Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet BENNO

(getauft am 14.01.2016) 

 

Ab dem 7. Januar konnte sich über Neufundland ein umfangreiches Hochdruckgebiet etablieren. Dieses reichte bis in große Höhen, sodass die sonst vorherrschende westliche Strömung unterbrochen wurde und das Hoch sich nur sehr langsam nach Osten verlagerte bzw. stationär blieb. Zeitgleich beeinflusste das Hoch ALF Nord-, Ost- sowie Teile Mitteleuropas. Dieses Hochdruckgebiet brachte Skandinavien extreme Kälte mit Tiefstwerten von teils unter -40°C und Höchstwerten von -20 bis -30°C. Zwischen diesen Antizyklonen befanden sich über dem Atlantik und Westeuropa die Tiefdruckgebiete BRITTA, CAROLINA, später DANIELLA und EMMA. In Deutschland resultierte diese Konstellation in einer mehrtägigen scharfen Luftmassengrenze. Während im Nordosten mäßiger Dauerfrost verzeichnet wurde, konnten im Westen die Höchsttemperaturen teilweise über 10°C erreichen.

Bis zum 11. Januar befand sich das noch namenlose Hochdruckgebiet über Neufundland. Mit einer starken Tiefdruckentwicklung, einer sogenannten Zyklogenese, über dem Nordosten Kanadas wurde die Westströmung wieder in Gang gesetzt, sodass sich die Antizyklone nach Osten verlagerte.

Mit weiterer Annäherung an Europa folgte am 14. Januar die Taufe des Hochs auf den Namen BENNO. Um 01 Uhr MEZ befand sich das Zentrum ca. 2000 km südlich von Island und 1500 km westlich von Frankreich. Der Druck betrug dabei ca. 1028 hPa. Mit weiterer Ostverlagerung nahm das Hoch BENNO am 14. Januar Einfluss auf Teile West- und Südeuropas. Nach Abzug des Tiefs EMMA, welches in Großbritannien für eine niederschlagsreiche und windige Nacht sorgte, beruhigte sich das Wetter deutlich. In Irland und dem Westen Englands konnten 3 bis 6 Stunden Sonne gemessen werden. In Schottland und im Osten Englands konnte sich der Hochdruckeinfluss noch nicht durchsetzen. Dort blieb es meist ganztägig wolkenreich mit leichten Niederschlägen. In London reichte es für knapp 1 Sonnenstunde. Die Höchstwerte der Temperatur erreichten in einer nördlichen Strömung 4 bis 8°C, mit den wärmeren Temperaturen in Südwestirland und Südwestengland. Kälter blieb es im Osten Englands und Schottlands. Dort reichte es bei zeitweiligen Regen-, Schneeregen- und Schneefällen für 0 bis 4°C. Die ostenglische Stadt Wattisham konnte dabei sogar eine Schneedecke von 2 cm vermelden. Auch im Nordwesten von Frankreich setzte sich im Tagesverlauf mit steigendem Druck freundliches Wetter durch, da die absinkende Luftbewegung in Hochdruckgebieten dafür sorgt, dass sich Wolken auflösen und sich meist freundliches Wetter durchsetzen kann. In der Bretagne schien dabei die Sonne 5 bis 7 Stunden, im nördlichen Frankreich immerhin noch 1 bis 4 Stunden. Paris verzeichnete beispielsweise 3 Stunden, Nantes 6 Stunden und Rennes 7 Stunden Sonnenschein. Südlich einer Linie Bordeaux – Genf blieb es bedeckt. Die Höchstwerte erreichten verbreitet 7 bis 11°C, im Südwesten 11 bis 14°C und im sonnenscheinärmeren Osten und Südosten 2 bis 6°C.

Bis zum 15. Januar verlagerte sich das Zentrum von Hoch BENNO ca. 500 km südwestlich vor Irland. Der Druck konnte sich dabei deutlich verstärken und erreichte Werte um 1037 hPa. Dort blieb das Zentrum unter nur leichter Südverlagerung am Tag quasi stationär. Das Einflussgebiet umfasste somit Großbritannien, Frankreich, Norditalien und die Iberische Halbinsel. Mit den Tiefdruckgebieten EMMA und GUDRUN über der Nordsee stellte sich eine bis Spanien reichende Nordströmung ein, sodass es trotz hohen Druckes wechselhaftes Wetter gab. Grund war die herangeführte feuchte und labile Kaltluft. Im Zusammenspiel mit der Sonneneinstrahlung und mit besonders in der Höhe kalter Luft konnten sich verbreitet teils starke Schauer bilden. Nach einer klaren und leicht frostigen Nacht gestaltete sich der Tag in Großbritannien bei 3 bis 7 Stunden Sonne freundlich. Im Tagesverlauf gab es bei stärkerer Quellbewölkung Schauerwetter. Diese waren meist schwach und brachten 0,1 bis 1 mm Regen. In Wales und Nordirland waren diese stellenweise sehr stark ausgeprägt und es konnten 2 bis 8 mm gemessen werden, vereinzelt auch über 10 mm. Die Höchsttemperaturen lagen dabei nur zwischen 3 und 6°C, sodass es mit der Höhenkaltluft zu Graupel- und Schneeschauern kommen konnte. In Belfast konnte bis 19 Uhr MEZ 7 mm Niederschlag und eine Schneedecke von 2 cm vermeldet werden. Etwas milder war es erneut in Südwestengland und Südwestirland mit 7 bis 9°C. Belfast verzeichnete 4°C, London 6°C und Sherkin Island 9°C. Recht untypisch für Hochdruckeinfluss sind die verzeichneten Windböen. Diese traten meist in Verbindung mit den Schauern auf und überschritten stellenweise 80 km/h. Am nördlichsten Punkt Irlands, Malin Head, konnten 86 km/h gemessen werden, gefolgt von der walisischen Stadt Aberporth, wo 83 km/h erreicht wurden. Viele Orte im Südosten wurden jedoch gar nicht von den Schauern erfasst. In London blieb es ganztägig trocken mit einer maximalen Windböe von nur 43 km/h. Auch in Frankreich stellte sich leicht wechselhaftes Wetter ein. Besonders im Zentrum des Landes blieb es stärker bewölkt mit nur 1 bis 4 Sonnenstunden, sonst wurden meist 5 bis 7 Stunden erreicht. In Mittelfrankreich erwärmte sich die Luft auf maximal 2 bis 5°C, im restlichen Frankreich auf 6 bis 11°C. Die gemessen Niederschläge betrugen 0,1 bis 4 mm, viele Orte blieben aber auch trocken. Paris verzeichnete beispielsweise einen trockenen Tag mit 3 Stunden Sonne und 6°C als Höchstwert. Vereinzelt konnte sich bei stärkeren Schauern kurzzeitig eine Schneedecke ausbilden. Grenoble meldete um 19 Uhr MEZ 2 cm. Besonders entlang der Küste konnten stärkere Windböen mit 50 bis 85 km/h gemessen werden, in der Bretagne in Quessant bis 96 km/h. Südlich der Alpen wurden dagegen bei milden 10 bis 14°C in Norditalien und Südostfrankreich 8 bis 9 Stunden Sonne gemessen. In Spanien betrugen die Höchstwerte bei 5 bis 9 Sonnenstunden von 8 bis 14°C, im Süden bis 20°C. Mit der Nordströmung kam es an den Pyrenäen zu Stauniederschlägen. Bis 19 Uhr MEZ konnten in 12 Stunden in deren Umfeld 5 bis 18 mm registriert werden. In Zumaia wurde mit Windböen von bis zu 96 km/h und in Lekeitio mit 106 km/h die Windstärke 10 bzw. 11 überschritten. Auch im Südosten Spaniens gab es einen Niederschlagsschwerpunkt. Die dortigen Regenfälle hingen aber mit der Kaltfront von Tief FUTUBA zusammen.

Am 16. Januar um 01 Uhr MEZ befand sich das Zentrum von Hoch BENNO über Nordwestspanien und dem Atlantik. Der Druck blieb mit ca. 1037 hPa konstant. Das Einflussgebiet verringerte sich jedoch, da auf Großbritannien Ausläufer des Ex-Tropensturms ALEX übergriffen und auf Nordostfrankreich das Tief GUDRUN. In Großbritannien reichte es nur noch im Südosten von England für 3 bis 7 Sonnenstunden. Maximal wurden dort 3 bis 6°C registriert. So gab es beispielsweise in Nottingham 3 Stunden Sonne bei 4°C, in London 5 Sonnenstunden bei maximal 5°C. In Frankreich beschränkte sich der Einfluss auf die nördlichen, westlichen und südlichen Teile des Landes. 3 bis 7 Stunden Sonne konnten mit den höheren Werten im Westen und Südwesten verzeichnet werden. In diesen Regionen wurden 6 bis 11°C, in Mittel- und Ostfrankreich unter Tiefdruckeinfluss dagegen nur 1 bis 5°C gemessen. Im Süden von Frankreich stellte sich bei 8 bis 9 Sonnenstunden ein starker Mistralwind ein. In Marseille konnten 87 km/h, in Leucate 107 km/h und in Port-Vendres sogar 120 km/h registriert werden. In Spanien wurde bei 8 bis 10 Stunden Sonne freundliches Hochdruckwetter beobachtet. Die Temperaturen stiegen auf 8 bis 14°C, im Süden auf bis zu 18°C. Einzig an den Pyrenäen kam es erneut zu Niederschlägen. Bis 19 Uhr MEZ fielen dort 12-stündig 0,1 bis maximal 5 mm.

Am 17. Januar um 01 Uhr MEZ wurde das Zentrum von Hoch BENNO über Nordspanien mit einem Druck von ca. 1032 hPa analysiert. Ein zweites, schwächer ausgeprägtes Zentrum baute sich über dem südlichen Polen mit einem Druck von ca. 1022 hPa auf. Im Tagesverlauf schwächte sich das Zentrum über Spanien komplett ab, das über Polen bzw. später Deutschland verstärkte sich deutlich. Am freundlichsten mit 7 bis 9 Stunden Sonne gestaltete sich das Wetter in Ostspanien, Südfrankreich, Nord- und Mittelitalien sowie im westlichen Mittelmeerraum. Milde 11 bis 16°C wurden dort verzeichnet. Ein zweiter freundlicher Streifen mit 2 bis 5 Stunden Sonne erstreckte sich von Mittelspanien, Mittelfrankreich bis Südwestdeutschland. Das Küstenumfeld an der deutschen Nordseeküste profitierte in der immer noch nördlichen Strömung vom Skandinavinenföhn, sodass dort ebenfalls 4 bis 6 Stunden Sonnenschein registriert wurden. Beim Skandinavinenföhn stauen sich die Wolken an den Bergen Norwegens, sodass es in Dänemark und Norddeutschland meist nur leicht bewölkt ist. Die Höchstwerte erreichten in dem Streifen 6 bis 11°C, nach Norden wurde es aber immer kälter. In Frankreich wurden nur noch 1 bis 5°C gemessen, in Südwestdeutschland -3°C bis +3°C. Nach Abzug von Schneetief EMMA wurde in Deutschland, das westliche Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein ausgenommen, eine geschlossene Schneedecke beobachtet. Hamburg vermeldete 1 cm, Potsdam 4 cm, Hannover 10 cm, München 5 cm und Saarbrücken 11 cm. In der Nähe des zweiten Zentrums reichte es in Südpolen, Osttschechien, Nordungarn und der Slowakei zu 4 bis 8 Sonnenstunden bei winterlichen Höchstwerten von -3°C bis +2°C.

Am 18. Januar um 01 Uhr MEZ lag das Hauptzentrum mit einem Druck von ca. 1027 hPa genau über Deutschland. In der klaren Nacht konnten die Temperaturen über dem Schnee stark absinken. Besonders in der Mitte und im Süden Deutschlands konnten unter -10°C gemessen werden. In Gießen registrierte man -10°C, in Magdeburg -12°C und in Augsburg -13°C. Am kältesten war es in Oberstdorf am Alpenrand mit -23,5°C. Tagsüber verlagerte sich das Hoch BENNO nach Südosten und befand sich über Ungarn. Somit gestaltete sich das Wetter in großen Teilen Europas freundlich. Von Italien über Deutschland, Polen, Westrumänien bis Kroatien konnten 5 bis 8 Stunden Sonnenschein verzeichnet werden. Ausgenommen davon waren Bayern, Schleswig-Holstein, Teile Mecklenburg-Vorpommerns, Süd- und Mittelpolen sowie Teile Tschechiens. Dort blieb es in der feuchten Luftmasse ganztägig hochnebelartig bedeckt. Niederschläge, ausgelöst von einem schwachen Tief in der Höhe, konnten in Südbrandenburg, Sachsen, Südpolen und Nordtschechien gemessen werden. Meist betrugen die Mengen nur 0,1 bis 0,3 mm und fielen dabei als Schnee. Im Erzgebirge reichte es staubedingt für 2 mm. Auch im Nord- und Ostsseeumfeld konnten sich Schneeschauer bilden. Rostock registrierte bis zum Abend um 19 Uhr MEZ 0,1 mm, List/Sylt 0,4 mm und Cuxhaven 0,7 mm, größtenteils blieb es aber trocken. Die Höchstwerte blieben in den Gebieten mit Hochdruckeinfluss im Frostbereich. Maximal wurden -8 bis 0°C gemessen. Köln erreichte 0°C, Hamburg und Berlin -2°C, München -6°C, Prag -4°C, Warschau -5°C, Wien sowie Budapest 0°C. Eine Ausnahme bildete das Nordseeumfeld mit 1 bis 3°C. Wärmer blieb es in Italien an der Südflanke des Hochs BENNO. Im Norden wurden 3 bis 6°C, sonst mit südwestlichen Winden 7 bis 13°C gemessen.

Bis zum 19. Januar verlagerte sich die Antizyklone BENNO mit ihrem Zentrum über Nordungarn und der Südslowakei. Der Druck sank leicht und erreichte Werte um 1023 hPa. Im Tagesverlauf verlagerte sich das Hoch BENNO unter leichter Verstärkung rasch nach Südosten. Erneut konnten die Temperaturen nachts stark absinken. Nahezu im gesamten Einflussgebiet wurden unter -10°C als Tiefsttemperatur registriert. Spitzenreiter in Deutschland war das südbayerische Leutkirch-Herlazhofen mit -18,6°C. Aber auch in Südbrandenburg konnte es in Kirchhain bis auf -17,3°C abkühlen. Berlin verzeichnete mit -13°C ebenfalls strengen Frost bei einer Schneedecke von 4 cm. Die Zone mit dem freundlichsten Wetter verlagerte sich tagsüber leicht nach Südosten. Von Mitteldeutschland über Tschechien und Polen sowie im gesamten Südosteuropa wurden 6 bis 9 Sonnenstunden verzeichnet. Eine weitere Zone mit einer dichten Hochnebeldecke und keinem Sonnenschein lag über der Schweiz, Süddeutschland, Teilen Österreichs, Ostpolen, Osttschechien, Slowakei und Ungarn. Nennenswerte Niederschläge fielen aber nicht mehr. In Norddeutschland griffen Ausläufer von Tief HANNAH über, sodass es dort ebenfalls bedeckt blieb mit leichten Schneefällen. Die Höchstwerte stiegen erneut auf kalte -8°C bis 0°C an. Nordöstlich einer Linie Brüssel - Nordgriechenland konnte dabei Dauerfrost verzeichnet werden.

Am 20. Januar befand sich das Hoch BENNO mit einem Druck von ca. 1027 hPa bereits über der Zentraltürkei. Somit schwächte sich der Frost in weiten Teilen Mitteleuropas im Tagesverlauf teils deutlich ab. Am kältesten wurde die Nacht von der Ukraine, Rumänien, Bulgarien, Serbien bis Mazedonien. In Rumänien wurden verbreitet -15°C bis -22°C registriert, Bukarest meldete -19°C als Tiefstwert. 2 bis maximal 7 Stunden Sonnenschein gab es tagsüber in der Türkei sowie über dem Balkan. Die Temperaturmaxima erreichten an der Westflanke mit Nordwinden über dem Balkan -5°C bis 0°C. In der Türkei wurden 0 bis 7°C gemessen, im Süden mit Westwinden bis 14°C. Anschließend verlagerte sich Hoch BENNO in Richtung des Kaspischen Meeres und wurde deshalb am 21. Januar nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte aufgeführt.

 


Geschrieben am 11.03.2016 von Dennis Schneider

Berliner Wetterkarte: 18.01.2016

Wetterpate: Benno Muskulus