Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet ALDO
(getauft
am 20.01.2004)
Mit einem ausgedehnten Trog im
500-hPa-Niveau über Osteuropa war die allgemeine Wetterlage in der zweiten
Januarhälfte sehr wechselhaft. Dafür sorgten viele, z. T. auch ziemlich
kräftige, Tiefdruckgebiete über Europa und dem Mittelmeerraum. Erst am 20.
Januar konnte in der Bodenwetterkarte das erste Hochdruckgebiet im Jahr 2004
über dem Europäischen Nordmeer und Skandinavien analysiert werden. Zwischen
einem Tief über Spitzbergen und dem Tief KINGA über der Ostsee wurde dieses
erste Hoch 2004 auf den Namen ALDO getauft.
Bis
zum 23. Januar verlagerte sich ALDO mit der fast meridionalen Höhenströmung
weiter nach Süden, so dass Deutschland und die Alpenregionen mehr und mehr
unter Hochdruckeinfluss kamen. Dabei wandelte sich die arktische Luft (xA)
langsam in eine kontinental geprägte Kaltluft (cP) um.
Im
Westen machte sich am 21. Januar bei den Temperaturen die Grenze zur Luft
subtropischen Ursprungs bemerkbar, die über Ostengland und Mittelfrankreich
lag. Während große Teile Deutschlands im leichten Dauerfrostbereich lagen,
wurde im Westen der Gefrierpunkt überschritten.
In
der folgenden Nacht setzte sich die Abkühlung der unteren Troposphäre weiter
fort. Die Tiefstwerte lagen meist im Bereich des mäßigen Frostes. So herrschten
z.B. in Berlin-Dahlem -8,1°C und in Cottbus sogar -12°C. Die über der Ostsee
angefeuchtete Luft sorgte jedoch auch weiterhin für vereinzelte Schneeschauer
in dieser Region.
Der
Dauerschneefall auf dem Brocken im Harz ließ erst gegen Abend nach und so
konnte am Morgen die für Januar beachtliche Schneehöhe von 1,80 m gemessen
werden. Die nördliche Anströmung führte die Luft nach einer längeren
Verweildauer über der Ostsee auch nach Polen. Dort kam es zu teils kräftigen Schneeschauern.
Unweit der Danziger Bucht in Elbingen erhöhte sich die Schneedecke von 18 cm
vom Vortag auf 37 cm.
Bis
zum 23. Januar verlagerte sich die Grenze zu deutlich milderer Meeresluft bis
über die Nordsee und Frankreich hinweg ins westliche Mittelmeer. Dies führte
auch zu einer weiteren Verschärfung der Temperaturgegensätze in Mitteleuropa
zwischen Ost und West. Recht milde Luft befand sich im äußersten Nordwesten
Deutschlands: in Münster beispielsweise wurden Tiefstwerte von +2°C gemessen.
Im Osten wandelte sich die Luft im antizyklonalen Bereich des Hochs ALDO in
erwärmte subpolare Festlandsluft (cP) um, in der die Temperatur bei meist
wolkenlosem Himmel sehr weit zurückging. Im südlichen Brandenburg sank die
Temperatur auf -18,1°C (Coschen), am
östlichen Berliner Stadtrand in Berlin Kaniswall auf -14,5°. Im südlichen Polen wurden sogar -24,1°C gemessen
(Jelena Gora).
Auch
bei den Höchsttemperaturen gab es große Unterschiede: In Görlitz blieb das
Quecksilber bei -7°C stehen, während es am Rhein in Düsseldorf auf +6°C
kletterte.
Am
24. Januar schnürte sich das südlichere der beiden Zentren des lang gestreckten
Höhentroges über Osteuropa zu einem eigenständigen Wirbel ab. Nördlich dieses
Höhentiefs entstand ein Höhenkeil, der sich am Morgen von der Iberischen
Halbinsel über Mitteleuropa hinweg bis nach Russland erstreckte. Auch im
Bodendruckfeld nahm das am Vortag noch über Tschechien gelegene Hoch ALDO
Verbindung mit einem über Westsibirien liegenden Hoch auf und verstärkte sich
dabei.
ALDO
sorgte am 24. Januar in seinem Einflussbereich in der Nacht bei meist geringer
Bewölkung für starken Frost: -20°C in Prag, -25°C in Jelena Gora und sogar
-28°C in Oderwitz in der Niederlausitz.
In
der folgenden Woche verlagerte sich ALDO auf dem Boden entsprechend seinem
zugehörigen Höhenkeil. Dieser Höhenrücken wurde weiter zonal nach Russland
gedrängt, während sich über Mittel- und Osteuropa ein neuer Höhentrog
etablieren konnte. Da ALDO sich nun auch in die höhere Tropopause erstreckte
(500-hPa-Niveau) konnte das Bodenhoch sich weiter verstärken.
Bei
meist wolkenreichem Himmel und vereinzeltem Schneefall blieb das Wetter in
Russland winterlich. Frosttage mit bis zu minus 10 bis 15°C waren nicht selten,
vor allem, wenn es vereinzelt zu Wolkenauflockerungen kam.
Vom
28. Januar an blieb ALDO mehr oder weniger stationär über dem Ural. Mit einer
weitern Verstärkung des Höhenhochs erreichte ALDO seinen höchsten Druck am 03.
Februar mit etwa 1050 hPa. Unter leichter Abschwächung verlagerte sich ALDO
langsam weiter nach Ostrussland, so dass er nach 16 „Lebenstagen“ den
analysierten Kartenausschnitt verließ.
Geschrieben am 15.02.2004 von Sevim Müller
Wetterkarte: 23.01.2004
Pate: Aldo Martinelli