Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet  ANGELIKA

(getauft am 03.01.2009)

 

 

Das Hochdruckgebiet, das am 04.01.2009 über Jan Mayen erstmals auf der Berliner Wetterkarte erschien, wurde bereits tags zuvor auf den Namen ANGELIKA getauft. Das Hoch lag am 05.01.2009 vor der norwegischen Küste und nahm in der Folge stark an Intensität zu.

Mitteleuropa lag zu diesem Zeitpunkt fast vollständig im Einflussbereich des Hochdruckgebietes ANGELIKA, das mit einem Zentrum über den Britischen Inseln und mit einem zweiten Zentrum über Osteuropa für trockenes und kaltes Winterwetter sorgte. Die Temperaturen sanken bis um 06 Uhr UTC am Morgen des 06.01.2009 in Deutschland verbreitet auf Werte unter -15°C. Sie betrugen selbst in Köln/Bonn -15,4°C, in Potsdam -13,3°C und in Leipzig -20,3°C. Auf den Mittelgebirgsgipfeln war es aufgrund der Inversion sogar zum Teil etwas milder: Kahler Asten -13,4°C, Neuhaus am Rennweg -16,2°C, Fichtelberg -11,9°C und Brocken -14,6°C. Am Stadtrand von Berlin betrug die Tiefsttemperatur -20,2°C (Eiskeller), in Berlin-Dahlem wurde ein Hüttenminimum von -14,4°C gemessen, bis kurz vor Sonnenaufgang um 08:17 MEZ sank die Temperatur noch auf einen Tiefstwert von -14,6°C.

Und auch die Schneehöhen konnten sich sehen lassen. Im Sauerland lag der Schnee 27cm (Kahler Asten), im Thüringer Wald wenig über 50cm (Schmücke, Neuhaus am Rennweg), im Erzgebirge auf dem Gipfel bei 88cm (Fichtelberg) und auf dem Brocken im Harz 90cm hoch. Sogar in den Niederungen waren Schneehöhen von 8cm wie in Köln/Bonn, 14cm wie in Potsdam beziehungsweise 19cm in Leipzig anzutreffen. Man muss in der Dahlemer Reihe an unserem Institut für Meteorologie immerhin bis zum 23.01.2006 zurückgehen, um mit -17,3°C eine noch niedrigere Tiefsttemperatur in den Aufzeichnungen zu finden. Das absolute Minimum für den 6. Januar liegt für Berlin-Dahlem bei -20,0°C aus dem Jahr 1947, bisheriger Extremwert der 100-jährigen Reihe ist -26,0°C am 11.02.1929.

Tagsüber schien dann am 06.01.2009 vielerorts ganztägig die Sonne. Nur vereinzelten bildete sich wie beispielsweise in Sachsen Nebel- oder Hochnebel, aus dem zum Teil geringer Schneegriesel fiel. Doch mit Sonnenuntergang sollten Rekorde purzeln.

 

 

 

Die Minima in der Nacht zum 07.01.2009 lagen in einem breiten Streifen von Nordrhein-Westfalen über das südliche Niedersachsen, Thüringen, Sachsen und Brandenburg verbreitet zwischen -15 und -25°C. Langenlipsdorf und Baruth in Brandenburg meldeten sogar -26°C, der kälteste Ort war aber Dippoldiswalde mit -28°C. An einigen Wetterstationen wurden damit sogar neue Rekordtiefstwerte für die erste Januardekade aufgestellt, so in Bad Lippspringe in einer seit 1951 vorhandenen Messreihe mit -23,0°C, alter Wert war -21,5°C aus dem Jahr 1979 oder in Leipzig-Schkeuditz (Reihe seit 1972) mit -21,8°C, alter Wert war -20,5°C aus dem Jahr 2003. In Berlin-Dahlem wurde mit einem Tiefstwert von -19,1°C die kälteste Temperatur seit dem Jahr 1987 (damals -19,7°C) gemessen. Am Stadtrand wurden wie in Kaniswall oder in Schönefeld sogar -22°C erreicht, was zu Beeinträchtigungen im S-Bahnverkehr führte.

Am 07.01.2009 lagen die beiden Hochzentren ANGELIKA I über Irland und ANGELIA II über der Ukraine. Bei gering bewölktem oder wolkenlosem Himmel gab es erneut trotz strahlenden Sonnenscheins sehr strenge Fröste. So meldeten Doberlug-Kirchhain und Leipzig-Schkeuditz eine Höchst(!)-temperatur von -16°C, Klitzschen bei Torgau von -17°C.

Mit Sonnenuntergang sank die Temperatur erneut rasch ab. Schon um 17 Uhr MEZ waren in Doberlug-Kirchhain wieder -21°C erreicht.

In den Frühstunden des Folgetages erreichte von Norden her eine Warmfrontokklusion Deutschland mit dichten Wolkenfeldern und etwas Niederschlag. Dabei kam es für kurze Zeit vielerorts zu einem sehr ungewöhnlichen Ereignis: Sprühregen bei Temperaturwerten teilweise von -14°C. Auch in Berlin legte ein 10-minütiger Sprühregen den morgendlichen Berufsverkehr lahm. Hierbei handelt es sich um ein sehr seltenes Phänomen, das nur dann auftritt, wenn die zuvor eingeflossene Luftmasse sehr sauber ist, also nur wenige Gefrierkeime enthält. Falls anschließend eine Wolkendecke aus Wolkentröpfchen bei etwa -5 bis -10°C, also bestehend aus unterkühltem Wasser an einer Front herein zieht, finden sich zu wenige Schwebe- oder Staubteilchen, an denen die Tröpfchen kristallisieren können. Durch Zusammenstoß mit anderen Tröpfchen werden sie schließlich so schwer, dass sie ausfallen und als unterkühlte Wassertropfen die Erde erreichen. Mit der Front wurde die bodennahe Inversion wieder ausgeräumt, so dass die Temperatur in Berlin bis zum Mittag bis auf -5°C angestiegen war. An der Küste wurden sogar 0 bis +1°C erreicht.

Zum 08.01.2009 löste sich die Hochdruckzelle ANGELIKA II nördlich des Kaukasus auf, wohingegen sich die Antizyklone ANGELIKA I noch etwas weiter westlich bis südlich vor Irland verlagerte und erneut eine stabile Hochdruckbrücke mit dem nachfolgenden Hochdruckgebiet BEEKE ausbildete. Bereits am Folgetag konnte es nicht mehr als eigenständiges Hochdruckgebiet analysiert werden und verschwand somit wieder von der Berliner Wetterkarte.


Geschrieben am 19.01.2009 von Jasmin Krummel

Wetterkarte: 06.01.2009

Pate: Angelika Ristok