Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet BERTRAM

(getauft am 11.01.2012)

 

Nachdem sich das Hoch AXEL über dem Golf von Biskaya bildete und weiter ostwärts zog, blieb dort der Luftdruck weiterhin hoch und es bildete sich in der Nacht zum 11.01. ein neues Hoch, welches auf den Namen BERTRAM getauft wurde.

Zum Zeitpunkt der Taufe lag das Zentrum der Antizyklone mit einem Kerndruck von 1035 hPa westlich der Bretagne und blieb in den folgenden 24 Stunden stationär. Der Randbereich der Hochdruckzone erstreckte sich am 12.01. vom östlichen Nordatlantik und Spanien bis nach Nordafrika und in Verbindung mit Hoch AXEL, mit Zentrum über den Alpen, weiter über Italien und Westgriechenland hinweg bis zur Ukraine. Beide Hochdruckgebiete bildeten eine sogenannte Hochdruckbrücke.

Im südlichen Bereich der Hochdruckzone BERTRAM herrschte windstilles Wetter mit nur wenigen Wolken, vielerorts war es auch komplett wolkenlos. Da es sich in klaren Nächten durch die Ausstrahlung häufig stark abkühlt, fiel das Thermometer am Morgen des 12.01. in Madrid auf -4°C, während am Vortrag 14°C als Höchsttemperatur gemessen wurden. Am Tage stieg bei strahlendem Sonnenschein das Thermometer wieder auf 11°C. Auch in anderen Regionen trat am Morgen Frost auf, wie beispielsweise in Bordeaux mit -1°C und gefrierendem Nebel. Am nördlichen Rand der Hochdruckzone über dem Ärmelkanal und Südengland grenzte die kräftige Westwindströmung an, die zuvor vor allem in Deutschland einen milden, feuchten und teils stürmischen Winter und Jahresbeginn brachte.

In der Nacht zum 13.01. drangen die Fronten des Sturmtiefs ELFRIEDE weiter nach Süden vor, wodurch die Hochdruckverbindung zum Hoch AXEL getrennt wurde und die Antizyklone BERTRAM sich bei gleichbleibendem Druck etwas nach Westen über den östlichen Nordatlantik verlagerte. Dabei schwächte sich der Einfluss auf das Wettergeschehen durch Hoch BERTRAM auf Westeuropa vorübergehend ab und gegenüber dem Vortag gestaltete sich der Himmel über Spanien wolkiger und in Frankreich fiel etwas Regen. Währenddessen breitete sich höherer Luftdruck keilförmig nach Norden aus und auch im 500 hPa-Niveau, also einer Höhe von ca. 5,5 km, zeigte sich ein Keil bis nach Ostgrönland.

Bereits in der kommenden Nacht lockerte die Bewölkung unter leichter Ostverlagerung der Hochdruckzelle wieder auf und die leichten Regenfälle endeten. Gegen 13 Uhr MEZ am 14.01. lag das Zentrum der Antizyklone mit rund 1030 hPa Kerndruck über Westengland und erstreckte sich von Spanien aus über Frankreich, Westdeutschland und Großbritannien hinweg keilförmig bis nach Norwegen. Auch Deutschland gelangte zunehmend in den Einflussbereich des Hochs und nach den wolkenreichen Vortagen zeigte sich vielerorts die Sonne mit bis zu 7 Sonnenstunden, wie z.B. im Raum von Erfurt. Das Hochdruckgebiet BERTRAM blockierte derweil das Vorankommen von Tiefdruckgebieten über dem Atlantik in den europäischen Raum.

Bis zum 15.01. verlagerte sich die Hochdruckzone nur wenig ostwärts und lag mit seinem Zentrum nun über der Nordsee. Weiterhin verstärkte sich der Einfluss auf das Wettergeschehen in Deutschland, was sich verbreitet in der Anzahl der Sonnenstunden zeigte. Abgesehen von wenigen Ausnahmen schien an vielen Orten 5 bis 7 Stunden die Sonne wie z.B. in Berlin-Dahlem mit 7 Stunden. Lediglich im Raum Hannover und westlich davon blieb es den ganzen Tag über bedeckt.

Durch die in einem Hochdruckgebiet im Uhrzeigersinn zirkulierende Luft gelangte kalte Subpolarluft von Norden her nach Deutschland. Am Morgen des 15.01. lagen die Temperaturen überall mit Ausnahme der Küstengebiete mit durchschnittlichen -2 bis -5°C im frostigen Bereich. Auch am Tage kletterte das Thermometer meist nur bis knapp über den Gefrierpunkt. Im wolkenverhangenen Hannover erreichte die Höchsttemperatur sogar nur
-0,8°C und führte dort zu einem sogenannten Eistag, bei dem die Höchsttemperatur unter dem Gefrierpunkt liegt.

Am 16.01. lag das Hochdruckgebiet BERTRAM umgeben von Tiefdruckgebieten direkt über Mitteleuropa mit Zentrum über Deutschland. In den Morgenstunden herrschte verbreitet wieder mäßiger Frost, in den Alpentälern sank das Thermometer bei klarem Himmel über dem Schnee bis auf knapp -20°C, wie beispielsweise in Garmisch-Partenkirchen mit -19,6°C. Auch über Frankreich, den Beneluxstaaten und Westengland blieb es weiterhin freundlich. Lediglich im Nordosten Deutschlands sorgten schwache Tiefausläufer vermehrt für Wolken und etwas Schneefall. Auf dem gefrorenen Boden konnte sich beispielsweise in Berlin kurzzeitig eine dünne Schneedecke bilden.

Bis zum 18.01. änderte sich am Wettergeschehen im Zentrumsbereich des Hochs BERTRAM nur wenig und der Kernbereich verlagerte sich langsam unter leichter Verstärkung auf 1035 hPa zum Alpenraum. In den Nächten sank bei klarem Himmel das Thermometer wiederholt auf frostige Werte wie am Flughafen Köln-Bonn mit -6,3°C und im Alpenraum auf zweistellige Minusgrade.

Im Laufe des Tages gelangten die Fronten des Tiefs FABIENNE von Nordwesten her in den norddeutschen Raum und verdrängten die Hochdruckzone BERTRAM in den südosteuropäischen Raum. Damit endete das freundliche Wetter der vergangenen Tage über Mitteleuropa. Die Hochzelle lag am Morgen des 19.01. über dem Balkan und auch hier war es ähnlich wie zuvor im Bereich des Hochs heiter. An den Adriaküsten schien verbreitet ungehindert die Sonne.

In die Höhenströmung eingebunden und unter Abschwächung verlagerte sich das Hoch nun rasch weiter ostwärts und lag am 20.01. über der Türkei, ehe es zum folgenden Tag den Analysebereich der Berliner Wetterkarte verließ und somit nicht mehr analysiert werden konnte.

 


Geschrieben am 02.03.2012 von Dario Ibold

Berliner Wetterkarte: 15.01.2012

Pate: Dr. Bertram Motz