Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet ALEXANDER
(getauft am 30. Dezember 2020)
Ein Gebiet hohen Luftdrucks zog vom
Nordosten der USA in den letzten Tagen des Jahres 2020 über den Nordatlantik in
Richtung Europa. Anhand der Prognosekarte für den 31.12.2020 um 13 Uhr MEZ
wurde dieses Hochdruckgebiet von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf
den Namen ALEXANDER getauft.
Das Zentrum der Antizyklone ALEXANDER
lag am Silvestertag über dem Nordatlantik zwischen den Azoren und Island mit
einem Druck von rund 1029 hPa. Im Einflussbereich des Hochs befanden sich nur
auf den Azoren entsprechende Messgeräte, um die Sonnenscheindauer zu erfassen. Maximal
wurden dabei 4,5 Stunden in Ponta Delgada bei einer
dortigen Höchsttemperatur von 16,7°C registriert. An den übrigen Stationen der
Inselgruppe wurden beispielsweise 17,8°C in Horta oder 16,0°C in Angra erreicht.
Bis zum nächsten Tag verharrte das
Hochdruckgebiet ALEXANDER praktisch an Ort und Stelle, der Zentrumsdruck stieg
mit etwa 1033 hPa aber an. Das Einflussgebiet des Hochs vergrößerte sich ein
wenig und umfasste neben den Azoren auch Madeira, Teile der Kanaren und Island.
Den meisten Sonnenschein gab es dabei mit 5,5 Stunden in Porto Santo oder 4,25
Stunden in Funchal. Die Höchstwerte betrugen 16,9°C auf der Azoren-Insel Pico,
21,5°C auf Teneriffa und als Kontrast frostige -3°C in Akurnes
auf Island.
Am 02.01.2021 um 01 Uhr MEZ lag das
Zentrum des Hochdruckgebietes ALEXANDER weiterhin über dem nordöstlichen
Atlantik. Bei einem im Vergleich zum Vortag wieder etwas abgeschwächtem Kerndruck
von knapp 1029 hPa beeinflusste die Antizyklone das Wetter auf den Azoren,
Madeira, den Kanaren und Irland. Mit dem zunehmenden Einfluss des Hochs durch
Absinkbewegung der Luft, die die Wolken dünner werden lässt oder auflöst,
betrug die Sonnenscheindauer in Cork 6,25 Stunden oder 5,5 Stunden in
Thomastown in Nordirland. Eine ähnliche Sonnenausbeute gab es auf Teneriffa mit
6,25 Stunden. Die Maximaltemperaturen betrugen dazu 21,1°C auf La Gomera,
17,6°C auf Pico und 7,6°C auf der Insel Valentia an
Irlands Westküste.
Bis zum darauffolgenden Tag erstreckte
sich der Einflussbereich des Hochdruckkomplexes ALEXANDER vom nordöstlichen
Atlantik nach Nordosten bis nach Schweden. Hinter dem Tief KIRA bildete sich
dabei mit dem Kern bei Trondheim das Hoch ALEXANDER II mit einem Zentrumsdruck
von rund 1028 hPa. Das Hochdruckgebiet ALEXANDER I lag immer noch mit dem
Zentrum über dem Nordostatlantik, wo ein Druck von circa 1029 hPa festgestellt
wurde. In Portugal kamen so bis zu 8 Sonnenstunden in Montijo
bei Lissabon zusammen. Im Bereich dieser Hochdruckbrücke wurden zudem
beispielsweise 6 Stunden auf Tiree vor Schottlands
Westküste gemessen. Die Temperaturspanne reichte von bitterkalten -10,8°C in Hemsedal im Süden Norwegens, 0,4°C in Bergen, 6,5°C in Wick
und 11,9°C am Cabo Carvoeiro. An der Ostseite des
Hochdruckkomplexes ALEXANDER gelang erwärmte Subpolarluft bis nach Portugal.
Das Hochdruckgebiet ALEXANDER I hatte
sich bis zum nächsten Tag über dem Nordostatlantik abgeschwächt und war nur
noch als Hochdruckkeil ohne Kern erkennbar während das jetzt als ALEXANDER
bezeichnete Hoch mit dem Zentrum über dem Süden Norwegens und Schwedens lag.
Dort wurde ein maximaler Luftdruck von knapp 1037 hPa gemessen. Die Antizyklone
ALEXANDER beeinflusste das Wetter mit heiterem Himmel im nördlichen Finnland,
Norwegen, Schweden, im nördlichen Dänemark und auf den Britischen Inseln. In
Großbritannien wurden deshalb etwa 5,75 Sonnenstunden in Dundrennan
oder 4,75 Sonnenstunden in Shannon registriert. In Skandinavien herrschte dabei
strenger Dauerfrost mit -10,7°C in Bortnan und
-11,6°C in Luleå. Nur an der Küste mit dem wärmenden
Wasser des Golfstromes stieg die Temperatur zum Beispiel auf 1,5°C in Fossmark. Mit der östlichen Strömung an der Südflanke der
Antizyklone ALEXANDER gelang Polarluft bis nach Großbritannien. In Edinburgh
wurden so nur 3,4°C gemessen, in Ballypatrick 4,2°C.
Bis zum nächsten Tag bildete sich eine
Hochdruckbrücke aus, die aus den Hochdruckgebieten ALEXANDER I, II und III
bestand und vom nordöstlichen Atlantik bis nach Finnland in einem rund 700 km
breiten Korridor reichte. Dabei lag das Zentrum vom Hoch ALEXANDER I über dem
nordöstlichen Atlantik mit einem Druck von ungefähr 1033 hPa. Die Kerne der
Antizyklonen ALEXANDER II und III befanden sich zwischen Trondheim und Oslo bzw.
über den mittleren Landesteilen Finnlands mit einem jeweiligen maximalen
Luftdruck von rund 1036 hPa. Bis zu 7 Sonnenstunden im walisischen Aberdaron wurden dabei gemessen, wobei die skandinavischen
Länder keine Daten hinsichtlich der Sonnenscheindauer veröffentlichen. Es
bildete sich zudem in Schweden und Finnland Nebel, weil bei dem schwachen Wind
die Kaltluft am Boden verharrte und auskondensierte. In Skandinavien herrschte
mäßiger Dauerfrost in polarer Luft mit beispielsweise -15,8°C in Oulu oder
-10,8°C in Östersund. In Richtung Britische Inseln betrugen die Höchstwerte
-1,1°C in Altnaharra und 4,1°C in Ballypatrick.
Am nächsten Tag bestand die
Hochdruckbrücke noch aus dem Hochdruckgebiet ALEXANDER I mit dem Kern über dem
nordöstlichen Atlantik bei einem Druck von circa 1034 hPa. Neben dichten
Wolkenfeldern schien in Großbritannien und Irland aber auch länger die Sonne
mit beispielsweise 6,5 Stunden in Camborne und 5
Stunden in Cork. Die Höchsttemperaturen lagen in diesem Bereich bei 6,0°C in Coningsby und 5,4°C in Claremorris.
Nordöstlich des Hochs ALEXANDER I befand sich das Zentrum der Antizyklone
ALEXANDER II, immer noch zwischen Trondheim und Oslo mit dem Einflussgebiet über
dem Süden Norwegens und Schwedens sowie einen Kerndruck von knapp 1033 hPa.
Viel Sonnenschein gab es im beschriebenen Gebiet Skandinaviens bei maximalen
Temperaturen von -6,9°C in Oslo, -12,3°C in Vossevangen
und etwas milderen 1,2°C an der Küste in Florø.
Innerhalb der darauffolgenden 24
Stunden löste sich die Verbindung zwischen den Hochdruckgebieten ALEXANDER I und
II größtenteils auf. Der Kern des Hochs ALEXANDER I über Wales wies einen
maximalen Luftdruck von rund 1022 hPa auf und dessen Einflussgebiet umfasste
Wales, England und das nordwestliche Frankreich. Der meiste Sonnenschein wurde
dabei nach anfänglichem Nebel in Rennes mit 5,5 Stunden oder 7,75 Stunden in
Nantes registriert. Dazu erreichte die Temperatur Werte von 5,9°C in Plymouth,
4,0°C bei Dover und 8,6°C in Lannion. Mit einem Kerndruck von circa 1026 hPa
lag das Zentrum des Hochdruckgebietes ALEXANDER II über dem mittleren Teil
Schwedens. Das schwache Hoch hatte aber leider nicht die Kraft, die Bewölkung
aufzulockern. Im Norden und der Mitte der skandinavischen Halbinsel herrschte
weiterhin mäßiger Dauerfrost mit -12,3°C in Vilhelmina,
-4,8°C in Sundsvall und -3,6°C in Umeå.
Mit der Annäherung einer Front über den
Britischen Inseln und dem Tiefdruckkomplex AHMET löste sich das Hochdruckgebiet
ALEXANDER I auf. Das übrig gebliebene Hochdruckgebiet ALEXANDER II, nun nur
noch als ALEXANDER weitergeführt, befand sich am 08.01.2021 um 01 Uhr MEZ mit
dem Zentrum über dem Süden Skandinaviens. Dort wurde ein Druck von knapp 1021
hPa gemessen. Wie am Vortag lag der Einflussbereich des Hochs ALEXANDER über
dem Norden und der Mitte Norwegens und Schwedens. Besonders in Norwegen kam
dabei längere Zeit die Sonne raus bei weiterhin kalten Höchsttemperaturen in
einer polaren Luftmasse von -2,0°C in Borlänge und
-3,8°C in Oslo.
Bis zum nächsten Tag verlagerte sich
die Antizyklone ALEXANDER nur ganz wenig unter leichter Verstärkung nach
Südwesten. Am 09.01.2021 um 01 Uhr MEZ betrug über dem Süden Norwegens der
maximale Luftdruck etwa 1025 hPa. Zum Einflussbereich der Antizyklone ALEXANDER
gehörten nur noch der südliche Teil Norwegens und der Großraum Stockholm, wo
vielerorts heiteres Wetter beobachtet werden konnte. Mit -16,5°C in Lillehammer
oder etwas weniger kalten -4,4°C in Älvdalen gab es
verbreitet Dauerfrost.
Mit der steigenden Einflussnahme des
Hochs ANTJE II über Mitteleuropa war das Hochdruckgebiet ALEXANDER am folgenden
Tag nur noch als kleiner Keil über der Ostsee auf der Berliner Wetterkarte zu
erkennen. Durch Annäherung des Frontensystems von Nordmeertief CEMAL konnte in
der Folge nicht mehr Hoch ALEXANDER in dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte
ausfindig gemacht werden. Somit wurde die Antizyklone nach einer für ein Hoch
doch recht langen Lebensdauer von insgesamt 10 Tagen am 09.01.2021 das letzte
Mal namentlich auf der Wetterkarte erwähnt.