Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet BOZENA

(getauft am 13.01.2021)

 

Am 13. Januar 2021 war Mitteleuropa von einem mehrkernigen Tiefdruckkomplex namens DIMITRIOS geprägt, während sich ein kräftiges Hochdruckgebiet mit über 1035 hPa Kerndruck über dem Norden Russlands befand. Solch ein Sibirienhoch tritt dort häufig in den Wintermonaten auf, da die kalten Luftmassen über Russland sehr schwer sind, daher absinken und so bodennah den Luftdruck ansteigen lassen. Auf der Rückseite von Tief DIMITRIOS begann der Luftdruck vor allem über dem Südwesten Skandinaviens rasch zu steigen, so dass sich die Hochdruckzone ausdehnte und schließlich einen eigenständigen Kern bildete, der in der Prognosekarte für den nächsten Tag (14.01.) von der Berliner Wetterkarte auf den Namen BOZENA getauft wurde.

 

Am 14.01. tauchte das Hoch BOZENA zum ersten Mal auf der Wetterkarte auf. Die Antizyklone zeigte dabei anfangs keine geschlossene Isobare (Linie gleichen Luftdrucks) um sein Zentrum mit 1030 hPa, da in Richtung des großräumigen Russlandhochs der Druck noch weiter auf bis zu 1045 hPa anstieg. Zum Vergleich: Der Normaldruck der von der WMO -World Meteorological Organization- definierten Standardatmosphäre liegt bei 1013,25 hPa. Das Hochdrucksystem war angereichert mit sehr kalter Polarluft, weshalb in den Nächten nach Wolkenauflösung eine starke Abkühlung stattfand. Besonders kalt war es in Lappland. In Kittilä etwa wurden in der Nacht eisige -38°C gemessen, während es 48 Stunden zuvor nachts noch mehr als 25 Kelvin wärmer war. Die extremen Tiefstwerte konnten erreicht werden, da mit Hochdruckeinfluss auch eine starke Absinkbewegung einhergeht, die dazu führt, dass sich Wolken großräumig auflösen und somit die Restwärme vom Tage nun in der Nacht ungehindert in die Atmosphäre aufsteigt, wodurch dann im Umkehrschluss Boden- und Lufttemperatur stark absinken. Solche klaren Nächte konnten im gesamten Einflussbereich des Hochs nördlich von Tampere bis hoch nach Lappland beobachtet werden.

 

Am 15.01. hat sich BOZENA als eigenständiges Hochdruckgebilde (mit umschlossener Isobare) abgespalten und so seinen Einflussbereich vergrößert. Nachdem es im Laufe des vergangenen Tages südwestwärts gewandert ist, lag sein Zentrum jetzt über Süd-und Mittelnorwegen. Diesen kräftigen Druckanstieg im Süden Skandinaviens konnte man gut an der norwegischen Station Dagali verfolgen. Binnen 48 Stunden stieg hier der Druck von 994 hPa (unter Einfluss von Tief DIMITRIOS) auf 1037 hPa (unter Einfluss von Hoch BOZENA). Mit der Verlagerung nach Süden hatte sich die die Polarluft weiter ausgebreitet und sorgte nach wie vor für kalte Nächte. Tiefstwerte von -31°C wurden zum Beispiel im norwegischen Bjorli gemeldet. Nachdem Tief DIMITRIOS am Mittag des Vortages nach Osten weggezogen war, beeinflusste BOZENA nun auch das Wettergeschehen in Deutschland. Dabei verursachte das Hoch eine Nordströmung über Gesamtdeutschland, die erst an den Alpen auf Tief ERHAN I traf, sodass sich dort eine starke Frontalzone ausbildete. Für Deutschland bedeutete dieser Zustrom von kalter Subpolarluft aus dem Norden Dauerfrost und Eistage. Im Berliner Umland wurden Tagestiefsttemperaturen in 5 cm Höhe von knapp -10°C gemeldet, in weiten Teilen Bayerns sogar -15°C bis -20°C. Reit im Winkl an der Grenze zu Österreich registrierte beispielsweise -26,9°C. Auch die Tageshöchsttemperaturen lagen nur knapp um den Gefrierpunkt, in höheren Lagen Thüringens und Sachsens verharrten die Temperaturen um -5°C. Die, trotz der eisigen Temperaturen, großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind dabei charakteristisch für Hochdruckeinfluss.

 

Am 16.01. verblieben Zentrum und Kerndruck des Hochs BOZENA gleich, jedoch ist Hoch CHANA in der vergangenen Nacht vom Atlantik über Spanien und Frankreich bis nach Deutschland gezogen, sodass Deutschland zwar weiterhin durch hohen Luftdruck beeinflusst wurde, allerdings nun von einem anderen Hoch. BOZENA konzentrierte sich derweil wieder mehr auf das Binnenland Skandinaviens. So sorgte der Hochdruckeinfluss weiterhin für wolkenfreie Tage und klare Nächte in Norwegen sowie jetzt auch in Dänemark und Südschweden, z.B. in Göteborg. Mit den klaren Nächten blieben auch die Temperaturen frostig, im norwegischen Hemsedal zwischen Oslo und Bergen lag selbst die Maximumtemperatur nur bei -25°C. Dem gegenüber stand der Osten Schwedens, der fast vollständig bedeckt blieb, so meldete etwa Stockholm eine ganztägig geschlossene Wolkendecke. Aufgrund der tiefen Wolkenbedeckung konnte es sich dort ein wenig erwärmen, so erreichte Stockholm bereits leichte Plusgrade.

 

Am 17.01. lag Hoch BOZENA den dritten Tag in Folge über dem Süden Norwegens. Der Kerndruck ist auf 1020 hPa gesunken und die Frontensysteme des Tiefs über der Halbinsel Kola im Osten und des Tiefs FLAVIU im Westen zwischen Island und den Britischen Inseln haben den Einflussbereich von Bozena weiter eingeschränkt. Das Voranschreiten von Tief FLAVIU führte vor allem an der Westküste zu einer deutlichen Milderung der Temperatur. In Bergen und entlang der Fjordküste lagen selbst die Tiefstwerte in 2 m bereits bei +3°C und auch weite Teile Südnorwegens erreichten nun einstellige Minusgrade. In Valle östlich von Stavanger etwa hat sich die Temperatur innerhalb von 24 Stunden um mehr als 10 Kelvin erhöht. Außerdem hat das Frontensystem von FLAVIU den Südwesten Skandinaviens mit dichten Wolken erreicht. Das Satellitenbild zeigte Seenebelfelder entlang der Atlantikküste, Stratocumulus und Stratus nebulosus über der Ostsee. Um 18 UTC (19 Uhr MEZ) wurde in Oslo Nebel in Schwaden oder Bänken gesichtet, in Norrköping in Schweden und auf Rügen wurde feuchter Dunst gemeldet. Sowohl Nebel als auch feuchter Dunst beinhalten eine deutliche Beeinträchtigung der Sichtweite durch schwebende Wassertröpfchen bei einer relativen Luftfeuchte von über 80%, die bei feuchtem Dunst 8 km, bei Nebel weniger als 1 Kilometer beträgt. Zusätzlich wurden je nach Taupunkt und Temperatur leichte Niederschläge in fester oder flüssiger Form beobachtet. An der milden norwegischen Westküste verzeichnete Bergen einen leichten Regenschauer. Im kälteren Kopenhagen, das in geographischer Nähe zu den arktischen Luftmassen im Osten liegt, konnten bei -2°C leichte Schneefälle registriert werden.

 

In der Nacht verließ Hoch BOZENA Skandinavien und zog über Dänemark, Nord-und Ostdeutschland und Polen, bis sich sein Zentrum am 18.01. über dem Länderdreieck Polen, Tschechien, Slowakei auf Höhe des 50. Breitengrades bei Krakau positionierte. Dabei hat sich der Kerndruck wieder auf 1025 hPa erhöht und in Folge seiner Zugbahn über das europäische Festland hat sich die Subpolarluft (xP) in eine kontinentale Subpolarluft (cP) umgewandelt. Von seiner Ausgangslage aus nahm Hoch BOZENA Einfluss auf weite Teile Osteuropas sowie auf den östlichen Alpenraum, die südliche Ostsee und den Balkan. Bezüglich letzteren definierte sich ein Hochkeil, der sich bis fast an die griechische Grenze erstreckte. Dem gegenüber befand sich eine zyklonale Krümmung im Hoch über dem Schwarzen Meer, die anzeigte, dass dieser Bereich von dem benachbarten Tief über dem Kaukasus dominiert wurde. Mit den für ein Hochdruckgebilde charakteristischen Absinkbewegungen sorgte BOZENA auch in Osteuropa für eine Wetterberuhigung mit klaren Nächten, etwa in Bukarest und Warschau. Auch tagsüber wurde die Sonne kaum von den Wolken verdeckt, sodass zum Beispiel der Berg Kasprowy Wierch an der polnisch-slowakischen Grenze auf dem Hauptkamm der Tatra auf eine größtmögliche Tagesumme von 8 Sonnenstunden kam. Einzig über dem östlichen Alpenraum und den Karpaten bildeten sich in Folge des orographischen Aufstiegs entlang der Gebirgszüge niedrige bis mittelhohe Stratocumulus und Altocumulus - Wolken. Diese starke Bewölkung des Himmels mit Haufenschichtwolken und wenigen Sonnenstunden fand man beispielsweise in Krakau, Wien und Ljubljana. Angereichert mit kalter Subpolarluft aus Skandinavien brachte Hoch BOZENA deutliche Abkühlungen vor allem für Polen, Weißrussland, der Ukraine und dem südlichen Baltikum.

 

In der Nacht des 18.01. meldeten Marijampolė in Litauen ebenso wie die weißrussische Hauptstadt Minsk eisige -25°C. Und auch den Südosten Europas erreichten winterliche Temperaturen. Im griechischen Florina etwa sank das Thermometer auf -17°C. Bereits im Tagesverlauf engte die nach Osten vorrückende Okklusionsfront von Tief FLAVIU über der Nordsee den Einflussbereich von Hoch BOZENA weiter ein. Gleichzeitig dehnte sich das Hoch DRAGICA über Südeuropa und dem Mittelmeerraum weiter nach Nordosten aus, sodass das Hoch BOZENA abgedrängt wurde und in einer breiten Hochdruckzone aufging, die von Nordskandinavien bis zum südlichen Schwarzen Meer reichte. Am 19.01. tauchte Hoch BOZENA nicht mehr auf der Bodenwetterkarte auf.