Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ALMAR

(getauft am 01.01.2020)

 

Um den Jahreswechsel 2019/2020 lag ein Hochdruckgebiet über dem zentralen Nordatlantik und sollte sich nach den Prognosen der gängigen Wettermodelle in Richtung Europa bewegen. Demzufolge wurde es in der Prognosekarte zum 01.01. vom Verein Berliner Wetterkarte, der für die Benennung von Hoch- und Tiefdruckgebieten im europäischen Raum zuständig ist, auf den Namen ALMAR getauft.

Am 2. Januar lag das Hochdruckgebiet um 00 Uhr UTC bzw. 01 Uhr MEZ ziemlich zentral über dem Nordatlantik, westlich der Azoren, der Luftdruck im Zentrum betrug gut 1020 hPa. Auf den Azoren wurden dann auch bei einer lockeren Bewölkung aus Haufen- und Haufenschichtwolken rund 7 Stunden Sonnenschein gemessen.

Im Tagesverlauf verstärkte sich das Hochdruckgebiet ALMAR durch absinkende Luft und lag auf der nächsten Bodendruckkarte 24 Stunden später mit einem Kerndruck von nun schon mehr als 1030 hPa etwa 2000 km weiter nordöstlich. Wie schon am Vortag lag es auf der polwärtigen Seite einer Luftmassengrenze. Dennoch wurden auf den Azoren maximal 18 bis 19°C gemessen. Im Laufe des Nachmittags begann der maximale Druck sich der Iberischen Halbinsel zu nähern. Aufgrund des an der Luftmassengrenze vorhandenen Wolkenbands, schlug sich der hohe Druck jedoch noch nicht in Sonnenschein nieder, sondern in einer deutlichen Verringerung der Niederschlagsintensität. Um 18 Uhr MESZ wurde in Soba, Kantabrien bei einem auf Meeresspiegel reduzierten Luftdruck von 1035 hPa eine stündliche Niederschlagssumme von 2,0 mm gemessen.

Bis 00 Uhr UTC am 4. Januar hatte sich das Hochdruckgebiet ALMAR weiter verstärkt und ausgedehnt. Das Zentrum, des nun kreisförmigen Hochs, lag zwar noch westlich der Bucht von Biskaya, aber aufgrund der großen Ausdehnung wurde in der nordwestlichen Hälfte der Iberischen Halbinsel sowie in Küstengebieten Frankreichs, Irlands und Englands ein Luftdruck über 1035 hPa gemessen. Im weiteren Tagesverlauf zog der hohe Luftdruck weiter nach Osten über Frankreich. In Madrid sank die Temperatur in der Nacht auf -2,2°C, in Küstengebieten lag die Minimaltemperatur wegen Anströmung von milder Meeresluft und der übriggebliebenen Front jedoch deutlich höher. Das höchste Minimum im Bereich von Hoch ALMAR wurde mit 10,2°C in Santander gemessen. Auch am Tag bot sich ein differenziertes Wetterbild. Da Hochdruckgebiete in den mittleren Breiten der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn rotieren, wurde von Norden feuchte Luft gegen die Pyrenäen geschoben und im Umland von Toulouse wurde weniger als eine Stunde Sonnenschein gemessen. Im Gegensatz dazu schien sie weiter nördlich nahezu ununterbrochen, mit über 7 Stunden in Poitiers und La Rochelle. Die Temperatur war jedoch unter der Wolkendecke mit rund 12°C im Vergleich zu 9 bis 10°C im Sonnenschein sogar noch etwas höher. Eine große Spannbreite der Temperatur gab es in Katalonien, wo durch einen Föhneffekt – warme Fallwinde – in Figueres fast 18°C erreicht wurden, dabei schien die Sonne 7 Stunden. 150 km weiter westlich und 600 Höhenmeter höher, in Pinós, gab es unter einer dichten Nebeldecke Dauerfrost mit einer maximalen Temperatur von -0,2°C.

Um 00 Uhr UTC des 5. Januar befand sich der höchste Luftdruck im Hochdruckgebiet ALMAR, betraglich etwa 1038 hPa, über der Loire Mündung. Im Tagesverlauf bewegte sich das Druckmaximum über den süddeutschen Raum und die Alpen. Dies resultierte allerdings nicht in eitel Sonnenschein. Ein Hochdruckgebiet sorgt zwar zumeist für stabiles Wetter, aber wenn die Luft besonders im Winter nicht trocken genug ist, ist die Folge stattdessen eine persistente Hochnebeldecke. In weiten Teilen Bayerns und Baden-Württembergs wurde also trotz starkem Hochdruckeinfluss eine Sonnenscheindauer deutlich unter einer Stunde registriert. Anders in der Schweiz: hier war die Bodenschicht weniger feucht und ohne Wolkenbildung konnten über 7 Stunden Sonne gemessen werden, auf Bergstationen sogar über 8 Stunden. Annähernd viel Sonnenschein blieb nun auch der Mitte und dem Südosten Frankreichs nicht vorenthalten. Der Temperaturverlauf hingegen verlief im Großteil des Einflussgebietes parallel. Nach leichtem Frost am Morgen Anstieg auf knapp unter 10°C.

Am frühen Morgen des 6. Januar lag das Zentrum von Hoch ALMAR schon über Wien, mit weiterhin etwas über 1035 hPa. Somit gelangte auch Süddeutschland zunehmend in den Bereich der Westflanke des Hochs und dementsprechend unter Einfluss südlicher Winde. Da diese recht schwach waren, konnten sich jedoch weiterhin örtlich ausgedehnte Nebelfelder halten. Besonders zäh hielten sich diese im oberen Donautal, sodass zum Beispiel in Ulm eine Höchsttemperatur von nur -1°C erreicht wurde, bei ununterbrochenem Sonnenschein auf der Schwäbischen Alb dagegen 9,1°C auf dem Klippeneck. Im Bereich des höchsten Druckes, im östlichen Österreich und westlichen Ungarn, wurde meist nach mäßigem Frost um die -5°C eine Tageshöchsttemperatur von 3 bis 4°C gemessen.

 

Ab diesem Tag hatte das Hoch ALMAR seinen Zenit auch schon überschritten. Der höchste Druck lag um 00 Uhr UTC des 7. Januar mit etwa 1033 hPa etwas niedriger als am Vortag und wurde in Transsylvanien gemessen. Dennoch erlebten durch diese atmosphärische Konstellation große Teile der Balkanhalbinsel einen freundlichen Wintertag, mit teils strengem Dauerfrost in den Bergen der Karpaten, aber auch über 15°C durch erwärmte Fallwinde an der Adria. Auch am 8. Januar war sowohl die Position als auch die Stärke des Hochs mehr oder weniger unverändert, wobei jedoch das Resultat zum Teil ein sehr anderes war: aufgrund der geringen Luftbewegung über einen längeren Zeitraum sowie die einem Hochdruckgebiet zugehörigen Absinkbewegungen konnte sich feuchte Luft in der Pannonischen Tiefebene sammeln und bescherte dem nördlichen Serbien und nordöstlich Bosnien-Herzegovina einen durchgängigen Nebeltag. Nach Westen hatte sich das Hoch ALMAR mittlerweile mit den zwei Kernen des Hochdruckgebiets BERND zusammengeschlossen und bildete eine exemplarische Hochdruckbrücke, also eine ununterbrochene Linie, in diesem Fall zwischen dem Donbass und den Azoren, an der der gemessene Bodendruck 1030 hPa überstieg.

 

In den folgenden Tagen hielt sich das Hochdruckgebiet ALMAR weiter auf dem Darstellungsgebiet der Berliner Wetterkarte, das auch die Türkei noch umfasst. Im Laufe des 10. Januar wurde es vom Tiefdruckgebiet CLARA über den Bosporus „geschoben“, bevor es sich am 12. Januar endgültig auflöste und in die Zirkulation des nachfolgenden Hochs CHRISTIAN aufgenommen wurde. Insgesamt war das Hoch ALMAR ein langlebiges Winterhoch, das weiten Teilen Europas mehrere Tage Sonnenschein oder Nebel bescherte.