Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet AFRA

(getauft am 25.11.2011)

 

Im Laufe des 23.11.2011 bewegte sich das Tiefdruckgebiet XAVER vom mittleren Nordatlantik in Richtung Westeuropa. Hinter seinem Frontensystem konnte sich ein Hochdruckgebiet ausbreiten, welches sich von Kanada nun über den mittleren Nordatlantik verlagerte. Bis zum 25.11. setzte sich diese Verlagerung fort, sodass die Hochdruckzone nun in Richtung Europa zog und dort für das Wettergeschehen wirksam wurde. Deshalb wurde es an diesem Tag auf den Namen AFRA getauft.

Zum Zeitpunkt der Taufe befand sich der Kern des Hochs AFRA mit einem Druck von ca. 1031 hPa rund 400 km nordöstlich der Azoren. Sein Einflussbereich erstreckte sich bis weit südwestlich über den Nordatlantik und in der Gegenrichtung bis kurz vor die Westküsten von Frankreich und den Britischen Inseln. Hier befand sich jedoch noch der Tiefausläufer der Zyklone XAVER, welcher aber fortschreitend verdrängt wurde.

Bis zum 26.11. verlagerte sich die Antizyklone AFRA mit der wettersteuernden Luftströmung in rund 5500 m Höhe in Richtung Osten. Das Zentrum befand sich nun über dem Raum von Bordeaux und verstärkte sich auf einen Druck von rund 1036 hPa. Dabei verlagerte sich ebenfalls der Einflussbereich des Hochs, der nun die Bereiche von den Azoren bis zur bulgarischen Hauptstadt Sofia und von Rabat in Marokko bis nach London umfasste. Zwar befand sich im zentralen Bereich der Antizyklone immer noch die Kaltfront des Tiefs XAVER, diese verlor jedoch durch das Hoch AFRA an Wetteraktivität und löste sich anschließend in diesem Bereich auf. Somit gab es im Bereich dieser Front nur noch wolkiges Wetter, um diese Gebiete herum schien verbreitet die Sonne, wie in Madrid mit 9,2 Stunden Sonnenschein und einer Höchsttemperatur von 14,4°C. In der folgenden Nacht kühlte es sich in den wolkenarmen Bereichen empfindlich ab, sodass die Tiefsttemperatur in Madrid bei 3,0°C lag.

Etwas anders sah die Wetterlage in den östlichen Gebieten des Einflussbereiches aus. Da ein Hoch die Luft im Uhrzeigersinn um sich herum lenkt, strömten in diesen Bereich kühlere Luft aus nördlichen Regionen herein. Somit bildete sich oft Nebel, da die kalte Luft weniger Feuchtigkeit halten kann, als warme. Dadurch gab es zum Beispiel am 26.11. in Budapest 1,1 Stunden Sonnenschein, wodurch sich auch die Temperaturen mit maximal 3,9°C in einem deutlich niedrigeren Bereich befanden. Nachts gingen die Werte dann zurück bis auf -0,4°C. Eine stärkere Abkühlung war hier nicht möglich, da der Nebel sich zu einer ausgedehnten Hochnebeldecke entwickelte und somit die thermische Ausstrahlung verhinderte, wie sie bei klarem Himmel der Fall wäre.

Bis zum 27.11. dehnte sich der Einflussbereich der Antizyklone AFRA weiter aus. Von den Azoren bis zur Bulgarischen Schwarzmeerküste und von Süddeutschland bis zur lybischen Hauptstadt Tripolis herrschte ein Druck von mindestens 1025 hPa. Somit wurde das Wettergeschehen von ganz Südeuropa und den südlichen Teilen Mitteleuropas vom Hoch AFRA bestimmt. Die Hochdruckzone besaß mittlerweile zwei Kerne. Der erste befand sich über dem Zentralmassiv Frankreichs mit einem Druck von rund 1032 hPa und der zweite zwischen Belgrad und Sofia mit einem Druck von ca. 1033 hPa. Im Mittelmeerraum zeigte sich erneut verbreitet die Sonne, wie in Rom mit 8,6 Stunden Sonnenschein und einer Maximaltemperatur von 17,0°C. Auch in Stuttgart lösten sich die Wolken der nördlich vorbeiziehenden Tiefdruckwirbel durch den zunehmenden Hochdruckeinfluss auf, sodass auch hier 8,0 Stunden Sonnenschein gemeldet wurden. Durch die kältere Luftmasse nördlich der Alpen lag die Höchsttemperatur hier bei 5,5°C, jedoch wurden am Vortag nur 4,7 Stunden Sonnenschein mit maximal 2,7°C registriert. Im Osten hielt sich weiterhin teils zäher Nebel und Hochnebel. In Budapest gab es dadurch keine einzige Stunde Sonnenschein bei Temperaturwerten bis nur 1,2°C. In den Morgenstunden wurde dort sogar Eisnebel beobachtet.

Mit einer kräftigen Westströmung im 500-hPa-Niveau, also in der wetterbestimmenden Höhe von rund 5500 m, zog das Frontensystem von Tiefdruckwirbel YODA bis zum 28.11. über weite Teile Europas hinweg, wodurch sich das Hoch AFRA deutlich abschwächte und an Einfluss verlor. Der Kern befand sich nun rund 100 km östlich der Halbinsel Krim über dem Küstengebiet des Schwarzen Meeres mit einem Druck von rund 1023 hPa. Trotzdem sorgte die Antizyklone im Bereich der Schwarzmeerküsten verbreitet für viel Sonnenschein. Obwohl die Tiefsttemperatur in der bulgarischen Küstenstadt Burgas bei -0,9°C lag, stieg die Temperatur durch die langanhaltende Einstrahlung bis auf 12,5°C. Ein solcher Tagesgang der Temperatur von 13,4 Grad Ende November ist selbst in Bulgarien beachtlich.

Durch die sich weiter intensivierende Westströmung in der Höhe, driftete das Hoch AFRA weiter nach Osten, wodurch es sich am Morgen des 29.11. nicht mehr im Analysebereich der Berliner Wetterkarte befand.


Geschrieben von Paul Heger

Berliner Wetterkarte: 26.11.2011

Pate: Herbert Stepp