Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet AYAAN
(getauft am 11.01.2005)
Am
9.1. erstmals auf der Berliner Wetterkarte erscheinend, wurde das zunächst noch
unbenannte Hochdruckgebiet (1030 hPa) auf der Kaltfrontrückseite des Tiefs GERO
von der Halbinsel Labrador Kanadas auf den westlichen Nordatlantik gezogen und
dort am 11.1. auf den Namen AYAAN getauft.
Rasch erreichte es
die Iberische Halbinsel. Dort verstärkte es sich und korrespondierte zu einem
langwelligen Höhenkeil, dessen Achse schließlich vom westlichen Mittelmeerraum
bis zum Nordmeer reichte. In der Nacht zum 14.1. gab es im Osten Englands bei
klarem Himmel -5°C, womit es dort kälter war als zur selben Zeit in weiten
Teilen Westrusslands. Über Mitteleuropa kühlte sich die eingeflossene
Meeresluft subpolaren Ursprungs bodennah weiter ab, so dass die
Tagestemperaturen in Deutschland nach dem bisher viel zu milden
Winterintermezzo nun flächendeckend unter 10°C blieben. Zu verbreiteten
Nachtfrösten kam es jedoch erst, als sich das Zentrum des Hochs langsam nach
Osten verlagerte (maximaler Kerndruck über den Karpaten: 1036 hPa). Mit -10°C
gab es am 17.1. die tiefsten Temperaturen in Bayern.
Danach driftete das
Hoch AYAAN schnell bis in den Raum Wolgograd ab und verlor seinen
wetterbestimmenden Einfluss auf Mitteleuropa. Über dem Südural verharrte es
schließlich, wobei die entströmende bodennahe Luft nun auch in Russland
Frostwetter verbreitete. Allerdings gab es auch hier nur vereinzelt weniger als
-10°C. Am 22.1. dehnte sich das Hoch bis in das nördliche Westsibirien aus und
verschwand vorübergehend an den Rand des Analysebereichs der Wetterkarte.
Im nördlichen
Westsibirien verstärkte sich Hoch AYAAN und kurbelte fortan sibirische Kälte
ins europäische Russland, wo die Temperaturen endlich jahreszeitentypische
Werte erreichten. Am 26.1. verlagerte sich das Zentrum über den Ural (maximaler
Kerndruck: 1062 hPa!) und deutete eine Rückkehr nach Westen an, welche zunächst
vom Bodentief KARLHEINZ abgeblockt wurde. Dieses löste sich erst am 29.1. als
alter Wirbel über dem Baltikum auf und gab den Weg frei für eine Verschmelzung
mit dem Hoch CORNELIA über dem Nordatlantik. Die daraus resultierende schmale
Hochdruckzone über Mitteleuropa sorgte für erneut frostige Nächte in
Deutschland, welche in Oberstdorf/Bayern mit ordentlichen -24°C bestachen.
Das Zentrum von
AYAAN verharrte jedoch weiter über dem Südural, wobei es sich allmählich
abschwächte. Über dem europäischen Russland ermöglichte die Polarluft Minima
von -10 bis -15°C, im Ural unter -20°C.
Der tatsächliche
Vorstoß des russischen Hochdruckblocks nach Westen erfolgte schließlich ab dem
3.2., wobei sich das auflösende Hoch CORNELIA dem Hoch AYAAN anschloss. Bei
seiner westwärtigen Drift gelangte die russische Kaltluft bis nach Südosteuropa
weshalb es selbst in Bulgarien schon bald Dauerfrost gab. Am 7.2. erreichten
die Nachttemperaturen in Weißrussland -28°C und in den Waldkarpaten der Ukraine
sogar -30°C, während eine in Mitteleuropa vorherrschende Süd- bis
Südostströmung diese kalte und trockene Festlandsluft auf Umwegen bis nach
Deutschland führte. In Bayern brachte sie minimale -18°C. In Polen wurden am
Folgetag sogar -23°C gemeldet.
Am 10.2. wurde die
über Mitteleuropa befindliche Westflanke des Hochs AYAAN von den Ausläufern des
Tiefs SVEN abgedrückt, weshalb sich der Schwerpunkt leicht abschwächend (1033
hPa) wieder bis hinter den Südural zurückzog. Dort wiederum verstärkte es sich
als Teil des über den gesamten asiatischen Norden gelegenen Kältehochs, bevor
es sich am 18.2. gänzlich dem Bereich der Berliner Wetterkarte entzog.
Geschrieben am 17.3.2005 von Richard Löwenherz
Wetterkarten: 15.1. & 8.2.
Pate: anonym