Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet BERTRAM
(getauft am 18.07.2014)
Mitte
Juli 2014 befand sich in einer Höhe von 5,5 km ein Vorstoß relativ warmer
Luftmassen nach Norden mit seiner Achse über dem Europäischen Nordmeer. Im
Laufe der darauffolgenden Tage schwenkte der sogenannte Hochdruckkeil nach
Osten und entwickelte dabei ein Höhenhoch über dem Weißen Meer aus. Zu diesem
Höhenhoch gehörte eine Antizyklone im Bodenniveau, die am 18.07. in der
Prognose für den Folgetag auf den Namen BERTRAM getauft wurde.
Am
19.07. um 02 Uhr MESZ befand sich das Zentrum des Hochs BERTRAM nur wenige
Kilometer vor der norwegischen Nordküste über dem Nordmeer. Der Kerndruck
betrug zu diesem Zeitpunkt rund 1025 hPa. Im Verbund mit dem über der Ostsee
liegenden Hoch AYMEN wurden nun nach der Auflösung des Tiefs XIOMARA am Vortag
gemäßigte Luftmassen aufgrund des Drehsinns der Hochs im Uhrzeigersinn nach
Skandinavien geführt. Dort konnte sich die Luft weiter erwärmen und es wurden
Temperaturen von bis zu 28°C, wie in Bergen und Haparanda,
gemessen. In Östersund und Göteborg stieg die
Höchsttemperatur um 3 Grad im Vergleich zum Tag davor auf nun 22 bzw. 26°C
an. In Trondheim wurden mit 27°C sogar insgesamt 10 Grad mehr als am Vortag
erreicht.
Das
Hoch AYMEN wurde bis zum 20.07. von der Antizyklone BERTRAM aufgenommen,
wodurch ein Hochdrucksystem entstand, welches sich über gesamt Skandinavien und
dem Nordwesten Russlands erstreckte. Das Zentrum des Hochs BERTRAM verlagerte
sich der Höhenströmung folgend mit unverändertem Druck etwa 200 km nach Osten.
Im Bereich hohen Drucks sinken Luftmassen großräumig ab, was die Auflösung von
Wolken nach sich zieht. So blieb es vor allem in der ersten Tageshälfte über
dem Einflussgebiet des Hochs nur gering bewölkt oder sogar wolkenlos, wodurch
sich die zuvor eingeflossenen Luftmassen durch verstärkte Sonneneinstrahlung
weiter erwärmen konnten. In Trondheim und Göteborg konnten so Maximalwerte von
29°C registriert werden. In Bergen wurden währenddessen sogar 30°C erreicht.
Das
Zentrum von Hoch BERTRAM zog im weiteren Verlauf nach Süden und lag um 02 Uhr
MESZ des 21.07. über Mittelschweden. Der Einflussbereich blieb aufgrund des
Zusammenschlusses mit zwei Teilhochdruckzentren ähnlich ausgedehnt wie zuvor.
Die Luftmassen erwärmten sich weiter, wobei nun auch Subtropikluft nach
Skandinavien einströmen konnte. In allen Teilen Skandinaviens konnten
verbreitet 30°C und mehr als Tagesmaximum verzeichnet werden. So wurden
Höchstwerte von 32,7°C im norwegischen Afjord Ti und
30,4°C im schwedischen Paharova gemessen. Auf der
russischen Halbinsel Kola stieg die Temperatur ebenfalls an, wodurch die
Station in Murmansk mit 27°C insgesamt 5 Grad mehr als am Vortag melden konnte.
Auch im Baltikum am Rande des Einflusses von Hoch BERTRAM erreichte die
Temperatur 2 bis 3 Grad mehr.
Da
das Tief PAULA, welches zuvor noch über dem Osten Deutschlands positioniert
war, weiter nach Südosten zog, konnte das Hoch BERTRAM, dass sich um 02 Uhr
MESZ des 22.07. mit nur noch einem ca. 1023 hPa betragendem Hochdruckkern
westlich von Gällivare über dem
norwegisch-schwedischem Grenzgebiet befand, seinen Einflussbereich nun auch
nach Süden ausdehnen. In Dänemark wurden dadurch um 1 bis 2 Grad höhere Maxima
von 29°C in Kopenhagen, Karop sowie Thyboron registriert. Durch den Einfluss des Hochs BERTRAM
schien derweil die Sonne in der Nordhälfte Deutschlands verbreitet über 10
Stunden. Die längste Sonnenscheindauer konnte Putbus auf Rügen mit 15,4 Stunden
verzeichnen. Dabei wurden Tageshöchsttemperaturen von 31,3°C in Angermünde und
31,1°C in Berlin-Kaniswall erreicht.
Das
Zentrum von Hoch BERTRAM verlagerte sich bis zur folgenden Nacht unter
Verstärkung auf ca. 1029 hPa nach
Südwesten und befand sich nun westlich der Shetland-Inseln. Der Einflussbereich
erstreckte sich von den Britischen Inseln bis nach Westrussland und vom Norden
Skandinaviens bis nach Deutschland. In Norwegen, Schweden und Finnland wurden
abermals Temperaturwerte von über 30°C gemessen, wie beispielsweise im
schwedischen Lungo mit 33,4°C, im norwegischen Kise mit 33,5°C, in Rygge mit
33,7°C und in Gulsvik Ii mit 34,5°C. Auch in Dänemark
konnten mit jeweils 30°C an den Stationen in Thyboron
und Karop sogenannte Heiße Tage vermeldet werden, bei
dem die Höchsttemperatur mindestens 30°C betragen muss. In Deutschland registrierten
derweil nur Mannheim und Angermünde einen solchen Heißen Tag mit 30,1 bzw.
30,2°C. Die meiste Sonne schien jedoch in Kiel und auf Norderney mit 15,5 und
15,4 Stunden.
In
den darauffolgenden zwei Tagen blieb die Antizyklone BERTRAM stationär über der
Skandinavischen Halbinsel. In der Höhe wurde der zugehörige Keil von zwei
Höhenwirbeln flankiert, wodurch eine stabile und für die von Westen
heranziehenden Tiefdruckgebiete blockierende Lage entstand. Das Hoch BERTRAM im
Bodenniveau beeinflusste weiterhin einen Bereich von den Britischen Inseln bis
zum Südwesten Russlands und von Nordskandinavien bis in den Norden
Deutschlands. In Norwegen bildeten sich in der zum Teil heißen Subtropikluft
zeitweise Gewitter, die verbunden mit schauerartigen Regen lokal zu nennenswerten
Niederschlagswerten führten. So fielen an der Station Oslo/Gardermoen
innerhalb von 3 Stunden bis 20 Uhr MESZ am 24.07. 13 l/m². Ansonsten wurden
zumeist nur geringe Mengen von unter 1 l/m² registriert. Die Tagesmaxima
überschritten allerdings auch an diesen Tagen unter dem Einfluss des Hochs
BERTRAM die 30°C-Marke. Am Flughafen im finnischen Kikala
wurden an beiden Tagen Höchstwerte von über 31°C gemessen, in Göteborg wurden
sogar nach 32,0°C am 24.07. einen Tag später nochmals 32,4°C gemeldet. In Vossevangen wurde mit 34,1°C die absolute Höchsttemperatur
in diesem Zeitraum für das Einflussgebiet des Hochs gemessen. Deutschland wurde
währenddessen nur ganz im Norden und an den Küsten von der Antizyklone BERTRAM
beeinflusst, da das Tief PAULA von Osten mit ihren Ausläufern vor allem über
die Mitte Deutschlands zog und hier Wolken und Niederschläge mit sich brachte.
So wurden an Nord- und Ostseeküste Sonnenscheindauern von 10 bis 13 Stunden
registriert, obwohl diese im Zentralen Teil des Landes oftmals weniger als 60
Minuten betrugen. Maximal wurde dabei eine Höchsttemperatur von 29,0°C am
24.07. in List auf Sylt erreicht.
Im 500 hPa-Niveau verlagerte sich ein Kurzwellentrog nach Osten, unter welchem sich im
weiteren Verlauf das Tief QUINTIA über den Britischen Inseln bildete. Dieser
zwang auch den Höhenkeil zu einer ostwärts gerichteten Bewegung, die das Hoch
BERTRAM im Bodenniveau mit einem Kerndruck von knapp über 1020 hPa im Laufe des
26.07. ebenfalls vollzog. Durch das gleichzeitig nach Norden verlagerte Tief
PAULA verlor die Antizyklone BERTRAM außerdem den Einfluss auf den Norden
Deutschlands, wo nur noch im äußersten Nordosten Sonnenscheindauern von 10 bis
12 Stunden erreicht wurden. Durch die weiterhin mitgeführten subtropischen
Luftmassen konnten in Skandinavien nochmals Temperaturen von beispielsweise
29,4°C im dänischen Aalborg, 32,3°C im finnischen Heinola Plaani, 32,8°C an der
Station Oslo-Blindern oder 33°C im schwedischen Gavle
gemessen werden. Durch die ostwärtige Verlagerung
wurden nun auch im Baltikum und im Nordwesten Russlands vermehrt Temperaturen
von 30°C oder höher registriert. So wurden im estnischen Turi
31,1°C, im lettischen Ventspils 31,7°C und in
Kaliningrad 31,5°C als Tagesmaxima gemeldet. Der absolute Höchstwert im
Einflussbereich wurde mit 33,5°C im litauischen Klaipeda
vermeldet.
Am
27.07. befand sich die Antizyklone BERTRAM um 02 Uhr MESZ mit ihrem Zentrum und
unverändertem Druck nordwestlich von Moskau. Der Hochdruckeinfluss erstreckte
sich zu diesem Zeitpunkt vom Weißen Meer bis zu den Karpaten und vom Raum
Wolgograd bis zur skandinavischen Halbinsel. Im Laufe des Tages entwickelten
sich über dem Baltikum, Weißrussland, Polen und Russland vereinzelt Gewitter,
die verbunden mit schauerartigem Regen zu nennenswerten Niederschlagsmengen
führten. So fielen bis 20 Uhr MESZ innerhalb von 12 Stunden 5 l/m² im
lettischen Ventspils und 10 l/m² im polnischen Lesko, sowie 7 l/m² in Leba und 13 l/m² in Pila, die in nur 6 Stunden gemessen wurden. In Kandalakscha auf der Halbinsel Kola wurden bis 5 Uhr MESZ
des Folgetages 11 l/m² und im karelischen Kalewala 3 l/m² im selben Zeitraum registriert. Im
polnischen Jelenia Gora
wurden bis 14 Uhr MESZ sogar 5 l/m² innerhalb von nur einer Stunde gemessen.
Mit der Verlagerung des Hochs konnten im Osten Europas vermehrt im Vergleich zu
den Tagen zuvor um einige Grad erhöhte Tagesmaxima über der 30°C-Marke
verzeichnet werden. Während diese in Skandinavien am Rande des
Einflussbereiches nur noch selten eben jene Grenze überschritt. An der
dänischen Station Koege/Herfoelge wurden an diesem
Tag 30,3°C, in Lycksele in Schweden 31,1°C, in Namsskogan in Norwegen 31,4°C und in Haapavesi
in Finnland 31,7°C gemessen. Das estnische Viljandi
meldete derweil 31,6°C, das lettische Dobele 31,9°C
und das litauische Klaipeda 33,0°C. In Polen betrug
das absolute Maximum 32,3°C, welches zugleich in Pila
und Szczecinek erreicht wurde, in Weißrussland lag es
bei in Vasilevici registrierten 32,5°C. In Russland
konnten Tageshöchstwerte von 32,1°C in Opotschka,
32,2°C in Borowitschi, 32,5°C in Demjansk
und 32,7°C in Kaliningrad gemeldet werden.
In
den darauffolgenden Tagen zog das Zentrum des Hochs BERTRAM nach zunächst
südöstlichem Verlauf weiter nach Osten bis über Zentralrussland. An der
Westflanke des Hochs wurde mit Hilfe der Tiefdruckgebiete PAULA und QUINTIA mit
Zentren über Mitteleuropa warme Subtropikluft zum Baltikum und nach Osteuropa
geführt, die verbreitet für konstante Höchsttemperaturen über 30°C sorgte. So
betrug das Tagesmaximum am 29.07. in Kaliningrad 34°C und in Wilna sowie im
polnischen Torun 33°C. Einen Tag später konnten in Wilna, Riga, Wolgograd,
Kaliningrad und Leba jeweils 32°C und in Moskau 33°C als Höchstwert gemessen
werden. Durch die von dem Tief QUINTIA und im späteren Verlauf auch vom Wirbel
RENATE herangeführte kühle Subpolarluft, kam es beim Aufeinandertreffen der
Luftmassen in Osteuropa und dem Baltikum vereinzelt zu kräftigen Schauern und
Gewittern, die beispielsweise bis 20 Uhr MESZ am 29.07. innerhalb von 6 Stunden
15 l/m² in Riga und in 12 Stunden bis zum selben Termin 11 l/m² in Tallinn
hervorriefen. In Torun fiel nur wenige Stunden danach bis 02 Uhr MESZ des
30.07. eine 6-stündige Niederschlagsmenge 12 l/m².
Das
Einflussgebiet des Hochs BERTRAM erstreckte sich in der Nacht zum 31.07. von Weißrussland
bis nach Westsibirien und von St. Petersburg bis zum Kaspischen Meer. Durch die
ostwärtige Verlagerung der Zyklone QUINTIA verlor das
Hoch BERTRAM zusehends an Einfluss auf das Baltikum und großen Teilen
Osteuropas. Zwar konnten in Moskau, Wolgograd, Kischiniew
und Sinferopol nochmals 33°C als Tagesmaxima
verzeichnet werden, so begannen doch die Temperaturen in Polen, Tschechien und
den baltischen Staaten um einige Grad zu sinken. In Riga fiel die
Höchsttemperatur von 32°C am Vortag auf nun 25°C herab. In Torun konnten mit
23°C insgesamt nur 9 Grad weniger gemessen werden als noch tags zuvor.
Die
Antizyklone BERTRAM schwächte sich im weiteren Verlauf mehr und mehr ab und
besaß am 01.08. um 02 Uhr MESZ nur noch einen Kerndruck von ca. 1017 hPa. Das
Hochdruckzentrum befand sich zu diesem Zeitpunkt weiterhin quasistationär
südöstlich von Moskau. Der Einflussbereich wurde nun verstärkt durch die
Ausläufer des Tiefs RENATE über dem Nordmeer eingeschränkt. Dennoch konnten im
Raum Moskau, im Südwesten Russlands sowie in der Republik Moldau, in
Weißrussland und in der Ukraine Temperaturen von über 30°C registriert werden.
In Minsk und Odessa wurden an diesem Tag 32°C gemessen, in Moskau, Kischiniew und Kiew betrug der Höchstwert 33°C. Noch höher
lag das Maximum nur noch in Wolgograd und Sinferopol
mit jeweils 35°C.
Dies
war auch gleichzeitig der letzte Tag an dem das Hoch BERTRAM auf der Berliner
Wetterkarte namentlich verzeichnet wurde. Durch die fortwährende Abschwächung
glichen sich die Druckunterschiede zwischen Ost- und Mitteleuropa aus, wodurch
die Antizyklone BERTRAM am Folgetag nicht weiter analysiert werden konnte.
Geschrieben am 08.09.2014 von
Sebastian Wölk
Berliner Wetterkarte: 27.07.2014
Pate: Berta & Manfred Wand