Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet BEATE

(getauft am 01.07.2021)

 

Tiefdruckeinfluss gestaltete den Monatswechsel von Juni zu Juli 2021 in Mitteleuropa verbreitet nass und deutlich kühler als an den Junitagen zuvor. Passend dazu trällerten sicherlich einige Menschen im Ruhrgebiet bei Höchsttemperaturen von nur noch 14°C, Regen und 0 Stunden Sonnenschein am 01. Juli: „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer…“. Auch in Nordostdeutschland fiel das Gartenfest sprichwörtlich ins Wasser: ein Tiefdruckwirbel namens XERO ließ den Juni dort durch teils dreistellige Niederschlagssummen an den letzten zwei Tagen des Monats zu nass ausfallen. So fielen im Bereich der Frontensysteme von Tief XERO innerhalb 36 Stunden im Berliner Raum über 108 mm, 180 mm und mehr registrierten Messstationen in der Uckermark in einem 24-stündigen Zeitfenster bis zum Morgen des 01. Juli. Nach dem Frontendurchgang von Tief XERO setzten sich mit einer nordwestlichen Strömung kühlere Luftmassen in Deutschland durch. Da kühlere Luft schwerer ist als warme, sank diese zu Boden, wodurch sich anschließend auch mit Hilfe der Konstellation in der Höhe, wo ein Höhenkeil über Frankreich bis an die Westalpen vorrückte, hoher Luftdruck am Boden durchsetzen konnte. Die Meteorologen der Berliner Wetterkarte entschieden sich dieses Gebiet hohen Druckes, welches nördlich der Alpen die maximalen Druckwerte und somit sein Zentrum aufwies, in der Analyse am 01. Juli 2021 auf den Namen BEATE zu taufen, da aufgrund dieses Hochdruckgebiets in den nächsten Tagen eine deutliche Wetterbesserung mit wieder mehr Sonnenstunden und sommerlichen Tageshöchstwerten in Aussicht stand.

 

Am Tag der Taufe, also dem 01. Juli, befand sich Hoch BEATE um Mitternacht mit einem Zentrumsdruck von knapp 1020 hPa über dem Dreiländereck Schweiz-Frankreich-Deutschland. Der Druck verrät, dass es sich noch um ein sehr schwaches Hochdruckgebiet handelte, da er nur wenige Hektopascal über dem Normaldruck von 1013,25 hPa lag. Aus diesem Grund machte die Antizyklone, wie Hochdruckgebiete auch genannt werden, an diesem Tag noch sehr wenig in Deutschland auf sich aufmerksam. Gerade mal der äußerste Südwesten Deutschlands profitierte vom Hochdruckeinfluss in Form von 2 bis 5 Sonnenstunden bei maximal 23°C und nahezu trockenen Verhältnissen, abgesehen von ein paar Tropfen, die aber keine messbaren Mengen erzeugten. Derweil konnte Hoch BEATE im benachbarten Frankreich schon einiges mehr Eindruck schinden, indem z.B. in Städten wie Nevers und Bourges jeweils knapp 10 Sonnenstunden gemeldet wurden und sich die Luft dort auf 24,4°C bzw. 25,1°C erwärmte. Im übrigen Deutschland behielten unterdessen dichte Wolken nach wie vor die Oberhand, welche dem Frontensystem von Tief XERO geschuldet waren. Im Bereich dessen Okklusion (Mischfront) gab es zudem weitere Regenfälle, die allerdings geringere Intensitäten als an den Vortagen aufwiesen. Dabei fielen die Temperaturen im Frontbereich, also noch vor dem Durchgang der Okklusionsfront, in den Keller – die Tagesmaxima erreichten vom Ruhrgebiet bis ins westliche Thüringen kaum 15°C, vom Hochsommer weit entfernt.

 

Doch schon zum Folgetag wurde der Einfluss von Hoch BEATE auf das Wettergeschehen Deutschlands in Form einer deutlichen Wetterbesserung sichtbar. Noch stand BEATE allerdings recht schwach und wacklig auf den Beinen, der Luftdruck befand sich weiterhin bei nur knapp 1020 hPa. Das Zentrum wurde nur wenige 100 km weiter westlich als tags zuvor analysiert. Lediglich in einem Streifen von Hannover über den Harz bis ins westliche Erzgebirge und weiter zum Bayerischen Wald hielten sich noch dichte, sonnenundurchlässige Wolkenfelder, die in diesen Regionen auch noch Regen mit sich brachten – Reste von Tief XERO. Im restlichen Deutschland nahm die Sonne dank Hoch BEATE nun endlich wieder Einzug. So meldeten beispielsweise Berlin und Brandenburg nach 2 sonnenlosen Tagen knapp 9 Stunden Sonne in Berlin-Dahlem und fast 11 Stunden in Kyritz. Auch West- und Südwestdeutschland legte im Vergleich zum Vortag noch eine Schippe Sonnenstunden oben drauf. Dort konnten knapp 11 Sonnenstunden am Flughafen Köln-Bonn festgestellt werden und im Raum Breisgau war Lenzkirch-Ruhbühl mit fast 14 Stunden Sonne der Spitzenreiter an diesem Tag und am nächsten am Tagesmöglichen mit rund 16 Stunden. Und auch die Tageshöchsttemperaturen erinnerten schon eher an jene, die dem Sommer zugeschrieben werden. Nach noch nicht einmal 15°C am Vortag wurden am 02. Juli im Ruhrgebiet deutlich wärmere 20 bis 24°C vermeldet. Auch der Berliner Raum registrierte rund 8 Kelvin höhere Temperaturen als zuvor: über 25°C registrierte Berlin-Tempelhof. Diese Erwärmung lässt sich mit ziemlicher Sicherheit auf den ergiebigen Sonnenschein an diesem Tag zurückführen. Zwar brachte Hoch BEATE auch eine wärmere Luftmasse mit sich (xSp verdrängte die vorher dort befindliche mPs), diese könnte jedoch keine Erwärmung von 8 Kelvin ohne Sonnenunterstützung schaffen. Und die Tage im Juli sind ja bekanntlich die längsten des Jahres, zumindest in unseren Breiten, wo der Sonnenstand sein Maximum erreicht und die Sonnenpower dadurch solch Temperatursprünge von ein auf den anderen Tag möglich macht.

Zum 03. Juli hin konnten zwar immer noch übrig gebliebene Frontreste von Tief XERO dem Ostseeraum den Sonnenschein mit dichtem Gewölk rauben, jedoch lebte sich Hoch BEATE im restlichen Deutschland voll und ganz mit vielen Sonnenstunden aus. Um 00 UTC, also 02 Uhr MESZ, wurde die Antizyklone über dem nördlichen Alpenraum mit einem unveränderten Kerndruck von etwa 1020 hPa erstmalig als wirklich eigenständiges Hochdruckgebiet analysiert. Das bedeutet, dass zu diesem Zeitpunkt das Hoch zum ersten Mal von einer Isobare – Linie gleichen Luftdrucks – vollständig umschlossen war. Die Sonnenscheindauer belief sich in weiten Teilen Deutschlands auf zweistellige Werte. So schien sie beispielsweise auf Norderney fast 15 Stunden, in Potsdam knapp 14 Stunden und im Münchener Raum um die 13 Stunden. Im tags zuvor noch sonnenverwöhnten Südwestdeutschland fielen die Sonnenanteile an diesem Tag nicht ganz so hoch aus (6 bis 9 Stunden im Raum Breisgau), denn im Laufe des Tages rückten dort bereits erste Ausläufer eines neuen Tiefdruckgebiets namens YAP vom Ostatlantik kommend mit ersten Wolkenfeldern herein. Dennoch konnten auch dort vielerorts Sommertage, also Höchstwerte von über 25°C, wie auch im restlichen Deutschland verzeichnet werden. Riegel im Breisgau verfehlte mit ca. 29°C sogar nur knapp einen Hitzetag (Höchsttemperatur >30°C). Köln-Stammheim schaffte es auf rund 28°C und Potsdam legte im Vergleich zum Vortag nochmal 1 Kelvin drauf und erreichte somit mit 25°C ebenfalls einen Sommertag. Nur an der Ostsee blieb es unter den Frontresten mit 17 bis 19°C kühler.

 

Bis zum amerikanischen Unabhängigkeitstag, dem 04. Juli, verlagerte sich Hoch BEATE nach Südosten und positionierte sich mit dem Zentrum rund 100 km westlich von Belgrad. Dabei schwächte sich die Antizyklone deutlich ab und erlangte im Zentrum einen Luftdruck, der dem Normaldruck von 1013,25 hPa sehr nahe kommt – ein baldiges Ableben war also schon vorprogrammiert. Während das Frontensystem vom Nordostatlantiktief YAP weiter nach Deutschland vordrang, konnten dank BEATE im Nordosten des Landes noch einmal bis zu 15 Sonnenstunden wie z.B. in Waren an der Müritz erreicht werden. In diesem Bereich wurden auch die höchsten Temperaturen von 25°C im mecklenburgischen Feldberg bis nahezu 30°C in Bernburg an der Saale verortet. Im weiteren Tagesverlauf löste sich Hoch BEATE vollständig auf und verschwand nach nur 4 Tagen wieder von der Berliner Wetterkarte. In den Tagen darauf stellte sich ein wechselhafter Wettercharakter durch die Tiefdruckgebiete YAP und ZYPRIAN ein. Hoch BEATE reihte sich zwar definitiv in die Reihe der kurzlebigen Hochdruckgebiete ein, brachte aber dafür nach dem wolken- und regenreichen Tief XERO den Sommer in Form von sonnenscheinreichen und wieder wärmeren Tagen zurück.