Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet BORCHERT

(getauft am 10.01.2018)

 

Am 9. Januar dominierte das Hoch ADAM von Skandinavien bis zum Schwarzen Meer das dortige Wettergeschehen. Gleichzeitig befand sich das gut ausgeprägte Tief CHRISTINE nahe dem Ural. Aufgrund der Drehrichtung gegen den Uhrzeigersinn des Tiefs wurde auf dessen Rückseite arktische Kaltluft nach Süden geführt. Gestützt von Hoch ADAM, mit Zentrum über Südostpolen, konnten sich die arktischen Luftmassen in Richtung Finnland und Westrussland ausbreiten. Da kalte Luft schwerer ist als warme Luft, kann sich diese in Bodennähe ansammeln. Durch das höhere Gewicht herrscht nun am Boden ein höherer Luftdruck. Nach diesem Prinzip bildete sich das Druckgebiet BORCHERT als sogenanntes kaltes Bodenhoch, dass in der Prognose am 10. Januar getauft wurde. Erstmalig tauchte die Antizyklone am 11. Januar um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, auf der Berliner Wetterkarte auf. Das Zentrum befand sich knapp nördlich der Halbinsel Kola über der Barentssee mit einem Druck von ca. 1027 hPa. Bereits am Morgen erreichte die Kaltluft diese Gebiete. Während am 10. Januar der Tiefstwert in Murmansk am nördlichen Polarkreis noch bei -11,4°C lag, so sank die Temperatur am Folgetag unter Einfluss von Hoch BORCHERT auf -24,0°C.

Im Laufe des 11. Januars verstärkte sich die Antizyklone enorm und befand sich mit einem Druck von über 1035 hPa über Finnland. Das Einflussgebiet vergrößerte sich stark, sodass die Frostluft weiter nach Südwesten vordrang. Die Dauerfrostgrenze, das heißt Höchstwerte von unter 0,0°C, befand sich dabei von Nordostpolen bis zur nördlichen Ukraine. Nordöstlich dieser Linie erreichten die Höchstwerte nur -9 bis -1°C. Auf der Halbinsel Kola sowie im nördlichen Finnland wurden Höchstwerte von -15 bis -10°C registriert. Am kältesten blieb es im russischen Kalevala mit -17,0°C. Interessanterweise trat der Höchstwert dort bereits am Morgen auf, da sich die Kaltluftzufuhr tagsüber verstärkte. Mittags lag die Temperatur bei rund -20°C. Das Wetter gestaltete sich aber meist wolkenreich und gebietsweise fiel geringer Schnee. Grund dafür waren die von der Barentssee angefeuchteten Luftmassen. Des Weiteren ist zu dieser Zeit der Sonnenstand zu niedrig, sodass sich die Sonne trotz Hochdrucks nicht durchsetzen konnte.

Am 12. Januar um 01 Uhr MEZ befand sich Hoch BORCHERT nahe Sankt Petersburg mit einem Druck von ca. 1035 hPa. Ein weiteres Zentrum befand sich über dem südlichen Schweden und gehörte noch zu Hoch ADAM. Bis zum Tagesende wurde aber dieses Zentrum in die Zirkulation von Antizyklone BORCHERT aufgenommen. Die Frostluft weitete sich an der östlichen Flanke weiter aus. Die Dauerfrostgrenze reichte von Mittelpolen bis zur mittleren Ukraine. Auch in Deutschland drehte die Windrichtung zunehmend auf Ost. Die Höchstwerte erreichten von Niedersachsen bis Bayern sowie östlich davon nur noch 1 bis 5°C, in Südwestdeutschland dagegen noch bis 10°C. Erneut gestaltete sich das Wetter meist trüb ohne Sonnenschein. Von Moskau bis zum Ural setzte sich dagegen etwas Sonnenschein durch, da die Strömung dort von Nord auf Ost drehte und somit trockene, kontinentale Luft heran geweht wurde. Dort blieb es auch am kältesten mit höchstens -10 bis -5°C, entlang des Ural sogar extreme -25 bis -11°C.

Am Folgetag um 01 Uhr MEZ positionierte sich das Hoch BORCHERT knapp westlich von Moskau mit einem stark erhöhten Druck von ca. 1045 hPa. Die Dauerfrostgrenze verlagerte sich erneut nach Westen und erreichte nun den Nordosten Deutschlands. Auch nördlich einer Linie Südpolen über Nordrumänien bis zur Krim blieb es bei Höchstwerten von unter 0°C. So gab es von Usedom über die Uckermark bis ins östliche Sachsen leichten Dauerfrost. Beispielsweise vermeldete Grünow -0,2°C und Görlitz -0,1°C. In Berlin-Dahlem wurden leichte Plusgrade mit +0,4°C erreicht. Nahe dem Zentrum des Hochs BORCHERT setzte sich in Teilen Nordwestrusslands und in Estland verbreitet sonnenscheinreiches Wetter mit 4 bis 7 Sonnenstunden durch. In Deutschland gab es entlang der Oder eine Sonnenstunde, am freundlichsten war es auf Usedom mit zwei bis maximal vier Sonnenstunden. Aufgrund der Drehrichtung des Hochs konnte an der West- und Nordflanke milde Atlantikluft nach Norden fließen. Im russischen Vendinga nahe des Ural erreichte die Temperatur am 12. Januar mit nordöstlichen Winden maximal -25,2°C. Am Morgen des 13. Januars wurden -27,4°C gemessen, tagsüber stieg die Temperatur mit der Winddrehung auf West auf -2,2°C.

Am 14. Januar um 01 Uhr MEZ blieb das Hoch BORCHERT quasi stationär zwischen Riga und Moskau mit einem Druck von ca. 1043 hPa. Erneut konnte sich die Frostluft leicht nach Südwesten schieben. Währenddessen schwächte sich der Dauerfrost von Finnland bis zum Ural wegen der westlichen Winde ab, sodass am nördlichen Polarkreis sogar 0 bis +2°C gemessen werden konnten. Von Estland über Nordostpolen und der nördlichen Ukraine bis in den Westen Russlands stellte sich tagsüber mäßiger Dauerfrost von -9 bis -5°C ein. So vermeldete Warschau -5,2°C, Riga -6,5°C, Kiew -7,6°C und Moskau        -5,4°C als jeweiligen Höchstwert. Am kältesten blieb es mit -12,0°C im russischen Kursk. In Deutschland erreichte die Dauerfrostgrenze auch Berlin. Während im Norden und Osten die Temperatur unter 0°C blieb, wie beispielsweise in Tegel mit -0,2°C und Marzahn mit -0,6°C, stieg im Südwesten der Stadt die Temperatur noch über 0°C. Dahlem registrierte +0,2°C und Wannsee bereits +1,0°C. Damit gab es in Nordost-Berlin den ersten Dauerfrost des Winters 2017/2018 - erst am 25. Februar sollte sich erneut Dauerfrost einstellen. Im restlichen Deutschland wurden leichte Plusgrade von 1 bis 5°C verzeichnet. Die Sonne setzte sich nordöstlich einer Linie NRW-Sachsen für 2 bis 7 Stunden durch, wobei es von Hamburg bis Berlin mit gebietsweise 6 bis 7 Sonnenstunden am sonnigsten war.

Auch am 15. Januar um 01 Uhr MEZ befand sich die Antizyklone BORCHERT nahe Moskau mit einem Druck von ca. 1042 hPa. Allerdings verringerte sich die Größe des Zentrums enorm von ca. 1500 km West-Ost-Ausdehnung am Vortag auf ca. 300 km am Folgetag. Daraus resultierte ein verändertes Strömungsmuster der Luftmassen. So drehte die bodennahe Strömung in Deutschland von Ost über Südost auf Süd und somit gelangten wieder mildere Luftmassen nach Mitteleuropa. Die Temperaturen stiegen tagsüber in Deutschland auf 1 bis 5°C, wie in Hamburg mit 4,4°C, Berlin-Tegel mit 3,6°C oder Erfurt mit 3,3°C. Am kältesten blieb es erneut auf Usedom, wo in Putbus maximal 0,9°C vermeldet werden konnten. Der Tag gestaltete sich dabei freundlich und von der Ostsee bis zum Erzgebirge setzte sich die Sonne 4 bis 7 Stunden durch. In der Westhälfte Deutschlands blieb es dagegen wolkenverhangen und mit Aufzug der Fronten des Islandtiefs EVI setzte bei Temperaturen von 6 bis 9°C verbreitet teils kräftiger Regen ein. Am kältesten blieb es nahe dem Zentrum von Hoch BORCHERT. Vom Norden Estlands über Weißrussland bis zur nördlichen Ukraine konnten Höchstwerte von nur -10°C registriert werden. Die Dauerfrostgrenze verschob sich indes leicht südwärts und reichte von Westpolen über die Slowakei bis Bulgarien. Auch der Norden Griechenlands wurde von der Kaltluft gestreift, sodass in Thessaloniki 6,2°C, in Serras nahe der bulgarischen Grenze sogar nur 2,4°C als Maximum erreicht wurden.

Vom 16. bis 18. Januar wurde das Hoch BORCHERT mit weiterem Vordrängen der Tiefs EVI und FRIEDERIKE weiter nach Osten abgedrängt. Das Zentrum befand sich dabei mit etwas über 1030 hPa über dem Westen Russlands, am 18. Januar überquerte das Hoch den Ural. Im Westen Russlands setzte sich somit das sonnige und mit Höchstwerten von -5 bis -15°C kalte Wetter fort. Die Dauerfrostgrenze verschob sich sukzessive nach Nordosten und befand sich am 18. Januar bereits auf einer Linie Litauen-Nordostukraine. Mit weiterer Ostverlagerung tauchte Hoch BORCHERT am 19. Januar nicht mehr auf den Wetterkarten auf.