Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ANDREAS

(getauft am 31.12.2010)

 

In der Zeit des Jahreswechsels 2010/2011 lag ein Gebiet polarer Kaltluft über Grönland, welches ein Kältehoch ausprägte. In der Prognose vom 31.12. für 01.01. verlagerte sich diese Antizyklone in Richtung Island und wurde auf den Namen ANDREAS getauft.

An Neujahr 2011 lag der Kern mit einem Druck von etwa 1037hPa über Zentralgrönland, die Ausläufer reichten bis nach Island. Da sich in einem Hochdruckgebiet Luftmassen absenken und dabei erwärmen, lösen sich häufig dort die Wolken auf. So geschah es auch über Nordisland, wo der Himmel am Vortag noch bedeckt war, am 01.01. war er dann schon wolkenfrei. Aufgrund der nordwestlichen Höhenströmung verlagerte sich das Hoch weiter in Richtung Südosten und lag am 02.01. zwischen Island und Schottland, mit einem leicht abgeschwächten Kerndruck von 1032hPa. Durch die antizyklonale Drehung, also im Uhrzeigersinn, beförderte das Druckgebiet kalte Luft aus polaren Regionen nach Westeuropa. So stieg die Temperatur an der Station London Heathrow auf 4,1°C und sank in der Nacht bis auf -0,3°C ab.

Am Morgen des 03.01. befand sich die Antizyklone ANDREAS mit zwei Kernen über Dublin und über Paris. Dabei hatte der nordwestliche Kern einen Druck von rund 1030hPa und der Kerndruck des südöstlichen Hochs betrug ca. 1028hPa. In London sank die Tageshöchsttemperatur dabei noch weiter und lag nur noch bei 2,9°C. Durch das Hoch bildete sich vielerorts der im Winter typische Hochnebel, wie auch in Paris, wo es ganztägig stark bewölkt bis bedeckt war. Dieser Effekt entsteht durch das Auflösen der Bewölkung, die wiederum eine Abkühlung des Bodens verursacht, wobei die entstandene Temperaturinversion Nebel in höheren Lagen entwickelt. Zum 04.01. hatte sich ein Kern des Wirbels aufgelöst und so bestand das Hoch ANDREAS wieder aus einem Kern, der über dem Grenzgebiet von Kroatien und Bosnien lag. Der Druck im Inneren betrug in etwa 1027hPa. In seinem Einflussbereich sorgte die Antizyklone für heiteres Wetter über Italien und für kalte Witterung nördlich des Balkangebirges, da die antizyklonale Strömung die kalte Luft aus Zentraleuropa nach Südosteuropa lenkte. Im rumänischen Bucuresti sank deshalb die Temperatur am Morgen des 04.01. bis auf -12,9°C. Das Hoch ANDREAS zog weiter gen Osten und lag am 05.01. über den mittleren Nordkarpaten und brachte durch das Aufklaren auch dort starke Nachtfröste mit sich. Im nordostrumänischen Botosani lag die Tiefsttemperatur bei -19,3°C und auch am Tage stiegen die Werte nicht über -9,8°C. Durch eine kräftige westliche Höhenströmung lag das Druckgebilde am 06.01. bereits nordwestlich des russischen Wolgograd und am 07.01. auf halber Strecke zwischen Wolgograd und Perm. Auch hier lösten sich die Wolken auf und so wurde es erneut sehr kalt. Über dem russischen Festland konnte sich die Antizyklone wieder deutlich verstärken, da kalte Luft schwerer ist, nach unten sinkt und somit mehr Druck ausübt. Somit hatte das Zentrum am 07.01. einen Druck von rund 1044hPa. Bis zum 08.01. verlagerte sich das Hoch weiter nach Westen, sodass das Zentrum mit einem sehr hohen Druck von 1050hPa über dem Süd-Ural lag. Es sorgte in diesem Gebiet nachhaltig für kalte Tage, wie auch schon in Wolgograd. In Perm fielen die Werte in der Nacht auf den 09.01. zum Beispiel abermals auf -22,0°C.

Bis zum 12.01. blieb die Antizyklone ANDREAS nahezu ortsfest und schwächte sich dabei auf rund 1036hPa ab und  verschwand schließlich am 13.01. von der Berliner Wetterkarte, weil sich das Druckgebiet an das Sibirienhoch angliederte.

 

 

 


Geschrieben am 16.01.2011 von Paul Heger

Wetterkarte: 05.01.2011

Pate: Andreas Margraf