Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet BALU

(getauft am 25.07.2020)

 

Über dem Alpenraum bildete sich Ende Juli 2020 ein Hochdruckgebiet, welches im Folgezeitraum Einfluss auf Mitteleuropa nehmen sollte und daher anhand der Prognosekarte für den 26. Juli um 14 Uhr MESZ, was 12 Uhr UTC entspricht, von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte (BWK) auf den Namen BALU getauft wurde. Da die Antizyklone, so werden Hochdruckgebiete auch genannt, in der 36-stündigen Prognose getauft wurde, befand sich diese um 02 Uhr MESZ am 26. Juli noch nicht auf der Analysekarte und konnte daher erst einen Tag später auf der Bodenwetterkarte der BWK erscheinen.

 

Am 27. Juli um 02 Uhr MESZ, dem Zeitpunkt wo für die Berliner Wetterkarte die Bodenanalysekarte erzeugt wird, wurde dann wie bereits erwähnt die Antizyklone BALU erstmalig namentlich auf der Berliner Wetterkarte genannt, wobei dessen Zentrum über dem zentralen Alpenraum lag. Dort wurde ein Luftdruck von rund 1021 hPa gemessen. In etwa von der Insel Rügen über die Mitte Deutschlands erstreckte sich die wolkenarme Zone südwärts bis zum Mittelmeer zwischen den Balearen und Griechenland. Wegen den geringen Luftdruckunterschieden herrschten jedoch nur schwache Windverhältnisse, daher bildeten sich gebietsweise dichte Nebelfelder mit entsprechend wenigen Sonnenstunden. Beispielsweise wurden in Matera legiglich 1,5 Sonnenstunden registriert oder es gab gar keinen Sonnenschein wie beispielsweise in Florenz. Wo den ganzen Tag über die Sonne schien, betrug die Sonnenscheindauer über 12 Stunden, wie mit 12,25 Stunden in Palma de Mallorca, 12,5 Stunden in Viterbo nordwestlich von Rom und 12,75 Stunden in Podgorica. Mit der Sonneneinstrahlung erhitzte sich die subtropische Luftmasse auf 33,6°C in Split, 37,1°C in Podgorica oder 30,6°C in Bastia auf der Insel Korsika. Im westlichen Mittelmeerraum konnten in Tropikluft sogar 38,5°C in Llucmajor auf Mallorca verzeichnet werden.

 

Bis zum nächsten Tag verlagerte sich der Kern des Hochs BALU unter Abschwächung nach Osten und lag nun über den nördlichen Karpaten mit einem Druck von ungefähr 1018 hPa. Der Korridor mit dem meisten Sonnenschein reichte vom westlichen und dem zentralen Mittelmeerraum nach Nordosten über den Alpenraum, den Balkan und Griechenland bis zu den Karpaten. In Italien hielten sich wiederholt Nebelfelder, wo die Sonne lange brauchte um sich zu behaupten. So kamen nur rund 0,5 Sonnenstunden in Ancona oder 1,25 Stunden Sonne in der Hafenstadt Otranto zusammen. Im übrigen Einflussbereich des Hochdruckgebietes BALU waren es zum Beispiel 12,75 Sonnenstunden in Belgrad und jeweils 13,5 Sonnenstunden in Skopje sowie in Ljubljana, wo nahezu keine Wolke den Sonnenschein störte. Weiterhin sehr hoch blieben auch die Höchsttemperaturen vor allem unter dem Zufluss tropischer Luftmassen aus Nordafrika mit beispielsweise 40,6°C in Palma de Mallorca. Richtung Adria und Karpaten stieg die Temperatur auf erträglichere 31,6°C in Budapest, 36,3°C in Tirana oder 33,9°C in Neapel.

 

Fast am selben Ort verharrte das Zentrum der Antizyklone BALU am 29. Juli zwischen Budapest und Bukarest. Zudem blieb auch der Kerndruck praktisch konstant und sank nur minimal. Zwischen dem Hoch ALBRECHT über Westrussland, der Kaltfront des Tiefs DANA, welche über die Alpen bis nach Polen reichte, einem Tief über dem nördlichen Schwarzen Meer sowie anderen Hochdruckgebieten über der Türkei und Italien umfasste der Einflussbereich des Hochs BALU die westliche Ukraine und erstreckte sich südwärts bis nach Griechenland. Verbreitet gab es im Zusammenhang mit der wolkenauflösenden Absinkbewegung der Luft sehr viel Sonnenschein mit bis zu 13,7 Stunden in Odessa, 13,75 Stunden in Sofia und Skopje. In einer subtropischen Luft wurden dabei heiße 37,0°C in Tiraspol, 36,3°C in Galati an der westlichen Moldau oder 36,8°C in Larissa erreicht.

 

Bei einem weiterhin fast unveränderten Kerndruck von knapp 1017 hPa lag das Zentrum des Hochdruckgebietes BALU am 30. Juli um 00 Uhr UTC über Bulgarien. Südlich der Kaltfront des Tiefdruckkomplexes DANA I und II und einer Warmfront der unbenannten Zyklone über dem Westen Spaniens lag der Einflussbereich des Hochs BALU von der Côte d’Azur und den Karpaten im Nordwesten bis nach Griechenland und Sizilien im Südosten. Der große Abstand der Isobaren auf der Berliner Wetterkarte zeugt von einem nur sehr schwachen Wind, weshalb sich gebietsweise Nebel bildete. Vereinzelt hielt er sich so hartnäckig, dass zum Beispiel in Zenica nordwestlich von Sarajevo gar keine Sonne schien. Vielerorts wurde die Sonne aber kaum von Wolken im Wirkungsbereich des Hochdruckgebietes BALU gestört. Maximal wurden 13,75 Sonnenstunden in Bitola, der drittgrößten Stadt Nordmazedoniens im Süden des Landes, in Sofia und in Yalova bei Istanbul registriert. Im Vergleich zum Vortag stieg die Höchsttemperatur mit dem Zustrom heißer Luftmassen aus Nordafrika noch ein wenig an. Beispielsweise waren es am Militärflugplatz Guidonia bei Rom 39,4°C, 40,4°C in Podgorica und 41,0°C in Mostar, einer Stadt im Süden von Bosnien und Herzegowina.

 

Zwischen der Zone tieferen Luftdrucks über dem östlichen Mittelmeer und der Verlagerung der Kaltfront der Tiefdruckzone DANA I, II und III nach Südosten löste sich das Hochdruckgebiet BALU über Südosteuropa bis zum nächsten Tag auf. Daher wurde die Antizyklone am 30. Juli nach einer für ein Hochdruckgebiet recht kurzen Lebensdauer von nur 4 Tagen das letzte Mal namentlich in dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte erwähnt.