Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
BEOWULF
(getauft
am 16.07.2010)
Am
15.07. entstand über dem Atlantik eine Ausbuchtung am nördlichen Rand
des Azorenhochs, welche am nächsten Tag in der Prognose auf den Namen BEOWULF
getauft wurde. Während der ersten Tage seiner Entstehung und Entwicklung befand
sich der Wirbel auch in einer Höhe von 5,5 km im Bereich eines Langwellenkeils
und wanderte mit diesem ostwärts zur Nordspanischen Küste. Dort angekommen
betrug der Kerndruck des Hochs BEOWULF am 17.07. etwa 1027 hPa und schon im
Vorfeld klarte der Himmel über dem
Festland deutlich auf.
Am nächsten Tag lag die Antizyklone bereits
mit ihrem Zentrum über Westfrankreich und erstreckte sich über Teile
Nordspaniens, Frankreich, Westdeutschland und der Schweiz. Durch die weiterhin
bestehende Verbindung mit dem Azorenhoch lag über der Nordspanischen Küste eine
ausgeprägte Hochdruckbrücke. Im Einflussbereich von BEOWULF gab es verbreitet
wolkenlosen Himmel und somit gingen die
Temperaturen nachts gebietsweise auf Werte um 10°C zurück, wie in Essen mit
10°C, Saarbrücken mit 9°C und bei Lüdenscheid sanken sie sogar auf 8°C. Die vom
Tiefdruckwirbel PETRA herangeführte maritime Subpolarluft erwärmte sich beim
Zug von BEOWULF nach Osten rasch, sodass die Temperaturen im südlichen Bereich des
Wirbels höhere Werte erreichten als im nördlichen Teil. Dieser Effekt war besonders deutlich in
Frankreich zu beobachten. Dort lagen die Temperaturen in Caen bei 10°C, in
Paris bei 12°C. Im Gegensatz dazu stiegen die Werte, zur selben Zeit, in
Toulouse auf 18°C und in Marseille auf 22°C. In Deutschland traten ebenfalls prägnante
Unterschiede in der Anzahl der Sonnenscheinstunden auf, dabei schien im Westen
die Sonne erheblich länger, wie in Köln mit 14 Stunden und Bonn mit 15 Stunden.
Im Vergleich dazu betrug die Sonnenscheindauer im Osten und Süden nur wenige
Stunden, z.B. meldete Görlitz nur eine Stunde Sonnenschein, in Rosenheim konnte
sogar gar keine komplette Stunde registriert werden.
Am 19.07. erfolgte die Abspaltung des
Kernbereiches von BEOWULF vom Azorenhoch und eine Verlagerung, auf Grund von
großräumigen Absinkbewegungen und daraus folgenden Luftdruckerhöhungen, nach
Mitteldeutschland. Der Kerndruck blieb dabei relativ konstant. Weiterhin
erfolgte eine Vergrößerung und Verbreiterung der immer noch bestehenden
Hochdruckbrücke mit dem Azorenhoch, wodurch der Himmel über Mitteleuropa nahezu
wolkenlos blieb. Auf Grund der großräumigen Ausdehnung des Hochs und der
antizyklonalen Drehung wurde an diesem Tag Meeresluft subpolaren Ursprungs nach
Deutschland transportiert, was nachts mit dem klaren Himmel wieder
Temperaturwerte um 10°C nach sich zog. Am kühlsten wurde es dabei im Raum der
Lüneburger Heide mit 8°C. Trotzdem sich, wie schon am vorigen Tag, die maritime
Luft auf der Rückseite des Hochs BEOWULF erwärmt hatte, sanken die Temperaturen
in Südwestfrankreich knapp unter 20°C, beispielsweise meldete Bordeaux 19°C.
Zum 20.07. schwächte sich der Kerndruck auf
1023 hPa ab, das Zentrum des Wirbels lag nun über Polen und umfasste die
Ostsee, Polen, das Baltikum, einen Großteil Deutschlands und Österreich. Durch
die Zugrichtung des Tiefs QUENDELINE
wurde die Hochdruckbrücke mit dem Azorenhoch endgültig unterbrochen und
BEOWULF gelangte in den Einfluss eines, sich seit Tagen verstärkenden, Langwellenkeils
in der Höhe von 5,5 km. Somit wurde der Weg für heiße Subtropikluft aus dem
Mittelmeerraum nach Mitteleuropa frei.
Auch am nächsten Tag wurde der Wirbel
BEOWULF von der Zyklone QUENDELINE weiter ostwärts gedrängt und erstreckte sich
mittlerweile über den Großteil Osteuropas und Teilen Nordeuropas. Sein Kern lag
dabei mit etwa 1019 hPa vor Moskau.
Am 22.07. wanderte das Zentrum bei
gleichbleibendem Druck nordostwärts bis vor Perm und die Antizyklone umfasste
überwiegend den europäischen Teil Russlands, sowie das Baltikum. In Moskau stiegen
die Temperaturen dabei über 30°C, im Bereich der Wolga überschritten sie sogar
die 35°C.
Die Einflüsse von BEOWULF reichten aber
weit nach Nord- und Mitteleuropa. So wurden in Schweden und Finnland noch
verbreitet Werte von 25°C bis 28°C gemessen und die Ostsee erwärmte sich auf
bis zu 23°C. Im Gegensatz dazu betrug die Wassertemperatur der Nordsee zur
selben Zeit 13°C bis 18°C.
Unter leichter Verstärkung des Kerndrucks
auf knapp über 1020 hPa zog die Antizyklone weiter Richtung Osten und lag am
23.07. mit seinem Zentrum vor Tobolsk (Westsibirien). Seinen Einflussbereich
hatte das Hochdruckgebiet beim Zug erneut ausgedehnt, wurde aber am selben Tag
vom Tief QUENDELINE außerhalb des Analysebereiches gedrängt und erschien somit
an diesem Tag zum letzten Mal auf der Berliner Wetterkarte.
Geschrieben von Julia Sieland am 21.08.2010
Wetterkarte: 19.07.2010
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