Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ANTONIA

(getauft am 30.07.2013)

 

Am 29.07. war über dem Nordatlantik, sowie über West-, Mittel- und Südeuropa in der mittleren Troposphäre, d.h. eine Höhe von 5,5 km, ein großräumiges Höhentief bestimmend. Die Höhenströmung verlief von Neufundland über den Nordatlantik zur Iberischen Halbinsel und von dort weiter über Deutschland nach Skandinavien. Über Ost- und Südosteuropa hatte sich ein schwacher Hochkeil, ein sogenannter Vorstoß warmer Höhenluft nach Norden, gebildet, der von Südeuropa kommend bis nach Finnland reichte. Östlich einer Linie Finnland-Ukraine befand sich ein weiteres Höhentief. Mit einer gemessenen Temperatur von -9°C über der Ostsee in der Höhe der mittleren Troposphäre konnte sich die warme Höhenluft weit nach Norden schieben. Über Großbritannien wurden zur gleichen Zeit -18°C und über Nordspanien -16°C registriert.

Südlich der nordatlantischen Höhenströmung konnte sich über den Azoren ein neues Hochdruckgebiet bilden und verstärkte sich bis zum folgenden Tag auf knapp 1026 hPa. Gleichzeitig hatte sich ein östlicher Ableger gebildet, der ebenfalls einen Kerndruck von knapp 1026 hPa aufwies und mit dem Zentrum zu den Pyrenäen gezogen war. Dieses östliche Hochdruckgebiet wurde am 30.07. auf den Namen ANTONIA getauft. Die Ausdehnung war anfangs noch gering und beeinflusste nur die Iberische Halbinsel und Südfrankreich, sowie die Küstenregionen von Marokko bis Algerien. In der im Südwesten Spaniens gelegenen Stadt Sevilla wurden als Höchstwert 40°C gemessen, in Madrid waren es 35°C und in Algier waren es noch 31°C. Hierfür war tropische Festlandsluft verantwortlich.

Hochdruckgebiet ANTONIA konnte sich am 31.07. nicht weiter nach Norden ausdehnen, da sich unter dem östlichen Teil des Höhentiefs der Bodentiefdruckkomplex bestehend aus den Tiefdruckgebieten ANDREAS, BERND und CHRISTIAN und dem sich von Westen nähernden neuen Tiefdruckgebiet DIRK das Wettergeschehen nördlich einer Linie Bretagne - Warschau - St. Petersburg bestimmten. Hoch ANTONIA konnte sich zwar mit dem Zentrum bis zu den Alpen verlagern, aber aufgrund eines fehlenden Höhenhochs nicht weiter verstärken. Mit einem Kerndruck von knapp
1023 hPa wurde es sogar etwas schwächer analysiert als noch am Vortag. Dennoch erstreckte es sich nun von der Iberischen Halbinsel bis zu den Karpaten. Mit der langsamen Ostverlagerung brachte die Antizyklone ANTONIA subtropische Luft in den Süden Frankreichs und in die Schweiz und sorgte außerdem für verbreitet wolkenlosen Himmel. In Toulouse wurden nach 28°C am Vortag 35°C und in Marseille nach 31°C am Vortag 33°C erreicht. In den Schweizer Großstädten wurde mit bis zu 29°C die 30°C-Marke nur knapp verfehlt. Der Schwerpunkt dieser Hitzewelle konzentrierte sich weiter auf die Mitte und den Süden Spaniens. In Madrid wurde 38°C als Höchsttemperatur registriert, in Sevilla waren es erneut 40°C. In Nizza war es mit 31°C nicht ganz so heiß, allerdings wurde hier in der folgenden Nacht mit einer Tiefsttemperatur von 24°C eine tropische Nacht verzeichnet, da die Temperatur nicht unter 20°C zurückging. In Dubrovnik, einer Küstenstadt in Kroatien, ging die Temperatur aufgrund der warmen Adria noch weniger zurück und erreichte einen Tiefstwert von 26°C.

Hoch ANTONIA beeinflusste auch Deutschland im Laufe des Tages von Südwesten her. In der subtropischen Meeresluft stiegen die Höchstwerte entlang des Oberrheins bis an die 30°C-Marke. Im Rest des Landes wurden verbreitet Höchstwerte von 22 bis 27°C erreicht. Die höheren Werte traten dabei in der Südhälfte und im Berliner Raum auf. In der folgenden Nacht kühlte sich besonders in der Südhälfte, außerhalb der Großstädte, durch die fehlende Wolkendecke ab. Die Temperatur ging hier auf 13°C bis 10°C zurück, nachdem in der vorangegangenen Nacht noch 18°C bis 16°C registriert wurden.

Am 01.08. konnte sich Hoch ANTONIA auch über weiten Teilen Mittel- und Südosteuropas durchsetzen. Damit erreichte die Antizyklone die flächenmäßig größte Ausdehnung und beeinflusste nun ein Gebiet von Portugal bis zu den Karpaten und von Dänemark bis nach Italien und der Balkanhalbinsel. Trotz dieser großen Ausdehnung gab es in diesem Bereich nur geringe Luftdruckgegensätze. Das Hochzentrum lag mit einem Kerndruck von 1021 hPa über Tschechien. In weiten Teilen des von Hoch ANTONIA beeinflussten Gebietes wurde die 30°C-Marke überschritten, so z.B. in Paris und Bozen mit 35°C, in Bordeaux und auf Korfu waren es 36°C. Höchsttemperaturen um 33°C wurden z.B. im Südwesten Deutschlands,  in Österreich, in Italien und in Griechenland gemessen. Spitzenreiter waren erneut Sevilla und nun auch Madrid mit je 39°C.

Im Laufe des 02.08. näherten sich vom Atlantik her Ausläufer des Tiefdruckgebietes DIRK mit Zentrum über Irland dem europäischen Festland, wodurch sich Hoch ANTONIA nach Osten verlagerte. Der Warmluftbereich von Tief DIRK beeinflusste nun Frankreich und Deutschland mit einer noch etwas wärmeren subtropischen Luftmasse, die im Südwesten Deutschlands für Höchstwerte bis 37°C verantwortlich war.

Hochdruckgebiet ANTONIA war an diesem Tag noch über den Alpen, sowie über Ost- und Südosteuropa wetterbestimmend, wobei sich der Kerndruck auf knapp 1020 hPa abgeschwächt hatte. Hier konnte die Sonne durch den verbreitet wolkenlosen Himmel die Temperaturen leicht ansteigen lassen. Von Österreich bis Serbien gab es Höchstwerte bis 36°C, z.B. in Innsbruck und Rijeka.

Am 03.08. verlagerte sich Hoch ANTONIA zur polnischen Ostseeküste und gelangte so zwischen den Frontenbereichen von Tief DIRK mit Zentrum nördlich von Irland und Tief XANDER mit Zentrum über Westrussland. Dort brachte Hoch ANTONIA zwar weiterhin viel Sonnenschein, allerdings war die Luftmasse im Bereich des Zentrums nun eine erwärmte Subpolarluft, sodass die Höchstwerte kaum 25°C erreichten, z.B. Tallinn mit 24°C. In Warschau wurden nochmals 29°C gemessen, da die subtropische Luftmasse noch bis in den südlichen Bereich von Hoch ANTONIA hineinreichte.

Im Laufe des 04.08. löste sich Hochdruckgebiet über Südfinnland auf, da sich das Hoch zwischen den beiden Frontenbereichen zu stark abgeschwächt hatte und sich gegen die von der Ostsee weiter nach Osten ziehenden Ausläufer von Tief DIRK nicht behaupten konnte.

 

 


Geschrieben am 17.09.2013 von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 01.08.2013

Pate: Antonia Hartmann