Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet BIGI
(getauft am 04.07.2015)

 

Am 04. Juli 2015 befand sich etwas westlich der Iberischen Halbinsel in einer Druckfläche von 500 hPa, was etwa einer Höhe von 5,5 km entspricht, ein schwach ausgeprägter Keil. Dabei handelt es sich um einen Warmluftvorstoß nach Norden. Das dazugehörige Hochdruckgebiet, welches sich im Bodenniveau entwickeln sollte, wurde in der Prognose für den Folgetag auf den Namen BIGI getauft. Hochdruckgebiete entstehen, wenn großräumig Luftmassen aus höheren Atmosphärenschichten absinken und den Luftdruck am Boden erhöhen. Aufgrund der globalen Zirkulation bilden sich regelmäßig Hochdruckgebiete zwischen den Tropen und den gemäßigten Breiten im sogenannten subtropischen Hochdruckgürtel aus.

In der Nacht zum 5. Juli lag das Hochdruckgebiet BIGI mit einem Druck im Zentrum von ca. 1024 hPa über der Biskaya. Über Mitteleuropa dominierten zwei ausgedehnte Druckgebilde. Das über dem Balkan liegende Hoch ANNELIE, das das Wetter in Mittel-, Süd und Osteuropa gestaltete und das Tief SIEGFRIED, das über dem Nordatlantik lag. Der nördliche Rand des Hochs BIGI erreichte Südengland, Nordfrankreich und die Benelux–Länder. Die Station Caen meldete um 00 Uhr UTC, was 02 Uhr MESZ entspricht, einen Bodendruck von 1022 hPa. Bei einer Sonnenscheindauer von nur 4 Stunden wurden maximal 22,6°C gemessen. In Brest hingegen schien die Sonne 9 Stunden bei einer Maximaltemperatur von 21,2°C. Höhere Temperaturen wurden beispielsweise aus La Rochelle mit 23,9°C, Tours mit 26,8°C oder aus Orléans mit 28,2°C gemeldet.

Zum Folgetag verlagerte sich die Antizyklone BIGI der Höhenströmung folgend unter quasi gleichbleibenden Druck weiter nach Nordosten und lag um 02 Uhr MESZ mit dem Zentrum über der Bretagne. Der Einflussbereich des Hochs BIGI erstreckte sich von den Pyrenäen bis nach Mittelengland. In Südfrankreich stiegen die Temperaturen verbreitet auf Werte zwischen 36 und 38°C. Mit dem Transport maritimer Luftmassen polaren Ursprungs in diese Region stiegen die Temperaturen in Nordwestfrankreich sowie in England nur bis auf 20 bis 25°C, wie in La Heve mit 24°C oder Southhampton mit 20°C. Die Sonnenscheinstunden lagen bei rund 11 Stunden in Südfrankreich sowie bis zu 14 Stunden im Norden des Landes.

In der Nacht zum 7. Juli kam das Hochdruckgebiet BIGI bis nach Mitteleuropa voran, breitete sich von Frankreich bis Weißrussland bzw. von Dänemark bis zur Slowakei aus. Der Bodendruck erreichte in Cottbus 1019 hPa. An diesem Tag war es im Einflussbereich von Hoch BIGI wechselnd bewölkt und bei absinkenden Luftmassen trocken. Das Hoch BIGI brachte vor allem im Osten und Süden Deutschlands nochmals einen sonnenscheinreichen Tag. Vor allem in Oder-Neiße-Nähe sowie in Südostbayern wurden fast 15 Stunden Sonnenschein registriert. Die Luftmassen tropischen Ursprungs gelangten in die Südhälfte Deutschlands, so dass dort die Temperatur auf über 35°C stieg. Die Höchsttemperatur lag bei 34°C in Cottbus und bei 36°C in Frankfurt am Main. Auch an einigen Stationen in den Alpen wurden hohe Temperaturwerte erreicht. Beispielsweise wurde in Genf ein neuer Temperaturrekord aufgestellt. Dort wurden 39,7°C registriert bei einer Messreihe, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht.

Am folgenden Tag verlagerte sich das Hochdruckgebiet BIGI weiter nach Osten und beeinflusste das Wetter in der Ukraine. Das Hoch BIGI schwächte sich deutlich ab und erreichte einen maximalen Bodendruck von 1014 hPa um 02 Uhr MESZ in Winnyzja in der Zentralukraine. Weiterhin wurden jedoch hohe Temperaturen mit Höchstwerten von bis zu 38°C in Mohyliv- Podilskyi beobachtet, weil kontinentale Luftmassen subtropischen Ursprungs vom Mittelmeer zur Ukraine transportiert wurden. Gleichzeitig kam die vom Tiefdruckgebiet THOMPSON stammende Kaltfront weiter nach Mitteleuropa voran und brachte leichten Regen.

Bis zum 9. Juli verlagerte sich das Hoch BIGI nach Südrussland und schwächte sich weiter ab. Das Hoch BIGI befand sich am Rand zweier unterschiedlicher Luftmassen. In der Region von Russland bis zum Asowschen Meer herrschten erwärmte maritime Luftmassen subpolaren Ursprungs vor, während kontinentale tropische Luftmassen in der Ukraine dominierten. Die Hitzewelle blieb im Bereich des Hochs BIGI erhalten, so dass die Höchsttemperatur an der Station Zimovniki in Südrussland auf 38°C stieg.

Im weiteren Verlauf verlagerte sich das Hoch BIGI weiter in Richtung Osten und verließ den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte, so dass das Hoch BIGI am Folgetag nicht weiter analysiert werden konnte.

 

 

Geschrieben am 12.07.2015 von Damian Wolejko

Berliner Wetterkarte: 06.07.2015

Pate: Bigi Schärer