Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet AFRA

(getauft am 24.06.2021)

 

Zum 24.06.2021 erreichte ein Gebiet hohen Luftdrucks, ausgehend von den Azoren, die westlichen Gefilde Europas. Die Meteorologen der Berliner Wetterkarte (BWK) prognostizierten, dass eben jenes Hochdruckgebiet in den kommenden Tagen das europäische Wetter beeinflussen würde, am 25.06. um 12 UTC sollte es bereits mit seinem Zentrum über dem Elsass liegen. Aufgrund dessen wurde diese Antizyklone, wie Hochdruckgebiete auch bezeichnet werden, in der Prognose für den 25.06. auf den Namen AFRA getauft. Nachdem zahlreiche Tiefdruckgebiete mit Unwetterereignissen vor allem in Mitteleuropa das Wettergeschehen an den vorherigen Tagen prägten, brachte das Hoch AFRA nun eine Beruhigung der aktuellen Situation mit sich.

Am 25.06. um 00 UTC (dies entspricht 02 Uhr MESZ) befand sich Hoch AFRA erstmals namentlich auf der Bodenwetterkarte der Berliner Wetterkarte, allerdings nicht wie prognostiziert über dem Osten Frankreichs, sondern über dem südlichen Golf von Biskaya kurz vor der Westküste Frankreichs. Mit einem Zentrumsdruck von etwas über 1025 hPa trat Hoch AFRA allerdings noch nicht als eigenständiges Hochdruckgebiet in Erscheinung, da es zu diesem Zeitpunkt noch keine geschlossene Isobare (Linie gleichen Luftdrucks) um das Zentrum herum besaß, was für die Definition einer eigenständigen Antizyklone Voraussetzung wäre. Das Einflussgebiet war aufgrund der in jede Himmelsrichtung befindlichen Tiefdruckgebiete noch sehr begrenzt, vergrößerte sich allerdings bis zum nächsten Tag mit Verlagerung in Richtung Mitteleuropa, zumindest etwas. Die Tageshöchsttemperaturen lagen an diesem Tag im Einflussgebiet zwischen 13,0°C in Le Puy-en-Velay, dem Ausgangspunkt des französischen Jakobsweges, und 21,5°C in Bordeaux. Die Tiefsttemperaturen befanden sich im Durchschnitt 10 Kelvin unter den Tageshöchsttemperaturen. Hochdruckgebiete haben das Vorurteil, dass sie schönes Wetter inklusive Sonnenschein mit sich bringen. Ob das Wetter schön ist, liegt im Auge des Betrachters, aber das Vorurteil in Bezug auf den Sonnenschein stimmte, zumindest bei diesem Beispiel. Am Vortag lag die Anzahl der Sonnenstunden zwischen 1,6 in Brive-la-Gaillarde und 6,6 in Cognac. Am 25.06. schien die Sonne unter dem Einfluss von Hoch AFRA zwischen 9,9 Stunden in Aurillac und 13,8 Stunden in Biscarrosse. Im Tagesverlauf verlagerte sich das Hochdruckgebiet in Richtung Süddeutschland.

Am 26.06. um 00 UTC wurde Hoch AFRA über den französischen Regionen Auvergne-Rhône-Alps, Bourgogne-Franche-Conté und Grand Est sowie der Schweiz und Süddeutschland analysiert. Der Kern lag nördlich des Bodensees mit einem Luftdruck von 1022 hPa.  Die sich zuvor noch in weiten Teilen Mitteleuropas befindliche maritim erwärmte Subpolarluft wurde mit Verlagerung des Hochdruckgebietes verdrängt und durch die wärmere Luft der mittleren Breiten ersetzt. Auf Grundlage dessen und dem Fakt, dass zu dieser Jahreszeit die längsten Tage mit der maximal möglichen Sonnenscheindauer auftreten, wurden Tageshöchsttemperaturen von z.B. 23,5°C in Bern bis zu 25,4°C in Besanςon und 26,5°C in Wolfach registriert. Einige Orte überschritten auch die 25°C-Marke und verzeichneten damit einen Sommertag. An exponierten Lagen, wie dem Feldberg im Schwarzwald, befand sich die Maximaltemperatur bei 14,8°C. In der Nacht sanken die Temperaturen auf Werte um 15,4°C auf dem Militärflugplatz Nancy-Ochey bis zu 12,0°C in Freudenstadt.

 

Zum 27.06. zu 00 UTC verlagerte sich das Zentrum von Hoch AFRA weiter ostwärts, positionierte sich in etwa über Prag und vergrößerte insgesamt dessen Einflussbereich. Trotz des größeren Einflussgebietes schwächte sich die Antizyklone allmählich ab und besaß nun nur noch einen Luftdruck von rund 1016 hPa. Beeinflusst wurden Deutschland, die Schweiz, Österreich, Norditalien, Tschechien, Polen sowie Dänemark. Im Osten grenzte das Frontensystem von Tief VOLKER, im Westen das von Tief XERO an. Insgesamt war die Wettersituation ruhig, nur in den Morgenstunden gab es an den Küsten- sowie Gebirgsregionen feuchten Dunst. Bis auf den äußersten Norden Deutschlands verzeichneten die Wetterstationen Temperaturen für einen meteorologisch-klimatologischen Sommertag, wie beispielsweise 25,7°C in Hoogeveen oder 28,1°C in der Münchener Innenstadt. Per Definition von einem Heißen Tag, ab 30,0°C, gab es diesen zum Beispiel in Bernburg an der Saale und in Windischgarsten mit exakt 30,0°C. In der Nacht zum 28.06. gingen die Temperaturen auf Werte zwischen 16,2°C in Rheinland-Pfalz (Deuselbach) bis zu 12,0°C in Mecklenburg-Vorpommern (Teterow) zurück. Überschreitet die Skala des Thermometers in der Nacht die 20°C-Marke, spricht man von einer sogenannten Tropennacht. Die einzige Tropennacht vom 27.06. zum 28.06. gab es per Definition in der Umgebung der Messstation Karlsruhe-Siemens. Betrachtet man den durchschnittlichen Bedeckungsgrad (im Süden 4/8 und im Nordosten 2/8) ist es nicht verwunderlich, dass vor allem im Nordosten und Südosten Deutschlands die Sonne am längsten schien. Die maximal mögliche Anzahl an Sonnenstunden wurde von vielen Stationen an der Ostseeküste erreicht, beispielsweise in Putbus auf der Ostseeinsel Rügen mit 15,9 Stunden. Ab dem Nachmittag rückte das Tief XERO aus dem Westen mit signifikantem Niederschlag nach Deutschland voran.

Aus diesem Grund wurde Hoch AFRA weiter in Richtung Osten verdrängt, so dass es am 28.06. um 00 UTC über Posen in Polen analysiert wurde und demzufolge nachfolgend das Wetter in Ostdeutschland, Polen und im Norden des Balkans beeinflusste. Dabei gab es vor allem im Osten Deutschlands fast überall einen Heißen Tag, wie z.B. in Groß Kreutz mit 31,6°C. Polen konnte zumindest noch einige Stationen mit Sommertagen (also 25°C oder mehr) verbuchen. Bis zum späten Abend war die Subtropikluft noch dominierend, bevor mit dem Vorandringen der Zyklone XERO einerseits ein Luftmassenwechsel und andererseits ein Wetterumschwung bevor stand. Hoch AFRA wurde mehr und mehr in Richtung Schwarzes Meer verdrängt, brachte jedoch auf dessen Zugbahn nochmals sommerliche Temperaturen sowie Wetterberuhigung mit sich.

 

Am Ersten des Monats Juli im Jahr 2021, dem letzten Tag des Hochs AFRA auf der Bodenwetterkarte, wurde es noch einmal über der georgisch-russischen Küste des Schwarzen Meeres mit einem Luftdruck von etwas über 1015 hPa analysiert, bevor die Antizyklone mit weiterer Ostverlagerung den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte endgültig verließ.