Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet BIJANKA

(getauft am 05.01.2015)

 

Am 04.01.2015 dehnte sich in einer Höhe von 5,5 km ein Vorstoß warmer Luft nach Norden, welcher als Keil bezeichnet wird, über Westeuropa bis zur Grönlandsee aus. Im Bodenniveau spaltete sich von einem weitreichenden Gebiet hohen Druckes über der Barentssee ein Hochdruckgebiet ab, das der in diesem Bereich durch den Keil nach Süden weisenden Höhenströmung folgte. Da diese Antizyklone im weiteren Verlauf Einfluss auf Mitteleuropa nehmen sollte, wurde sie am 05.01. auf den Namen BIJANKA getauft.

Um 01 Uhr MEZ dieses Tages wurde das Hoch BIJANKA mit seinem Zentrum und einem Druck von 1018 hPa über Lappland im Grenzbereich zwischen Schweden und Finnland analysiert. Mit dem Hoch gelangte kalte arktische Luft nach Nordskandinavien, Finnland und Teilen des Nordwestens von Russland. Aufgrund geringer Luftdruckgegensätze blieb es im Bereich des Hochs BIJANKA schwach windig und vor allem im Norden Schwedens und Norwegens trübten die Ausläufer des Tiefs KLAUDIA den Hochdruckeinfluss. Dennoch fiel vielerorts die Temperatur in der folgenden Nacht in den Bereich sehr strengen Frosts. Im finnischen Sodankylä wurden dabei -34,9°C als Minimum gemessen, während es tags zuvor noch -24,8°C waren. Auch im weiter nordwestlich gelegenen Pokka konnte ein ähnliches Absinken auf ‑34,1°C beobachtet werden. Vielerorts wurde dabei ein Eistag verzeichnet, bei welchem die Höchsttemperatur nicht über den Gefrierpunkt ansteigen darf. In Kevo in der nordfinnischen Region Utsjoki erreichte sie beispielsweise nur einen Höchstwert von -26,7°C, aus dem schwedischen Naimakka wurden maximale -21,4°C gemeldet. An der Ostflanke des Hochs BIJANKA strömten die arktischen Luftmassen durch den Drehsinn des Hochs und dem Tief LINA mit Kern über dem Osten Russlands sogar bis zur Ukraine. Dadurch wurden nächtliche Tiefsttemperaturen von -10°C in Kiew,
-13°C in Minsk, -20°C in Moskau und -30°C in Archangelsk registriert, wobei dort der Höchstwert im Tagesverlauf zuvor nur auf -19°C angestiegen war.

Der Hochdruckkeil verschob sich bis zum Folgetag nur wenig nach Osten und das Zentrum der Antizyklone BIJANKA verlagerte sich an dessen Ostflanke bis über den Süden Finnlands. Das Hoch verstärkte sich bis auf einen Druck von ca. 1031 hPa und dehnte seinen Einflussbereich im Laufe des Tages von Nordskandinavien über die Ostsee bis nach Deutschland aus. In Finnland blieben fast alles Regionen bei dichter hochnebelartiger Bewölkung weiterhin im Dauerfrostbereich, wodurch an der Station Taivalkoski Paloasema als Tageshöchstwert nur -27,7°C gemessen wurden, in Salla Naruska war es mit maximalen -25,4°C ähnlich kalt. In Deutschland brachte das Hoch BIJANKA einigen Sonnenschein mit sich, der lediglich im Norden und Nordwesten des Landes durch die Ausläufer des Tiefs BOB ausblieb. Damit konnten verbreitet 2 bis 5, ganz im Süden und Südwesten auch 6 bis 7 Stunden Sonnenschein verzeichnet werden, wie zum Beispiel auf dem Feldberg im Schwarzwald mit 7,4 Stunden oder in Freiburg mit 7,2 Stunden. Auch im äußersten Nordosten schien die Sonne bis zu 5 Stunden lang. Mit deren Unterstützung und den einfließenden gemäßigten Luftmassen konnten recht milde Höchsttemperaturen von 8,6°C im auf 797 m hoch gelegenen Freudenstadt im Schwarzwald sowie in Wielenbach am Starnberger See registriert werden. Im Rhein-Main-Gebiet konnte sich die Sonne jedoch nicht gegen den dichten Nebel bzw. Hochnebel durchsetzen, weshalb hier Dauerfrost mit Maxima um ‑2°C herrschte. Ansonsten wurden zumeist Werte zwischen 2 und 5°C erreicht, wobei in der Nacht zuvor noch Minima von -8,8°C aus dem ostbayrischen Tirschenreuth-Lodermühl und -9,0°C aus dem am Alpenrand liegenden Reit am Winkel gemeldet wurden.

Der ausgeprägte Keil verlagerte sich im weiteren Verlauf nach Osten und reichte nun vom Alpenraum über die Ostsee und Finnland bis zum Nordpolarmeer. Das Hoch BIJANKA zog am Boden weiter nach Süden und wurde mit seinem Zentrum und einem Druck von rund 1036 hPa westlich von Minsk analysiert. Nach dem Abzug des Tiefs LINA bis nach Westsibirien und der Auflösung einzelner Reste von Frontensystemen über dem Osten und Südosten Europas konnte sich das Hoch BIJANKA auch durch die zunehmende Unterstützung durch den Höhenkeil im Gegensatz zu den Vortagen deutlich ausdehnen. Der Einflussbereich umfasste damit ein Gebiet von der kroatischen Adriaküste bis zum Weißen Meer und von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Im Bereich des Hochs wurde polare Festlandluft mitgeführt, die nicht ganz so kalt wie die vorher einfließenden arktischen Luftmassen war und vielerorts zu einem Temperaturanstieg führte. In Murmansk wurde mit -7°C ein um insgesamt 8 Grad höheres Tagesmaximum registriert, in Archangelsk wurden mit -9°C sogar 9 Grad mehr erreicht. An der Ost- und Südostflanke des Hochs strömten dagegen arktische Luftmassen nach Süden. In Wolgograd fiel die Temperatur in der Nacht zuvor auf -26°C herab und erwärmte sich im Tagesverlauf nur auf -14°C, obwohl einen Tag zuvor noch maximal -2°C gemessen wurden. Auch auf dem Balkan sanken die Temperaturen deutlich ab. So wurden beispielsweise in Varna und Konstanza mit -7 bzw. -8°C jeweils 9 Grad weniger als Höchstwert registriert als noch am Vortag.

Über Polen und Finnland entwickelten sich im Laufe des Tages in der mittleren Troposphäre einzelne Höhentiefs, wodurch der Keil in diesen Bereichen abgeschwächt wurde und an Intensität verlor. Der noch nach Süden weisenden Höhenströmung folgend positionierte sich das Hoch BIJANKA am 08.01. um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum knapp nördlich von Bukarest. Der Kernbereich konnte sich nochmals leicht verstärken und wies nun einen Druck von ca. 1040 hPa auf. Zu diesem Zeitpunkt erstreckte sich die Antizyklone BIJANKA in ihrer Ausdehnung von Griechenland bis zum Raum Moskau und von den Ostalpen bis zum Schwarzen Meer sowie der westlichen Türkei. In der Nacht sank die Lufttemperatur in Bukarest auf -20°C, in Sinferopol auf -23°C und in Wolgograd auf -26°C, wobei sie sich dort am Tage kaum erwärmte und ein Höchstwert von -22°C erreicht wurde. Des Weiteren wurde in Sinferopol ein Maximum von
-17°C, in Odessa von -12°C und in Kischiniew von -10°C registriert. In Ankara fiel nachts der Tiefstwert mit -15°C stark herab und stieg im weiteren Verlauf auf
-5°C an. Auch in Istanbul blieb die Temperatur ganztägig unterhalb des Gefrierpunkts. In Kroatien machte sich derweil der Einfluss der vergleichsweise warmen Adria bemerkbar. Während im Landesinneren in Zagreb das Tagesmaximum nur 2°C betrug, wurden in der rund 150 km entfernten Küstenstadt Rijeka 10°C und weiter südöstlich in Dubrovnik 8°C als Höchstwert verzeichnet.

Das über dem Bottnischen Meerbusen neu entstandene Tief DANIEL verdrängte mit seinen Ausläufern das Hoch BIJANKA weiter nach Südosten und schränkte die Antizyklone auch in ihrer Ausdehnung nun deutlich ein. Um 01 Uhr MEZ am 09.01. befand sich das Zentrum des Hochs mit einem Druck von weiterhin etwa 1040 hPa knapp südlich von Ankara über der zentralen Türkei. Ein weiteres Zentrum, welches sich im Laufe des Vortages abgespalten hatte, konnte mit ca. 1036 hPa über dem Asowschen Meer analysiert werden. Damit dehnte sich der Einfluss von Ost nach West nochmals von Südrussland über den Süden der Ukraine bis zur montenegrinischen Adriaküste und in Nord-Süd-Richtung von den Ostkarpaten bis nach Athen aus. In Wolgograd kühlte sich die Luft in der vorangegangenen Nacht auf -24°C ab, in Sinferopol wurden minimal -22°C, in Bukarest -19°C und in Kischiniew -17°C gemessen. Da sich die Luftmasse im Bereich des Hochs nun langsam erwärmte, stieg die Temperatur im Tagesverlauf im Vergleich zu den Tagen zuvor vielerorts deutlich an. Zwar wurden in Wolgograd nur maximal -14°C registriert, jedoch stellt dies eine Erwärmung um 8 Grad dar. In Kiew wurden mit +2°C insgesamt 10 Grad mehr erreicht, in Sinferopol wurde mit einem Höchstwert von 0°C sogar 17 Grad mehr registriert. Auch Ankara blieb mit einer Tageshöchsttemperatur von -7°C weiterhin im Dauerfrostbereich, obwohl die Erwärmung auch in den umgebenden Regionen der Türkei einsetzte und zum Beispiel die Stationen in Istanbul und Izmir jeweils +3°C melden konnten.

Die Antizyklone BIJANKA schwächte sich im Tagesverlauf zusehends ab und verlor auch durch die nach Osten gerichtete Zugrichtung komplett ihren Einfluss auf das europäische Wettergeschehen und konnte deshalb am Folgetag nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte namentlich verzeichnet werden.     

 

 

Geschrieben am 17.03.2015 von Sebastian Wölk

Berliner Wetterkarte: 07.01.2015

Pate: Bijanka Bürgi