Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ANTONIA

(getauft am 03.01.2015)

 

Am Abend des 03.01. bildete sich auf der Rückseite eines kräftigen über Mittel- und Osteuropa liegenden Kaltluftvorstoßes in der Höhe von etwa 5,5 km Höhe, der von Meteorologen als Trog bezeichnet wird, über den Britischen Inseln im Bodenniveau ein Hochdruckgebiet aus, welches in der Prognose für den Folgetag auf den Namen ANTONIA getauft wurde.

Dieses erste getaufte Hoch im Jahre 2015 befand sich am 04.01. um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum über dem Südwesten Englands und besaß einen maximalen Luftdruck von ca. 1032 hPa. Am Morgen herrschte im Großteil Englands Frost. Die Ursache liegt in der absinkenden Luftbewegung in einem Hochdruckgebiet, die für Wolkenauflösung sorgt. Des Weiteren ist es in der Nähe des Hochdruckkerns oftmals sehr windschwach oder sogar windstill, wodurch es sich nachts unter klarem Himmel rasch abkühlen konnte. Dadurch lagen die Tiefstwerte z.B. in Marham bei -6°C oder in Shawbury bei -5°C. In Cornwall gab es dagegen durch die Drehung des Windes im Uhrzeigersinn um das Hochzentrum in der Nacht meist südöstliche Winde, die die milden Meerestemperaturen ins Landesinnere führen konnten. So sank in Newquay die nächtliche Tiefsttemperatur nicht unter 7°C. Am Morgen war es oftmals neblig oder hochnebelartig bewölkt, dabei fiel vereinzelt auch etwas Schnee oder Schneegriesel. Der Grund liegt in der starken bodennahen Auskühlung in einer klaren, windschwachen Nacht, die vorhandenen Wasserdampf kondensieren lässt, wodurch Nebel bzw. Hochnebel entsteht. Aus diesem kann vereinzelt auch etwas Niederschlag fallen, die Mengen sind dabei jedoch gering. In den nebelfreien Gebieten im zentralen England, wie z.B. in Waddington, gab es an diesem Tag 6 Sonnenstunden, ebenso in Hawarden. Die Höchstwerte gingen im Vergleich zum Vortag teils stark zurück. Im südenglischen Bournemouth fiel die Temperatur von 14°C am Vortag auf 6°C. Insbesondere in den mit Hochnebel bedeckten Gebieten gab es niedrige Höchstwerte, z.B. in Marham, wo nur maximal 0°C gemessen wurden, tags zuvor gab es dort ein um 4 Grad höheres Maximum.

Bis zum Folgetag um 01 Uhr MEZ hatte sich die Antizyklone ANTONIA weiter nach Südosten verlagert, es befand sich nun mit seinem Kern über dem Elsass mit einem Zentrumsdruck von etwa 1040 hPa. Der Einflussbereich des Hochs reichte zu diesem Zeitpunkt von den Benelux-Ländern bis nach Italien bzw. Spanien, wo sich das Hochdruckgebiet VINCENT anschloss. In der Nacht ging die Temperatur insbesondere in Südwestdeutschland, Belgien und Nordostfrankreich stark zurück. So sank die Temperatur im französischen Nancy/Ochey auf -6°C, im sonst eher milden Oberrheingraben in Freiburg sogar auf -7°C. Vielerorts konnte die kalte Luft die Feuchtigkeit nicht mehr halten und kondensierte, wodurch es zu Nebelbildung kam. Dieser löste sich teils erst am Nachmittag auf. An Orten mit ganztägigem Nebel bzw. Hochnebel wie in Metz-Nancy-Lorraine wurde mit einem Maximum von -2°C sogar ein Eistag registriert, bei dem die Maximaltemperatur nicht über 0°C steigen darf. In sonnigen Gebieten erreichte die Temperatur hingegen Werte von maximal 8°C in Luxeuil. Die Kontraste zwischen Hochnebel und kühlen Temperaturen sowie Sonne und milderen Temperaturen sind dabei stark und liegen sehr dicht beieinander. Während es in Nancy/Essey mit 0 Sonnenstunden und einem Eistag ganztägig trüb blieb, gab es im etwa 120 km entfernten Strasbourg/Entzheim einen sonnigen Wintertag mit 7 Sonnenstunden und maximal 6°C. Noch sonniger war es beispielsweise auf dem Feldberg mit 8 Stunden oder am Flughafen Hahn.

Am 06.01. um 01 Uhr MEZ wurde die Antizyklone ANTONIA mit einem Kerndruck von etwa 1032 hPa über der Bodenseeregion analysiert. Das Einflussgebiet erstreckte sich von Süddeutschland über Teile von Österreich und der Schweiz bis nach Frankreich. Dort bestand eine Hochdruckbrücke mit dem über Spanien liegenden Hoch VINCENT. Die Nacht verlief vielerorts erneut klar und somit kalt. In Leutkirch-Herlazhofen im Allgäu wurde mit -10°C sogar strenger Frost als Minimum registriert. Da sich von Westen in der Höhe ein Warmluftvorstoß, welcher auch als Keil bezeichnet wird, über das Hoch schob, bildete sich eine sogenannte Inversion aus, da die kalte Luft schwerer als die warmen Luftmassen ist und sich somit am Boden sammelt. Dies zeichnet sich durch eine Temperaturzunahme mit der Höhe aus, anstatt einer sonst üblichen Abnahme. So meldete der Feldberg im Schwarzwald als nächtliches Minimum +1°C während im Tal am Freiburger Flugplatz die Temperatur auf -7°C zurückging. Nebel und Hochnebel bildeten sich deutlich weniger als noch am Vortag. Vielerorts war dieser Tag in Süddeutschland und in Teilen der Schweiz und Österreichs sehr sonnig und die Sonnenstunden lagen in der Nähe des im Januar in dieser Region astronomisch möglichen. So wurden auf dem Feldberg und auf der Zugspitze 8 Sonnenstunden und auch in Stuttgart noch 7 Stunden Sonne erfasst. Ganz anders präsentierte sich der Tag dagegen in Konstanz. Der Bodensee lieferte dort genug Feuchtigkeit für ganztägigen Nebel bzw. Hochnebel. So konnte dort kein Sonnenschein registriert werden und auch das Maximum betrug nur -1°C, womit ein Eistag verzeichnet wurde. Dies spiegelte sich auch in den Höchstwerten der Temperatur wider. Während im etwa 800 m hoch gelegenen Freudenstadt 9°C erreicht wurden, konnte sich der Hochnebel im Oberrheingraben am Badener Flughafen nicht lichten, wodurch ein Maximum von nur -1°C gemessen wurde. Weiter südlich löste sich der Nebel jedoch auf und es gab in Freiburg noch maximal 6°C und 7 Sonnenstunden zu verzeichnen.

Schon im Laufe des 06.01. wurde das Hochdruckgebiet ANTONIA in die Zirkulation des von Finnland nach Deutschland ziehenden Hochs BIJANKA aufgenommen, wodurch es am Folgetag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 


Geschrieben am 17.02.2015 von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 05.01.2015

Pate: Antonia Lilith Geiger