Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
BEIBHINN
(getauft am
04.08.2013)
Am
04.08. bestimmten über Europa zwei Höhentiefs und ein Höhenkeil, ein
sogenannter Vorstoß warmer Luft nach Norden, in 5,5 km Höhe die großräumigen
Strömungen. Die Zentren der beiden Höhentiefs lagen über den Färöer Inseln
sowie über der Wolgamündung, der Höhenkeil reichte vom Mittelmeer bis zur
Ostsee. Dadurch ergab sich eine West-Ost-Strömung, die vom Nordatlantik über
den Ärmelkanal bis nach Skandinavien und von dort über Weißrussland und das
Schwarze Meer bis zum Kaukasus verlief. Dem Höhentief über Nordwesteuropa war
am Boden das Tiefdruckgebiet DIRK zugeordnet. Die Kaltfront verlief über
Skandinavien und Polen bis nach Italien. Westlich davon, also auf der Rückseite
der Zyklone DIRK, bildete sich im Laufe des Tages ein neues Hochdruckgebiet,
welches auf den Namen BEIBHINN getauft wurde.
Mit
einem Kerndruck von etwa 1023 hPa hatte das Hoch BEIBHINN bereits seinen
höchsten Druck erreicht. In den folgenden Tagen dehnte es sich aber trotz der
langsamen Abschwächung flächenmäßig deutlich aus. Das Zentrum von Hoch BEIBHINN
lag am Tauftag über der Nordhälfte Deutschlands. Dabei wurden zwischen
Schleswig-Holstein und dem Saarland die höchste Sonnenscheindauer mit bis zu 14
Stunden gemessen. In Berlin, Brandenburg und Sachsen waren es dagegen nur 2 bis
6 Stunden. Die Höchsttemperatur wurde an diesem Tag in Regensburg mit 33°C
verzeichnet, aber auch in anderen Teilen von Ostbayern und Hessen wurde die
30°C-Marke leicht überschritten. Im Berliner Raum und dem Ruhrgebiet lagen die
Höchstwerte bei 28°C, nur auf den deutschen Nordseeinseln blieb es mit Werten
um 20°C deutlich kühler.
Am
05.08. konnte sich das Hoch BEIBHINN nur wenig nach Osten verlagern, da das langgezogene
Frontensystem von Tief DIRK ebenfalls nur langsam nach Osten vorankam. Das
Zentrum lag so weiterhin über der deutsch-polnischen Ostseeküste mit einem
Kerndruck von knapp 1022 hPa. Auf der Vorderseite des von Westen heranziehenden
neuen Tiefdruckgebietes ERNST wurde mit einer südwestlichen Strömung tropische
Festlandsluft in die Südhälfte Deutschlands geführt, sodass verbreitet die
30°C-Marke überschritten wurde, z.B. in Rheinstetten mit 34°C und in Trier,
Lahr und Konstanz mit je 33°C. Die Sonnenscheindauer erhöhte sich gegenüber dem
Vortag in vielen Regionen Deutschlands deutlich und erreichte verbreitet 11 bis
14 Stunden, nur im Osten von Brandenburg und Sachsen blieb es bei 6 bis 9
Sonnenstunden. Mit der weitgehenden Auflösung des Frontensystems von Tief DIRK
konnte sich das Hoch BEIBHINN am 06.08. weiter nach Osten verlagern und
ausdehnen. Es beeinflusste nun ein Gebiet von Finnland bis zum Bosporus, sowie
von Polen bis nach Moskau. In der weiterhin von Südwesten eingeflossenen
tropischen Festlandsluft stieg die Höchsttemperatur in Teilen von Österreich,
Tschechien und Norditalien bis auf oder
sogar über 35°C, wie beispielsweise in Klagenfurt, Budapest, Ljubljana mit je
37°C, im Großraum von München und in der Lausitz wurden ebenfalls 35°C
erreicht. In Weißrussland, der Ukraine und dem Südwesten Russland überschritten
die Höchstwerte nur vereinzelt die 30°C-Marke.
Am
07.08. lag das Zentrum von Hoch BEIBHINN über dem Baltikum. Die Antizyklone
bildete zusammen mit einem Hochdruckgebiet über der russischen Barentsseeküste
und einem Hochdruckgebiet über den Karpaten eine langgezogene Hochdruckbrücke
mit einer Ausdehnung von über
3500 Kilometern. Der Kerndruck von BEIBHINN lag bei 1019 hPa. Die
Tageshöchstwerte wurden bei heiterem bis wolkenlosem Himmel vom Plattensee, aus
Klagenfurt, Budapest und Ljubljana mit je 38°C gemeldet. In der folgenden Nacht
ging die Temperatur in Belgrad kaum zurück und erreichte den Tiefstwert bei
26°C. Aber auch z.B. in Budapest, Wien, Kischinew und
Rijeka wurden mit Tiefstwerten über 20°C eine
tropische Nacht verzeichnet. Mit der weiteren Nordostverlagerung von Tief ERNST
über Nordskandinavien und Tief FRANZ über Norddeutschland wurde das Hochdruckgebiet
BEIBHINN nach Osten geschoben und lag am 08.08. mit dem Zentrum nördlich von
Moskau. Die subtropische Luft gelangte dabei vom Baltikum mit Werten zwischen
30°C und 35°C bis zum Weißen Meer, wo in Archangelsk noch 29°C gemessen wurden.
In Moskau war es mit 27°C etwas kühler. Dort war auch die anschließende Nacht
mit 13°C deutlich angenehmer als der Tiefstwert von 23°C in St. Petersburg.
An
den beiden folgenden Tagen wurde das Hoch BEIBHINN sowohl von der Ausdehnung
deutlich geringer als auch vom Kerndruck her schwächer, da Ausläufer von Tief
FRANZ auch die Osthälfte von Hoch BEIBHINN beeinflussten. Dadurch stieg z.B.
die Temperatur in Moskau an beiden Tagen bei wolkenlosem Himmel auf 29°C, im
Baltikum wurden bei meist dichter Bewölkung nur noch Werte um 25°C erreicht und
es wurden einige Schauer und Gewitter beobachtet. Auch in Archangelsk erreichte
die Höchsttemperatur am 09.08. noch 22°C und am folgenden Tag nur noch 16°C.
Am
11.08. lag der Kerndruck von Hoch BEIBHINN bereits unter 1015 hPa. BEIBHINN
beeinflusste nur noch die Ukraine und den Südwesten Russlands, allerdings dort
mit viel Sonnenschein und Höchstwerten um 30°C oder knapp darüber.
Beispielsweise wurden in Kiew 32°C, in Wolgograd 31°C und in Odessa 30°C
registriert.
Im
Laufe des 12.08. löste sich Hochdruckgebiet BEIBHINN schließlich über dem
Südwesten Russlands nach einer Lebensdauer von 9 Tagen auf.
Geschrieben am 24.10.2013 von Matthias Treinzen
Berliner Wetterkarte: 04.08.2013
Pate: Heidemarie Minke