Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
BURCKHARD
(getauft am 15.11.2018)
Mitte November 2018 befand sich über
Westrussland am östlichen Rand des Analysebereiches der Berliner Wetterkarte
ein thermisch bedingtes Hochdruckgebiet, welches in der Analyse des 15.11. auf
den Namen BURCKHARD getauft wurde. Thermisch bedingte Hochdrucksysteme bestehen
aus Kaltluftmassen, die eine geringere vertikale Mächtigkeit als Warmluftmassen
aufweisen. Diese Art von Hochdruckgebieten entsteht, wenn von der Erdoberfläche
mehr Wärme abgegeben als durch Sonneneinstrahlung aufgenommen wird. Um 01 Uhr
MEZ des Tauftages lag das Hoch BURCKHARD mit seinem Zentrum etwa über der
russischen Oblast Samara und besaß einen maximalen Druck von gut 1040 hPa. Im
Westen wurde das Hoch von einer Bodenkaltfront des ehemaligen Tiefs ALEXANDRA
begrenzt, die in etwa 5 km Höhe auch Eigenschaften einer Okklusion, also einer
kombinierten Warm- und Kaltfront, aufwies. In Orenburg wurde bei 8,4
Sonnenstunden eine Höchsttemperatur von -0,2°C erreicht. Die Wetterstation in
Wolgograd verzeichnete 2,7°C und in Moskau wurden maximal 3,1°C gemessen.
Bis 01 Uhr MEZ des 16.11. weitete
sich das Einflussgebiet der Antizyklone BURCKHARD retrograd, also nach Westen
hin, aus, sodass es nun von Mitteleuropa bis weit über Russland reichte. Dabei
wurde sie im Norden von Tiefdruckgebieten über dem Europäischen Nordmeer und
über der Barentssee sowie von deren Ausläufern begrenzt. Im Großraum Moskau war
es an diesem Tag größtenteils wolkenlos und windstill, sodass die Temperaturen
nach Temperaturen von -6,9°C in der Nacht auf maximal 1,5°C am Tage erwärmen
konnte.
Zum folgenden Tag, dem 17.11. um 01
Uhr MEZ, zog das Hoch BURCKHARD weiter in Richtung Westen. Mit gleichbleibendem
Druck befand sich das Zentrum der Antizyklone etwa über Weißrussland. Im Norden
wurde sie von den Fronten der Zyklone BÄRBEL begrenzt. Ansonsten wirkte sich
der Hochdruckeinfluss besonders auf Mittel- und Osteuropa mit langanhaltendem
Sonnenschein von verbreitet 7 bis 8 Stunden aus.
Mit weiterhin rund 1045 hPa zog die
Antizyklone BURCKHARD bis 01 Uhr MEZ des 18.11. rasch nach Nordwesten bis über
Skandinavien. Ihr Einflussbereich erstreckte sich, flankiert von den
Tiefdruckgebieten CORNELIA und BÄRBEL, vom Europäischen Nordmeer bis Finnland
und von Nord nach Süd von Spitzbergen bis über die Alpenregion. Aufgrund der
Rotationsrichtung eines Hochdruckgebietes auf der Nordhemisphäre im
Uhrzeigersinn flossen besonders an der Ostflanke des Hochs kalte, polare
Luftmassen aus dem Norden im nordschwedischen und finnischen Raum ein und
verursachten dort einen Temperatursturz um rund 10 K. So wurden z.B. im
schwedischen Dorf Nikkaluokta nur noch maximal -4,6°C
und an der finnischen Wetterstation Kittilä Pokka -3,5°C erreicht, während die Temperaturen am Vortag
noch auf 7,8 bzw. 4,7°C angestiegen waren.
Das Zentrum des Hochs weitete sich im
Tagesverlauf nach Osten aus und lag bis zum folgenden Tag über den Bottnischen
Meerbusen, sodass der höchste Druck mit unter 1045 hPa bei Umeå
zu finden war. Der Einflussbereich erstreckte sich über ganz Nordeuropa. Die
Temperaturen sanken in ganz Skandinavien mit Ausnahme der Küstenregionen unter
den Gefrierpunkt. Dabei war der Himmel besonders im Nordosten weitgehend
wolkenlos.
Zu 01 Uhr MEZ des 20.11. verlagerte
sich das Hoch BURCKHARD weiter nach Süden, wobei es sich merklich auf rund 1035
hPa abschwächte und mit seinem Zentrum etwa zwischen Oslo und Tallin lag. Dabei
hatte es sich mit der Antizyklone CONSTANTIN mit Zentrum über der Insel Jan
Mayen zu einem weiträumigen Hochdruckkomplex verbunden. Da die Fronten eines
unbenannten Tiefs mit Kern über der russischen Karasee quer durch das Zentrum
der Antizyklone BURCKHARD verliefen, konnte sich an diesem Tag kaum
Sonnenschein durchsetzen. In Tallinn wurden bei bedecktem Himmel maximal 2,8°C
erfasst. Auch in Oslo wurden vergleichsweise niedrigere Temperaturen von maximal
-1,2°C gemessen.
Das Hochdruckgebiet BURCKHARD ging bis
zum 21.11. immer weiter in das Hoch CONSTANTIN über und lag mit seinem Zentrum
um 01 Uhr MEZ etwa über Riga. Der Druck war weiterhin gefallen und betrug nun
nur noch rund 1030 hPa. In der Nacht zum 22.11. verlagerte sich der
Hochdruckkomplex CONSTANTIN-BURCKHARD weiter nach Südosten, sodass das Zentrum
BURCKHARD um 01 Uhr MEZ etwa über der Westhälfte der Ukraine lag. Dabei war der
Druck auf nur noch ca. 1025 hPa gefallen. In Warschau wurde eine Höchsttemperatur
von -0,3°C und in Minsk -3,3°C erfasst. In beiden Städten blieb es durchgängig
bedeckt. So löste sich das Hoch BURCKHARD zum 23.11. vollständig auf und
erschien ab diesem Tag nicht mehr namentlich auf der Berliner Wetterkarte.