Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ADAM

 (getauft am 05.01.2018)

 

Über Mittel- und Westeuropa, respektive Deutschland, waren die ersten Januartage geprägt durch wechselhaftes, aber mildes Winterwetter, verursacht von ostwärts ziehenden Atlantiktiefs und deren Ausläufer. Die Tiefdruckaktivität sollte allerdings in den Tagen zwischen dem 06. und 09. Januar über Mitteleuropa zum Erliegen kommen, als ein sich zwischen Island und den Britischen Inseln neu formendes Hoch für Wetterberuhigung sorgte. Von den Wettermodellen, wie etwa dem amerikanischem GFS-Modell, wurde diese Entwicklung bereits einige Tage zuvor vorhergesagt, und so wurde das noch in Entstehung begriffene Hoch bereits am 05. Januar als Prognose auf den Namen ADAM getauft.

Erstmals machte sich die Antizyklone am 06.01. über Europa bemerkbar, genauer über den Britischen Inseln, wo ein markanter Luftdruckanstieg beobachtet wurde. Beispielsweise stieg das Barometer in Belfast von 1011 hPa morgens um 06 UTC, was 07 Uhr MEZ entspricht, auf 1025 hPa zum Abend 18 UTC. Damit kamen die Niederschlagsaktivitäten, die über dem Vereinigten Königreich bereits einige Tage anhielten, nach und nach zum Erliegen. Verbreitet konnte sich sogar die Sonne für mehrere Stunden durchsetzen, wobei mit der Antizyklone ein Schwall polarer Meereskaltluft einströmte und die Temperaturen selten auf mehr als +5°C stiegen.

Bis zum Ende des Tages hatte sich eine abgeschlossene Hochdruckzelle gebildet, die vom Seegebiet westlich der Britischen Inseln bis zur Nordsee und nach Westnorwegen reichte. Im Zentrum über Nordengland und Nordirland wurde am 07.01. um 00 UTC bereits ein Luftdruck von knapp über 1030 hPa gemessen. In den folgenden Stunden dehnte sich der Einfluss von Hoch ADAM rasch ostwärts über das nördliche Mitteleuropa bis ins Baltikum aus. Hierdurch lockerten die Wolken in einem breiten Streifen zwischen den Niederlanden, Niedersachsen, Mecklenburg, Polnisch Pommern bis nach Litauen auf und die Sonne konnte sich vermehrt zeigen. Gleichzeitig erreichte von Nordwesten her die kühlere, maritime Polarluft auch das nördliche Mitteleuropa, wodurch die Temperaturen nur noch in den leichten Plusgradbereich stiegen: ein Temperatursturz um gut 4 bis 7 Grad gegenüber dem Vortag. Beispielsweise lagen die Höchstwerte in Berlin und Hamburg bei +2°C, in Danzig bei +1°C und in Amsterdam bei +3°C. Auch über den Britischen Inseln dominierte die eingeflossene kühle Meeresluft, sodass die Temperaturen aufVortagesniveau verharrten.

Nachts klarte es unter antizyklonalem Einfluss verbreitet auf und zwischen Nord- und Ostsee, Rhein und Weichsel gab es verbreitet leichten, im Norddeutschen Tiefland auch mäßigen Frost. Berlin meldete ein nächtliches Minimum von -5°C, Lübeck sogar von -9°C und im polnischen Bydgoszcz Szwederowo sanken die Temperaturen bis auf -10°C. Ungewöhnlich kalt wurde es auch in Großbritannien und Irland mit beispielsweise -4°C in Belfast, -5°C in Sheffield und gar -9°C in Glasgow.

Unterdessen befand sich der Schwerpunkt von Hoch ADAM in der Nacht zum 08. Januar über Nordostdeutschland. Um 00 UTC wurde im Zentrum ein Luftdruck von knapp über 1035 hPa gemessen, wie etwa in Greifswald mit 1035,8 hPa. Die Antizyklone dehnte ihren Einfluss im weiteren Tagesverlauf bis nach Skandinavien und Osteuropa aus. Gleichzeitig verlagerte sich der Schwerpunkt langsam über Polen ostwärts. Gerade über Skandinavien hatte dies positive Effekte: Zum einen kamen auch hier Niederschlagsprozesse weitestgehend zum Erliegen, gebietsweise konnte sich sogar längere Zeit die Sonne behaupten. Zum anderen schwappte mit der Bewegung des Hochs ADAM weniger kalte Meeresluft von Nordmeer- und Nordsee nach Südskandinavien und verdrängte die hier zuvor lagernde, kontinentale Arktikluft. Dabei wurde der Dauerfrost der vorangegangenen Tage beendet und das Thermometer stieg beispielsweise im südwestschwedischen Maseskar bis auf knapp +6°C, in Stockholm konnten immerhin noch +2°C gemessen werden.

Über dem nördlichen Mitteleuropa stagnierten die Temperaturen ebenfalls im Bereich zwischen 0°C bis +5°C. Auch hinsichtlich der Sonnenscheindauer konnten keine nennenswerten Unterschiede zwischen Schweden und Polen verzeichnet werden, sie schien zumeist 6 bis 7 Stunden lang. Apropos, hinsichtlich der Ausdehnung reichte der Einfluss des Hochs ADAM lediglich bis zu den nördlichen Mittelgebirgen. Weiter südlich davon dominierten Wolkenfelder, die auf anhaltende Tiefdruckaktiviät über der Iberischen Halbinsel und dem westlichen Mittelmeer zurückzuführen waren.

In der sich anschließenden Nacht zum sowie am 09. Januar verlagerte sich Hoch ADAM mit Schwerpunkt rasch von Polen aus weiter über die Ukraine in Richtung Schwarzes Meer. Gleichzeitig kam es zu einem Luftdruckfall nicht nur über den Britischen Inseln, sondern auch über Benelux, Deutschland und Polen. Wolkenfelder als Vorboten eines heranziehenden, neuen Tiefs zogen von Südwesten und Westen auf und beendeten hier schon wieder das sonnige Hochdruckwetter. Dagegen konnte sich der Einfluss von Hoch ADAM von der Norwegischen See über das Baltikum bis nach Osteuropa halten bzw. sogar noch etwas ausbreiten. Mehr noch, im Bereich der Südskanden bildete sich ein zweiter Schwerpunkt des Hochs heraus, der den Namen ADAM II erhielt. Heiter oder sonnig präsentierte sich folglich das Wetter zwischen Norwegen und Schweden über Polen und die Ukraine bis ins östliche Rumänien, bei Temperaturen von vielfach +3 bis +5°C. Gebietsweise sowie über dem Baltikum oder Weißrussland blieb es jedoch trotz hohen Luftdrucks ganztägig trüb und frostig. In den windschwachen Verhältnissen im Bereich des Hochdruckzentrums hatten sich in der Nacht Nebelfelder gebildet, die sich tagsüber kaum auflösten. Nachts gab es im Einfluss des Hochs, der im Westen noch etwa bis zur Weichsel, Theiß und Donau reichte und im Osten bis zum Don, leichten, teils mäßigen Frost. Zum Beispiel sank die Temperatur in Warschau auf 0°C, in Minsk auf -2°C und in Kiew bis -5°C. Damit blieb es für Anfang Januar, also quasi Hochwinter, aber noch verhältnismäßig mild, was sicher auch auf die mangelnde Schneedecke in weiten Teilen Zentral- und Osteuropas zurückzuführen war. Gleichzeitig weiteten sich aufgrund windschwacher Verhältnisse die Nebel- und Hochnebelfelder über dem Baltikum, aber auch Weißrussland und dem Westen Russlands aus.

Währenddessen erstreckte sich am Morgen des 10. Januar eine ausgedehnte Hochdruckzone von Skandinavien über das Baltikum und die Ukraine bis zur Türkei und nach Südrussland. Der Schwerpunkt, Hoch ADAM I, befand sich dabei mit knapp über 1035 hPa über der Krim und dem Schwarzen Meer, ein zweiter, etwas schwächerer Kern, ADAM II, mit nahe an 1030 hPa über Südskandinavien. Allerdings hatte die Antizyklone ihren Höhepunkt bereits überschritten. Vor allem über Südosteuropa setzte in den folgenden Stunden kräftiger Luftdruckabfall ein. So meldete z.B. Odessa um 00 UTC noch einen Druck von 1036 hPa, um 18 UTC waren es nur noch 1025 hPa. Längeren Sonnenschein gab es noch über Teilen Skandinaviens, sowie in einem schmalen Streifen von Litauen über Weißrussland, Nord- und Ostukraine bis nach Südrussland. Dort wo sich die Sonne länger durchsetzen konnte, stiegen die Temperaturen in den leicht positiven Bereich, wie z.B. in Kiew und St. Petersburg mit +1°C. Über dem Süden Skandinaviens wurden Werte um oder knapp über 5°C erreicht, sonst blieb es unter tiefen Stratuswolken frostig.

Im weiteren Verlauf kam es zu einer Weiterentwicklung von Hoch ADAM. Am 11. Januar teilte sich die mittlerweile recht schmale Hochdruckzone in zwei eigenständige Antizyklonen auf. Während ADAM I sich am 11.01. mit Zentrum vom Schwarzen Meer rasch in Richtung Kasachstan ostwärts verlagerte und damit aus dem Ausschnitt der Berliner Wetterkarte entschwand, blieb ADAM II über Südskandinavien zurück. Mehr noch, über der Skandinavischen Halbinsel kam es in Folgestunden zu einem kräftigen Luftdruckanstieg und der Genese einer neuen Hochdruckzelle, die den Namen BORCHERT erhielt. Hoch ADAM fungierte hierbei als Keimzelle. Auch wenn der Name ADAM aus den Wetterkarten zum 12.01. verschwand, konnte sich das freundliche Winterwetter über Schweden, Norwegen, aber auch Finnland oder dem Baltikum auch an den nächsten Tagen fortsetzen.