Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ALF

(getauft am 06.01.2016)

 

An der Westflanke eines weitreichenden und auch bis in die Höhe ausgeprägten Hochdruckgebiets über Westsibirien spaltete sich am 05.01.2016 ein weiteres Hoch über dem Bottnischen Meerbusen ab, welches mit einem zentrumsnahen Drucks von ca. 1018 hPa am Folgetag auf den Namen ALF getauft wurde.

An ihrem Tauftag befand sich die Antizyklone ALF mit ihrem Zentrum über der schwedischen Ostküste knapp nördlich der Stadt Umeå. Aufgrund eines umfangreichen Tiefdruckwirbels in einer Höhe von 5,5 km, welches sich über Karelien befand, trat im Einflussbereich des Hochs ALF tagsüber noch starke Bewölkung mit Schneefällen auf, wobei 24-stündige Niederschlagsmengen von bis zu 9,9 l/m² im schwedischen Holmon bis 07 Uhr MEZ des 07.01. gemessen wurden. Im Bereich des Hochs ALF flossen derweil kontinentale Luftmassen arktischen Ursprungs ein. Vor allem in der Nordhälfte Skandinaviens und Finnlands trat dadurch verbreitet durchgängig sehr strenger Frost mit Tageshöchstwerten zwischen -20 und -30°C auf. Noch kälter wurde es beispielsweise in Cuovddatmohkki in Norwegen mit 33,4°C oder im schwedischen Nedre Soppero mit einem Maximum von -34,9°C. Wärmer blieb es hingegen im Süden im Bereich subpolarer Luftmassen, wobei in Skillinge im Süden Schwedens +0,5°C und an der norwegischen Station Gullfaks C +3,4°C erreicht wurden. In der Nacht klarte es in Folge des Hochdruckeinflusses vielerorts auf, wodurch die Luft weiter auskühlte und die Temperaturen sanken. Die niedrigsten Tiefstwerte konnten dabei mit -41,0°C im finnischen Muonio, mit -42,5°C in Cuovddatmohkki und mit -42,9°C im schwedischen Naimakka registriert werden.

Um 01 Uhr MEZ des 07.01. befand sich das Zentrum des Hochs ALF nahe der nordschwedischen Stadt Luleá an der Nordküste des Bottnischen Meerbusens. Der Kerndruck erhöhte sich leicht auf 1021 hPa. Der Einflussbereich blieb im Vergleich zum Vortag konstant und umfasste Skandinavien, Finnland und das Baltikum. Abermals herrschte dabei aufgrund der einfließenden arktischen Luftmassen verbreitet Dauerfrost, der vor allem im Norden sehr streng ausfiel. An der norwegischen Station Kautokeino wurden maximal lediglich -28,4°C erreicht. Im schwedischen Buresjon konnten sogar nur -33,5°C gemessen werden. Auch in Lettland, Litauen und Estland lagen die Höchsttemperaturen mit Werten zwischen
-10 und -17°C im strengen Frostbereich. Trotz des ausgeprägten Höhenwirbels über Karelien wurden in den baltischen Staaten noch Sonnenscheindauern von meist 3 bis 5 Stunden registriert. Das Zentrum des Hochs ALF zog im Tagesverlauf nach Südosten in Richtung des Baltikums. Gleichzeitig entwickelte sich korrespondierend zum Höhenwirbel nun auch Tiefdruckgebiet im Bodenniveau über dem Weißen Meer. In der folgenden Nacht sanken indes auch im Baltikum die Temperaturen bis deutlich unterhalb von -20°C. Dazu klarte es mitunter auf, oftmals bleib es aber auch dunstig.

Um 01 Uhr MEZ am Folgetag wurde das Zentrum der Antizyklone ALF mit einem leicht abgeschwächten Druck von 116 hPa über Estland analysiert. Der Einfluss des Hochs reichte zu diesem Zeitpunkt über das Baltikum sowie Weißrussland und dem Westen Russlands. Wieder konnten in den baltischen Staaten 4 bis 6 Stunden Sonnenschein verzeichnet werden, auch im Norden Weißrusslands wurden diese Werte erreicht. Dabei stiegen die Temperaturen jedoch nur selten über -10°C an. Im weißrussischen Verhnedvinsk wurden gar nur maximal -14,2°C, in Sankt Petersburg -16,8°C, im lettischen Aluksne -18,2°C und im estnischen Voru sogar lediglich -21,1°C als Tageshöchstwert gemessen.

Mit der ostwärts gerichteten Verlagerung des Tiefs BRITTA II bis zur Ostseeküste Polens wurde das Hoch ALF ebenfalls nach Osten gedrängt, wo es sich am 09.01. über dem Nordosten Russlands zwischen dem Tief BRITTA II, der Zyklone ANNELIESE über der Ostukraine und einem unbenannten Wirbel über der Kola-Halbinsel befand. Der Druck im Zentrum des Hochs ALF stieg erneut an und betrug um 01 Uhr MEZ 1018 hPa. Zu diesem Zeitpunkt umfasste der Einflussbereich ein Gebiet von Estland bis zum Ural und von Karelien bis zum Raum Moskau. Durch die umliegenden Tiefdruckgebiete und den zugehörigen Wolkenfeldern blieb es meist dicht bewölkt und nur vereinzelt schien die Sonne für wenige Stunden. So beispielsweise im südöstlich von Sankt Petersburg gelegenen Tikhvinka mit einer Sonnenscheindauer von knapp 4 Stunden. In der einfließenden arktischen Luft erhöhten sich die Temperaturen am Tag verbreitet nicht über -20°C. Sankt Petersburg blieb mit -18,1°C noch am wärmsten.

Das weiterhin nur in den unteren Troposphärenschichten ausgeprägte Hoch ALF verlagerte sich bis zum Folgetag abermals nach Westen bis über Südkarelien. Der zentrumsnahe Druck blieb dabei im Vergleich zum Vortag konstant bei 1018 hPa. Das Hoch ALF konnte seinen Einfluss nochmals ausdehnen und umfasste um 01 Uhr MEZ dieses Tages mit einem weiteren Hochdruckzentrum über Mittelschweden Skandinavien, Finnland sowie Teile des Baltikums, Nordweißrusslands und des Nordwestens Russlands. Durch die erneute Zufuhr arktischer Luftmassen sanken die Temperaturen vor allem im Norden Skandinaviens wieder leicht ab. Wie an den vorangegangen Tagen blieben diese Gebiete im strengen Dauerfrostbereich mit Tiefstemperaturen bis unterhalb von -30°C. So meldete die schwedische Station Gielas um 19 Uhr MEZ eine 12-stündige Höchsttemperatur von -31°C. Im selben Zeitraum kühlte sich die Luft dort zwischenzeitlich sogar bis auf -35,2°C ab. Verbreitet wurden in Norwegen, Schweden, Finnland und Nordwestrussland Tiefstwerte unter -20°C verzeichnet. Weiter südlich stiegen die Tagesmaxima in Estland nur vereinzelt auf über -10°C an.

Am 11.01. wurde das Hoch ALF der auf Nordwest gedrehten Höhenströmung folgend mit einem zentrumsnahen Druck von knapp über 1020 hPa zwischen Sankt Petersburg und Moskau nahe der Stadt Weliki Nowgorod analysiert. Der Hochdruckeinfluss konnte sich dabei vor allem im Westen Russlands durchsetzen. So klarte es dort vielerorts auf und die Temperaturen fielen wie an den Tagen zuvor deutlich unter -20°C. So wurden in Tikhvinka -28,3°C als Tiefstwert registriert, bevor tagsüber ein Maximum von -16,3°C verzeichnet werden konnte. Auch in Moskau blieb es mit einem Minimum von -20,3°C ähnlich kalt, am Tage wurden hier -13,7°C gemessen.

Das Hochdruckzentrum verlagerte sich bis zum 12.01. um 01 Uhr MEZ weiter nach Südosten bis westlich der Stadt Saratow an der mittleren Wolga. Bei einem Zentrumsdruck von etwa 1024 hPa beschränkte sich der Einfluss des Hochs ALF an diesem Tag auf einen ca. 800 km breiten Streifen vom Kaspischen Meer bis nördlich von Moskau. In Moskau stieg die Höchsttemperatur etwas an und es konnten -8,5°C verzeichnet werden. Weiter im Süden flossen zudem statt der Arktikluft Luftmassen subpolaren Ursprungs ein, wodurch dort höhere Temperaturen registriert werden konnten. Zwar wurde beispielsweise in Wolgograd in der vorangegangenen Nacht ein Tiefstwert von -16,0°C gemessen, erhöhte sich die Lufttemperatur im Verlauf des Tages sogar bis auf maximal -6,4°C, was 4,6 Grad wärmer war als tags zuvor.

Im weiteren Verlauf zog das Hochdruckgebiet ALF weiter in Richtung Westsibirien und verließ somit bis zum Folgetag den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte, wodurch es nicht mehr auf jener namentlich verzeichnet werden konnte.

 


Geschrieben am 24.04.2016 von Sebastian Wölk

Berliner Wetterkarte: 07.01.2016

Pate: Alf Tegeler