Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet ANDREAS
(getauft am 18.01.2008)
Im Mittel herrscht
über den Azoren einer hoher Luftdruck vor, genauer gesagt eine positive
Druckanomalie im Vergleich zum Normalluftdruck von 1013,25 hPa.
Deshalb spricht man auch von dem „Azorenhoch“. Aufgrund einer ziemlich südlich
gelegenen Frontalzone über dem Atlantik wurde das Azorenhoch nun nach Südosten
abgedrängt. Da ein Ableger Einfluss auf das europäische Wettergeschehen
bekommen sollte, wurde es am 18.01.08 auf den Namen ANDREAS getauft. Es hatte
zu diesem Zeitpunkt bereits einen Kerndruck von 1035 hPa
erreicht und lag mit seinem Zentrum direkt auf der portugiesisch-spanischen
Grenze in Höhe des Tajo.
Die Antizyklone
sorgte für überwiegend heiteres und trockenes Wetter in weiten Teilen der Iberischen
Halbinsel und vereinzelt stieg die Temperatur auf über 20°C, wie beispielsweise
in Murcia mit 20,5°C. Flankiert von zwei Höhentrögen
in der 500hPa-Karte, die sich westlich der Azoren und über dem östlichen
Mittelmeer bis weit nach Ägypten ausprägten, wölbte sich der Keil über
Südwesteuropa weiter auf. Derartige Konstellationen der Höhenströmungen in der
mittleren Troposphäre bezeichnet man in der Meteorologie auch als
Omega-Wetterlagen, die häufig einen sehr stabilen Charakter aufweisen.
Auf der
Keilvorderseite gelegen, dehnte sich ANDREAS in zunehmendem Maße Richtung
Mitteleuropa aus. Zum 20.01.08 reichte sein Einfluss bereits über die Gascogne
und Auvergne hinweg bis in den Alpenraum. So herrschte dort sonnenscheinreiches
und mildes Wetter. Auf der Iberischen Halbinsel wurden erneut fast
frühsommerliche Werte von knapp 23°C an der Süd- und Ostküste Spaniens
gemessen. Die kontinentale Subtropikluft (cS), mit der ANDREAS angereichert war, sorgte allerdings
auch für recht hohe Amplituden der Temperatur. So bildeten sich in den Nacht-
und Frühstunden in Folge der nächtlichen Ausstrahlung verbreitet Dunst- und
Nebelfelder aus.
Durch eine
zunehmende Tiefdruckaktivität über West- und Mitteleuropa zog sich ANDREAS zum
22.01.08 kurzzeitig wieder Richtung Südwesten zurück und beschränkte seinen
freundlichen Wettercharakter auf Portugal, Spanien und die Azoren. Der
Kerndruck lag zu diesem Zeitpunkt fast unverändert bei 1033hPa. Ein
Austropfvorgang über der Adria, bei dem ein Höhentief vom Grundstrom
abgeschnürt wurde, machte nun den Weg frei für eine Verlagerung nach Nordosten.
In der Folge war ein starker Druckanstieg über Süddeutschland zu beobachten. So
etablierte sich zum 24.01.08 eine umfangreiche Hochdruckbrücke von den Azoren
bis zum Balkan reichend. Durch die stabil geschichtete Atmosphäre in diesem
Bereich kommt es häufig zur Ausbildung von Inversionen (Temperaturzunahme mit
der Höhe). In den windschwachen Tallagen kühlt es
nachts sehr stark ab, wohingegen die Berge in milder, trockener Luft liegen.
Stellvertretend meldete die Station Hohenpeißenberg (977m) am 24.01.08 um 09
UTC eine Temperatur von 7,9°C bei einem Taupunkt von -22,4°C was einer
relativen Luftfeuchte von 9% entspricht. Um 13 Uhr MEZ lag dort die Temperatur
bei 9,8°C, während in der benachbarten Station Lechfeld (623m) nur 6,1°C
gemessen wurden.
Anschließend
wanderte Hoch ANDREAS weiter Richtung Bosporus. Der Kerndruck lag zwar immer
noch bei 1035 hPa, den Höhepunkt der Entwicklung
hatte es jedoch überschritten. Als schwaches, kaum noch wetteraktives Signal
blieb es dann noch einige Tage über der Türkei liegen, bevor es am 29.01.08
wieder von der Berliner Wetterkarte verschwand.
Geschrieben am 11.02.2008 von Robert Hausen
Wetterkarte: 23.01.2008
Pate: Andreas Graner