Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
BRIGITTE
(getauft
am 14.12.2015)
Im Bereich eines schwachen
Warmluftvorstoßes in 5,5 km Höhe, welcher als Keil bezeichnet wird, bildete
sich am Rande des Hochs ANNICE mit Lage über den Britischen Inseln im Laufe des
13.12.2015 im Bodenniveau ein weiteres Hochdruckzentrum über Südskandinavien
aus, welches aufgrund seines prognostizierten Einflusses auf das
mitteleuropäische Wettergeschehen am 14.12. auf den Namen BRIGITTE getauft
wurde.
Das Zentrum des Hochs BRIGITTE befand sich
um 01 Uhr MEZ dieses Tages mit einem Druck von ca. 1018 hPa über dem Raum Oslo.
Während sich der direkte Einflussbereich des Hochs BRIGITTE nur auf Zentral-
und Südskandinavien beschränkte, war es dennoch Teil eines umfangreichen
Hochdruckkomplexes, welcher durch die Hochs ANNICE über Tschechien und ZITA
über Bosnien-Herzegowina sowie weiteren kleinräumigen Hochdruckgebieten über
Norditalien, dem südlichen Mittelmeer und der Türkei ergänzt wurde, und somit
weite Teile Zentral-, Süd- und Südosteuropas umfasste. Mit dem Hoch BRIGITTE
flossen aufgrund des im Uhrzeigersinn gerichteten Drehsinns eines
Hochdruckgebiets arktische Luftmassen maritimen Ursprunges nach Südskandinavien
ein, was mit einer Absenkung der Temperatur einherging. In Oslo-Blindern konnten
beispielsweise an diesem Tag nur maximal -4,7°C erreicht werden, wohingegen es
am Vortag noch 0,9°C waren. Andere norwegische Stationen verzeichneten ähnlich
hohe Temperatursenkungen, wie Asker mit 6 Grad auf -4,5°C oder Kjeller Ap mit
6,4 Grad auf -7,3°C. Auch in Südschweden wurde ein teils deutlicher Abfall der
Temperatur beobachtet. So fiel der Tageshöchstwert in Ronneby von 4,7°C am
13.12. auf nun -0,5°C herab.
Mit Ausbreitung eines über die Britischen
Inseln reichenden Keils verstärkte sich auch die Antizyklone BRIGITTE bis zum
Folgetag weiter bis auf über 1025 hPa. In ihrer Lage blieb sie allerdings
stationär über dem Raum Oslo. Der Zustrom arktischer Luftmassen blieb auch an
diesem Tag für Südskandinavien bestehen. In der Nacht und auch am Tage blieb es
allerdings durch den Hochdruckeinfluss verbreitet wolkenarm, da die absinkenden
Luftmassen im Bereich eines Hochdruckgebiets für Wolkenauflösung sorgen.
Dadurch kam es zu nächtlichen Tiefsttemperaturen von bis zu -13,5°C in Hakadal
und -12,9°C in Aurskog, wobei im Bergland der Skanden noch geringe Temperaturen
gemessen werden konnten. An einigen Stationen bildete sich jedoch durch die
starke Abkühlung auch Nebel, welcher in Rygge sogar als gefrierend gemeldet
wurde. Am Tage stellte sich dann in Norwegen meist mäßiger bis starker Frost
ein, wobei die Tagesmaxima von nur -8,7°C in Gaustatoppen und -10,5°C in
Hakadal betrugen. Im Süden Schwedens konnten flächendeckend nach teils mäßigem
bis starkem Nachtfrost wieder positive Temperaturen zwischen 1 und 6°C
registriert werden.
Im Laufe des 16.12. wurde das Hoch ANNICE
in die Zirkulation des nach Südosten ziehenden Hochs BRIGITTE aufgenommen.
Dieses konnte bereits in den Mittagstunden mit einem zentrumsnahen Druck von
rund 1035 hPa über dem moldawisch-rumänischen Grenzgebiet analysiert werden.
Der Einflussbereich umfasste dabei ein Gebiet von der Ostsee bis zum Schwarzen
Meer und von der Adria bis über den Westen Russlands. Mit dem Hoch flossen wie
bereits am Vortag subpolare Luftmassen nach Südosteuropa ein, wobei die
Tageshöchsttemperaturen erneut geringer ausfielen. Vereinzelt wurde der
Hochdruckeinfluss auch durch umliegende Frontensysteme auf der Vorderseite des
Wirbels XOLA mit Lage nahe der Britischen Inseln getrübt. In Rumänien beliefen
sich somit die Sonnenscheindauern auf zumeist 3 bis 7 Stunden bei Temperaturen
von verbreitet 0 bis 4°C. An der Station Drobeta Tr. Severin fiel die
Temperatur von 10°C am Vortag auf 3,5°C herab. In der folgenden Nacht trat dort
auch bis in tiefe Lagen noch mäßiger Frost auf, wie an der Station in Galati
mit einer minimalen Temperatur von -5,1°C.
In den folgenden beiden Tagen verblieb die
Antizyklone BRIGITTE in ihrer Lage relativ stationär über Südosteuropa und
befand sich am 18.12. um 01 Uhr MEZ mit einem leicht abgeschwächten Druck von
ca. 1033 hPa über Serbien. Das Hoch BRIGITTE befand sich damit auf der
Vorderseite eines nun ausgeprägten und weitreichenden Keils, welcher sich vom
westlichen Mittelmeer über Deutschland und Skandinavien bis zum Polarmeer
erstreckte. Der Einfluss des Hochs BRIGITTE beschränkte sich derweil auf
Südosteuropa. Dabei wurden tagsüber meist zwischen 1 und 6°C registriert mit
zunehmenden Maxima nach Süden hin. Nachts trat verbreitet leichter bis mäßiger,
in höheren Lagen auch durchgängig strenger Frost auf. Die einströmende
Subpolarluft über Südosteuropa erwärmte sich im Laufe des 18.12., wohingegen
auf der Westseite des Hochs BRIGITTE aufgrund von dessen Drehsinn zunehmend
subtropische Luftmassen über Italien einflossen. Dabei konnten bei Sonnenscheindauern
von bis zu über 8 Stunden Tagesmaxima von 18,2°C in Graszzanise, 18,3°C in
Olbia und 19,0°C in Ustica verzeichnet werden.
Bis zum 19.12. verlagerte sich das Hoch
BRIGITTE unter leichter Abschwächung auf etwa 1029 hPa über Österreich. Der
Einfluss breitete sich an diesem Tag von Deutschland bis nach Süditalien und
vom Schwarzen Meer bis nach Südfrankreich aus. Im Süden Deutschlands schien
dabei bis zu 7 Stunden lang die Sonne, in großen Gebieten konnte sich jedoch
auch bis über die Mittagsstunden hinaus Nebel halten. Die Temperaturen lagen
dabei je nach Sonneneinstrahlung meist zwischen 6 und 14°C. Im Westen des
Landes wurde es dabei am wärmsten mit Höchstwerten von 15,4°C in Düsseldorf,
15,5°C am Flughafen Köln/Bonn und 15,6°C in Nörvenich. Der Grund für die
außergewöhnlich hohen Temperaturen lag an den von Südwesten herangeführten
subtropischen Luftmassen. Diese setzten sich auch außerhalb Deutschlands durch
und sorgten somit für Tagesmaxima von 13,3°C in Salzburg, 14,6°C im
slowenischen Postojna, 16,3°C in Cannes, 18,8°C im kroatischen Knin und 19,6°C
am Capo Spartivento im Süden Sardiniens.
Während es in der anschließenden Nacht im
Süden Deutschlands erneut zur verstärkten Nebelbildung kam, zog das Hoch
BRIGITTE der Höhenströmung folgend wieder nach Südosten und konnte am 21.12. um
01 Uhr MEZ über Sofia analysiert werden. Der Zentrumsdruck verstärkte sich
abermals bis auf knapp über 1035 hPa. Mit Hilfe eines zweiten Hochdruckzentrums
über der zentralen Türkei reichte das Einflussgebiet von Georgien im Osten bis
Südostfrankreich im Westen sowie vom Süden Polens bis zur südlichen Ägäis. Über
Südosteuropa stellte sich abseits der weiter nördlich verlaufenden
Tiefausläufer endgültig sonnenscheinreiches Hochdruckwetter ein. Im Beriech
einströmender Subtropikluft wurden dabei die höchsten Tageswerte der Temperatur
für den 21.12. in Costanta in Rumänien mit 14,2°C, im slowenischen Crnomelj mit
15,4°C, in Dubrovnik mit 17,6°C, am Flughafen auf Korfu mit 18,0°C und in Gela
auf Sizilien mit 20,0°C verzeichnet. Deutschland befand sich hingegen in einem
Bereich starker Luftdruckgegensätze zwischen dem Hoch BRIGITTE und dem
Tiefdrucksystem ZWI über dem Nordmeer bzw. dem Norden Skandinaviens. Dadurch
wurden dort hohe Windgeschwindigkeiten erreicht, die selbst im Norddeutschen
Tiefland für Sturmböen der Stärke 10, vereinzelt sogar orkanartige Böen der
Stärke 11 sorgten. Am Leuchtturm Alte Weser wurde sogar eine Orkanböe von 118,9
km/h gemessen. Auf dem Brocken registrierte man noch höhere Geschwindigkeiten
von bis zu 155,5 km/h.
Der Keil, welcher bereits in den
vorangegangenen Tagen nach Osteuropa schwenkte, zeigte am 22.12. durch den
zunehmenden Tiefdruckeinfluss über der Nordhälfte Europas eine nach Osten
gerichtete Erstreckung, die vom Mittelmeer über Griechenland, Bulgarien und
Rumänien bis nach Georgien reichte. Das zugehörige Bodenhoch BRIGITTE lag um 01
Uhr MEZ über dem Tyrrhenischen Meer nahe der italienischen Küste. Der Druck im
Zentrum betrug zu diesem Zeitpunkt 1036 hPa. Mit dem Hochdruckgebiet über der Türkei
und einem weiteren über Spanien befand sich der komplette Mittelmeerraum an
diesem Tag unter Hochdruckeinfluss. Die Antizyklone BRIGITTE wirkte sich mit
ihrem Einfluss hingegen auf Italien, Sardinien und Korsika aus. Die hohen
Sonnenscheindauern von bis zu über 8 Stunden verursachten große Differenzen
zwischen den Temperaturen am Tag und in der Nacht. In Neapel wurden
beispielsweise 16,0°C als Tagesmaximum registriert, bevor sich die Luft in der
anschließenden Nacht bis auf 3,3°C abkühlte. In Latina südöstlich von Rom
betrug die Temperaturdifferenz 16,2 Grad, in Catania auf Sizilien sogar 16,4
Grad. Die absoluten Tageshöchstwerte konnten währenddessen mit 18,1°C in Calvi
auf Korsika und mit 19,6°C an der Station Sigonella in Catania gemessen werden.
Das Hochdruckzentrum konnte am Folgetag vor
der Ostküste Tunesiens mit knapp über 1035 hPa analysiert werden. Weiterhin
flossen subtropische Luftmassen in den Einflussbereich des Hochs BRIGITTE ein,
welcher den gesamten Mittelmeerraum umfasste. Begünstigt wurde die Heranführung
durch das Tief BJARNI, dessen Warmsektor, also dem Bereich zwischen Warm- und
Kaltfront, sich über Mittel- und Teilen Osteuropas befand. Bei wolkenarmen
Verhältnissen und somit hohen Sonnenscheinsummen von bis zu über 8 Stunden wurden
dabei Höchsttemperaturen von 16,6°C im kroatischen Sisak, 17,4°C in Calvi auf
Korsika, 19,2°C im süditalienischen Marina di Ginosa, 19,8°C am Flughafen des
spanischen Almería und 21,4°C im tunesischen Kairouan registriert. Die
Temperaturdifferenz zwischen Tagesmaximum und -minimum blieb durch nächtliches
Aufklaren weiter groß und betrug beispielsweise an der Station
Catania/Sigonella in Bezug auf die folgende Nacht 17,0 Grad, wobei 2,0°C als
Tiefsttemperatur gemessen wurden.
Das Zentrum des Hochs BRIGITTE befand sich
am 24.12. um 01 Uhr MEZ mit ca. 1033 hPa über Kroatien. Über Norditalien
strömten gemäßigte Luftmassen ein, wodurch in diesem Bereich etwas niedrigere
Temperaturen als am Vortag verzeichnet wurden. Während der Tageshöchstwert in
Mailand bei 9,7°C lag, konnten in Latina 16,0°C, in Marina di Ginosa 17,4°C und
in Catania 19,2°C registriert werden. Auf der kroatischen Insel Hvar in der
Adria wurden derweil 17,3°C und in Dubrovnik 17,0°C gemessen.
Das Hochdruckgebiet BRIGITTE verblieb in
den folgenden Tagen bis zum 28.12. über Norditalien. Der zugehörige Keil
schwächte sich unterdessen mit Aufkommen einzelner Höhenwirbel über dem
Mittelmeerraum etwas ab. Das Bodenhoch BRIGITTE sorgte abseits des Einflusses
der Höhenwirbel für sonnenscheinreiches Wetter mit für diese Jahreszeit
ungewöhnlich hohen Temperaturen vom Alpenraum bis Tunesien und vom Osten
Spaniens bis nach Griechenland. Im Bereich sich erneut etablierender warmer
Subtropikluft wurden dabei Höchsttemperaturen von 16,9°C im österreichischen Reichenau,
19,2°C in Dubrovnik, 19,6°C in Ustica und 20,1°C in Freiburg.
Unter leichter Abschwächung auf rund 1032
hPa verlagerte sich das Zentrum des Hochs BRIGITTE bis zum 29.12. über die
Straße von Bonifacio zwischen Korsika und Sardinien. Gleichzeitig begann sich
das ausgeprägte Hoch CHRISTINE über Nordeuropa weiter nach Süden auszudehnen.
Dabei nahm es das Hoch BRIGITTE bis zum 30.12. in seine Zirkulation auf,
wodurch dieses an diesem Tag nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte
analysiert werden konnte.
Geschrieben
am 06.04.2016 von Sebastian Wölk
Berliner
Wetterkarte: 18.12.2015
Pate:
Brigitte Kurz