
gerufen. Mit Hilfe der Bevölkerung werden seitdem die alphabetischen
Listen erstellt und gleichzeitig die studentische Wetterbeobachtung an
der Wetterstation 10381 (Berlin-Dahlem) unterstützt, die seit März
2002 erfolgreich für die ununterbrochene Fortführung einer der längsten
Beobachtungsreihen der Welt sorgt. Im November 2012 feierte die
"Aktion Wetterpate" ihr 10-jähriges Jubiläum. Bis heute konnten bereits
über 2000 Menschen aus 15 europäischen Ländern sowie Brasilien,
Japan, den USA und Südafrika als Wetterpaten begrüßt werden.
Die vergebenen Namen werden in der Berliner Wetterkarte genutzt und
allen Wetterdiensten und Medien (Zeitungen, Radio, Fernsehen, Internet)
auf Wunsch zur Verfügung gestellt. Diese mittlerweile 60-jährige Praxis ist vom Deutschen Wetterdienst und in der Wetterbranche
akzeptiert und gewünscht.
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