Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet ANNICE
(getauft
am 13.12.2015)
Am 13.
Dezember 2015 beeinflusste das umfangreiche Tiefdruckgebiet WERNER Mitteleuropa
und überquerte im Tagesverlauf das südliche Dänemark, Norddeutschland und
Polen. Am Tagesende befand sich das Tiefdruckgebiet mit seinen Fronten bereits
über Weißrussland. Hinter der Kaltfront von dem Wirbel WERNER II bzw. vor der
Warmfront des Tiefs WERNER I stieg der Druck stark an und im Bodenniveau konnte
sich ein Hochdruckgebiet ausbilden. Dieses wurde auf den Namen ANNICE getauft
und befand sich um 01 Uhr MEZ knapp 100 km westlich von Glasgow über dem Nordatlantik.
Der Druck im Zentrum erreichte Werte bis 1018 hPa, wie beispielsweise in
Belfast mit 1018,2 hPa. Die Antizyklone ANNICE verlagerte sich in der starken
Höhenströmung nach Osten bzw. Südosten. In einer Antizyklone findet eine
absinkende Luftbewegung statt, damit lösen sich vorhandene Wolken auf und meist
freundliches Wetter kann sich durchsetzen. Sonnenschein wurde aufgrund des noch
nicht allzu stark ausgeprägten Hochdruckgebietes nur im unmittelbaren Umfeld
des Zentrums beobachtet, wie in Großbritannien im äußersten Nordosten mit 1 bis
2 Sonnenstunden. Dunclee und Edinburgh verzeichneten
1 Stunde und Aberdeen 1,5 Sonnenstunden. Deutlich freundlicher präsentierte
sich das Wetter vom mittleren Niedersachsen über dem nördlichen Sachsen-Anhalt,
der Prignitz, dem Westen Mecklenburg Vorpommerns bis Schleswig Holstein. Dort
konnten 3 bis 6 Stunden Sonne gemessen werden. Hannover meldete 2 Stunden, Hamburg
4,5 Stunden und Schleswig 6 Stunden. In den angrenzenden Gebieten schien sie für
1 bis 2 Stunden. Südlich einer Linie Münster-Brocken-Dresden-Berlin blieb es in
der noch sehr feuchten Luft bedeckt bis dunstig. Rückseitig des Tiefs WERNER II
konnten von Nordwesten maritime Luftmassen polaren Ursprungs einfließen.
Nördlich der Warmfront von Tief WERNER I konnten in Großbritannien winterliche
Höchstwerte von -5 bis 4°C registriert werden. Am kältesten war es im
schottischen Hochland, aber auch im Flachland wurden geringe Temperaturwerte
gemessen. In Glasgow konnte mit -1,0°C sogar ein Eistag verzeichnet werden. Von
einem Eistag wird gesprochen, wenn die Höchsttemperatur unter 0,0°C bleibt. In Newcastle und Aberdeen erwärmte sich die Luft auf Werte um 2°C.
Südlich der Warmfront im Bereich des Warmluftsektors konnte die Temperatur mit
Südwestwind stark ansteigen, wie in London mit 11°C oder im äußersten Südwesten
mit 13°C. In den sonnenscheinreichen Regionen in Deutschland erreichte die
Höchsttemperatur 6 bis 9°C.
Am 14.
Dezember um 01 Uhr MEZ konnte sich das Hoch ANNICE verstärken und positionierte
sich mit Zentrum über dem Erzgebirge und dem nördlichen Tschechien. Der Druck
stieg dabei auf Werte um 1027 hPa. In der klaren Nacht kühlte sich im
Einflussgebiet des Hochs ANNICE die Luft stark ab, wodurch sich verbreitet
dichter Nebel bildete. Die Temperaturen sanken in Niedersachsen, Schleswig
Holstein, Ostdeutschland, Westpolen und in Tschechien auf Werte zwischen 0 und -5°C.
Hamburg verzeichnete 0,0°C, Schwerin -2,2°C, Berlin-Dahlem -2,6°C und Prag
-2,5°C. Tagsüber konnte sich bei nur schwachem Südostwind der Nebel und Dunst
teilweise den ganzen Tag halten. Das Hoch ANNICE verlagerte bis zum Abend nach
Osten und befand sich über Südpolen und der Slowakei. Somit konnte am 14.
Dezember Sonnenschein in Südbrandenburg, Nordtschechien, Südpolen, der
Nordslowakei sowie in Teilen Mittel- und Nordpolens registriert werden. Die
höchsten Werte wurden dabei nahe der polnischen Grenze gemessen. In Görlitz schien
die Sonne 5 Stunden, in Schneekoppe 5 Stunden, im polnischen Jelenia Gora 7 Stunden, im tschechischen
Lysa Hora 6 Stunden und im slowakischen
Sliac 6 Stunden. Nördlich und südlich dieser
sonnenscheinreichen Zone wurden im Allgemeinen 1 bis 3 Stunden Sonne verzeichnet.
Auch im nordöstlichen Polen konnte sich für 2 bis 5 Stunden die Sonne
durchsetzen, wie in Warschau mit 3 Stunden. In Berlin konnte beispielsweise bis
13 Uhr MEZ Nebel gemeldet werden, danach wurde an diesem Tag feuchter Dunst
beobachtet. Von Nebel spricht man, wenn eine Sichtweite von unter 1 km
auftritt, von feuchtem Dunst bei Sichtweiten von 1 bis 8 km. Lokal treten dabei
große Unterschiede auf. So wurde in Schönefeld kein Sonnenschein verzeichnet, in
Tegel konnte dagegen 0,5 Stunden und in Dahlem 2 Stunden Sonne gemessen werden.
Die Höchstwerte erreichten je nach Sonnenschein 0 bis 6°C. Doberlug-Kirchhain,
Hoyerswerda, Görlitz und Jelenia Gora
konnten bei Sonnenschein 6°C erreichen, sonst blieb es meist bei 3 bis 5°C. In
den Regionen, wo sich der Nebel halten konnte, wurden nur 0 bis 2°C erreicht. Grünow im Nordosten Brandenburgs verzeichnete 0,3°C,
Lindenberg nahe Beeskow 1,3°C und Berlin 2°C. Im polnischen Ort Szczecinek wurde bei Nebel mit
-1°C ein Eistag verzeichnet.
Am 15.
Dezember um 01 Uhr MEZ befand sich die Antizyklone ANNICE bereits über den
Karpaten ca. 200 km nördlich von Bukarest. Das Druckgebilde konnte sich
nochmals verstärken und erreichte im Zentrum Werte bis 1033 hPa, Bukarest meldete
1030,9 hPa. Aufgrund der geringen Druckunterschiede wehte der Wind nur schwach,
so dass sich erneut gebietsweise eine dichte Hochnebeldecke halten konnte.
Sonnenschein wurde nur direkt in der Nähe des Hochdruckzentrums registriert. Es
gab vom Süden der Ukraine über Rumänien, dem Osten von Serbien bis in den
Norden von Griechenland verbreitet 5 bis 7 Sonnenstunden. Am sonnigsten war es
in den Bergen Bulgariens. Auf dem Mussala, den
höchsten Berg Bulgariens mit ca. 2900 m über NN, wurde mit 9 Stunden Sonne ein
wolkenloser Tag verzeichnet. Aber auch in der Nähe des Zentrums konnte sich
örtlich der Hochnebel halten. In Bukarest und Sofia blieb es ganztägig bedeckt.
Die Höchstwerte erreichten nördlich des Zentrums meist 2 bis 6°C, südlich des
Zentrums 6 bis 10°C und im Norden Griechenlands 10 bis 13°C.
Das
Zentrum von Hock ANNICE verlagerte sich bei ähnlichen Druckwerten im Zentrum
wie am Vortag nach Nordosten und befand sich über Moldova.
Dabei bildete sich eine Hochdruckbrücke mit der über Südschweden liegenden
Antizyklone BRIGITTE aus. Diese verlagerte sich rasch nach Südosten und nahm
dabei das Hoch ANNICE auf. Somit war der 16. Dezember der letzte Tag, an dem
das Hoch ANNICE auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden konnte.
Geschrieben am
07.01.2016 von Dennis Schneider
Berliner Wetterkarte:
15.12.2015
Pate: Annika Rudert