Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet BURKHARD  

(getauft am 13.07.2016) 

 

Am 12. Juli befanden sich über dem östlichen Atlantik nahe den Azorischen Inseln zwei Hochdruckzonen. Während das westlichere Zentrum stationär über dem Atlantik blieb, verlagerte sich die östlichere Zone nach Osten und damit in Richtung Europa. Mit dieser Zugbahn erfolgte die Taufe dieses Druckgebietes in der Analyse auf den Namen BURKHARD.

Am 13. Juli um 01 Uhr MEZ befand sich das Hoch BURKHARD mit einem Druck im Zentrum von ca. 1028 hPa ungefähr 800 km westlich der Bretagne. Dabei bestand eine Verbindung zum Azorenhoch, wodurch sich eine umfangreiche Hochdruckzone etablierte. Getrennt wurden die Hochdruckzentren von der Warmfront eines Tiefs vor der Küste von Neufundland.

In der klaren Nacht sanken die Temperaturen in Südwestengland und in Westfrankreich gebietsweise auf kühle 10 bis 7°C. Grund dafür war die Drehrichtung des Hochs, welches aus Norden polare Luftmassen nach Süden führte. Tagsüber konnte auf der Iberischen Halbinsel, in Westfrankreich und in Südwestengland die Sonne 10 bis 14 Stunden scheinen, da mit absinkender Luftbewegung in Hochs es oftmals zur Wolkenauflösung kommt. Weiter nach Osten nahmen die Sonnenscheinanteile aufgrund des Tiefdruckkomplexes ULRIKE kontinuierlich ab. Die Höchstwerte erreichten in der maritimen polaren Luftmasse im direkten Einflussgebiet des Hochs meist 17 bis 22°C. Eine Ausnahme stellte der Süden Spaniens dar. Dort bildete sich ein kleinräumiges Tiefdruckgebiet welches tropische Luftmassen nach Norden transportierte. In Cordoba stieg die Temperatur auf 39,8°C, in Madrid auf 31°C.

Am 14. Juli um 01 Uhr MEZ befand sich die Antizyklone BURKHARD über dem Golf von Biskaya mit einem Druck von unverändert ca. 1028 hPa. Ähnlich wie am Vortag blieb die Verbindung zum Azorenhoch, getrennt von einer Warmfront, erhalten. Das sonnenscheinreiche Wetter setzte sich weiter nach Osten durch, sodass von England, über Belgien, Nord- und Westfrankreich sowie über der Iberischen Halbinsel 10 bis 15 Sonnenstunden gemessen wurden. In den angrenzenden Gebieten betrug die Sonnenscheindauer 5 bis 9 Stunden. Auch in Deutschland setzte sich von Westen der Hochdruckeinfluss langsam durch. In Westdeutschland konnten 5 bis 9 Stunden, in Düsseldorf bereits 10 Stunden Sonne gemessen werden. Von Mecklenburg-Vorpommern bis in den Südosten Bayerns blieb es unter den Wolken von Tief ULRIKE ganztägig bedeckt. Im Einflussgebiet des Hochs BURKHARD erreichten die Höchstwerte in der nordwestlichen bis nördlichen Strömung weiterhin Werte von 17 bis 22°C. Ausnahme bildete wieder der Süden Spaniens und Portugals, wo Spitzenwerte von 36 bis 38°C gemessen wurden.

Am 15. Juli um 01 Uhr MEZ befand sich die Antizyklone BURKHARD knapp westlich der Bretagne. Das Druckgebilde konnte sich verstärken und erreichte ca. 1032 hPa. Erneut konnte sich in der windschwachen Nacht die Luft stark auskühlen. Besonders in Frankreich und Südengland konnten gebietsweise unter 10°C registriert werden. London und Paris meldeten beispielsweise 9°C, Brive in Südfrankreich 6°C. In Bodennähe wurden Werte von 5 bis 1°C verzeichnet. Rennes in der Bretagne konnte am Boden 0,0°C registrieren und hatte damit nur knapp einen Bodenfrosttag im Hochsommer verfehlt. Trotz des erhöhten Drucks von Hoch BURKHARD verringerte sich der Einflussbereich. Dies lag zum einen an der Zyklone VANESSA, welche sich knapp südwestlich von Island befand. Die Warmfront überquerte im Tagesverlauf Großbritannien und sorgte für einen trüben Tag, wobei nach Südosten sich der Hochdruckeinfluss noch etwas länger halten konnte. London registrierte 3 Stunden, Manston im Südosten Englands 10 Stunden Sonne. Zum anderen zog das Tief ULRIKE in Vb-artiger Zugbahn nach Polen, wodurch große Teile Deutschlands unter Wolken lagen. Als
Vb-Tief – gesprochen Fünf-b – bezeichnet man Tiefdruckgebiete, welche eine Zugbahn vom Mittelmeer nach Norden in Richtung Tschechien, Ostdeutschland und Polen aufweisen. Das Tief ULRIKE brachte in Südostbrandenburg bis 50 mm, in Westpolen lokal 85 mm in nur 24 Stunden. Dichte Wolkenfelder verhinderten somit die Sonneneinstrahlung. In Ostdeutschland wurden 2 Stunden, in der Mitte 2 bis 5 und im Westen 6 bis 8 Sonnenstunden registriert. Am freundlichsten war es im Saarland mit 9 bis 10 Stunden Sonne. Einen nahezu wolkenlosen Tag mit 12 bis 15 Sonnenstunden gab es in Frankreich, Spanien, Portugal, im Nordwesten Italiens und im Süden der Schweiz. Das Temperaturniveau stieg im Vergleich zum Vortag etwas an. In Frankreich wurden 19 bis 25°C, im Süden 26 bis 29°C gemessen. Deutlich heißer wurde es in Zentral- und Südspanien sowie im südlichen Portugal mit 37 bis 39°C. Am wärmsten wurde es dabei in Sevilla mit 39,2°C. In Deutschland erreichten die Höchstwerte mit Sonnenschein meist 19 bis 23°C, ohne Sonnenschein im Osten 17 bis 19°C.

Am 16. Juli um 01 Uhr MEZ konnte sich die Antizyklone BURKHARD nach Osten ausdehnen, wobei sich eine Hochdruckbrücke mit zwei Zentren ausbilden konnte. Das erste Zentrum befand sich ca. 400 km westlich der Bretagne, das Zweite positionierte sich über der Schweiz. Der Luftdruck der Zentren betrug ca. 1028 hPa. Das Tief VANESSA lag mit zwei Kernen südlich von Island, wobei die Warm- und Kaltfront Großbritannien, die Beneluxstaaten, Nordfrankreich und den Westen Deutschland überquerten. Besonders von Schleswig-Holstein bis ins nördliche Rheinland-Pfalz blieb es bei Temperaturen von 20 bis 23°C komplett bedeckt. Ansonsten wurden im Einfluss der Fronten 1 bis 6 Stunden Sonne gemessen. Die sonnenscheinreiche Zone konnte sich nun deutlich nach Osten ausbreiten und reichte bis zu den baltischen Staaten. So konnte in einem großen Gebiet von der Iberischen Halbinsel über West-, Zentral- und Südfrankreich, Schweiz, Italien, Südostdeutschland, Polen bis zu den baltischen Staaten 10 bis 15 Sonnenstunden gemessen werden. Maximal wurden 20 bis 26°C gemessen, wobei es in Berlin-Tempelhof mit 25,8°C am wärmsten in Deutschland wurde. In Frankreich und Spanien konnte mit der Winddrehung auf Ost bis Südost wärmere Luftmassen herangeführt werden. In Frankreich wurden 25 bis 31°C, in Spanien 31 bis örtlich 40°C registriert. Andujar konnte mit 40,4°C den Spitzenwert verzeichnen.

Zum 17. Juli löste sich die Hochdruckbrücke auf, wobei ein Gebiet hohen Druckes von Polen bis Westrussland bestehen blieb. Das Hoch BURKHARD wurde um 01 Uhr MEZ mit einem Druck von ca. 1027 hPa knapp südlich von Irland analysiert. Dementsprechend verkleinerte sich das Einflussgebiet des Hochs und reichte von der Iberischen Halbinsel, Frankreich, Südengland, Schweiz, Südwestdeutschland bis Italien. Abermals konnte dort ein sehr sonniger Tag mit 10 bis 15 Sonnenstunden verzeichnet werden. Großbritannien sowie große Teile Deutschlands wurden dagegen von den Fronten des Tiefs VANESSA beeinflusst. Die Temperaturen konnten nochmals ansteigen und erreichten in Südengland, Nordfrankreich und Südwestdeutschland 26 bis 30°C, sowie 30 bis 33°C im restlichen Frankreich. In Spanien und Portugal setzte sich die bestehende Hitzewelle fort. Verbreitet wurden über 35°C gemessen, wie beispielsweise in Madrid mit 37°C, in Portalegre sowie in Evora in Portugal mit 39 bzw. 40°C. Am heißesten wurde es erneut in Andujar mit 41,1°C. Beachtlich dabei sind die großen Unterschiede der Temperaturen zwischen Tag und Nacht. Man spricht in der Meteorologie dann von einem ausgeprägten Tagesgang. Orense konnte maximal 39,4°C und minimal 16,0°C messen, dies entspricht einem Tagesgang von 23,4 Grad.

Am Folgetag wurde das Hoch BURKHARD um 01 Uhr MEZ mit einem leicht verringerten Druck von ca. 1023 hPa knapp nördlich von Paris analysiert. Nordöstlich einer Linie Schottland – Kroatien beeinflussten die Fronten von Tief VANESSA und von Tief WALTRAUD das Wettergeschehen. Das Haupteinflussgebiet von Hoch BURKHARD reichte nun von Südwestdeutschland, der Schweiz, Italien bis zur Iberischen Halbinsel. 10 bis 15 Sonnenstunden konnten in diesen Gebieten gemessen werden. Zweistellige Sonnenstunden in Deutschland gab es im südlichen und mittleren Baden-Württemberg sowie im westlichen Niedersachsen rückseitig der Kaltfront von Tief VANESSA. Die wärmere Luftmasse konnte sich im Vergleich zum Vortag noch weiter nach Norden verlagern. Von Nordfrankreich über Südwestdeutschland bis Italien konnten 28 bis 32°C, In Mittel- und Südfrankreich 31 bis 37°C und in Spanien/Portugal bis 42°C erreicht werden. Am wärmsten wurde es in Orense mit 41,7°C. In Deutschland wurde einzig in Mannheim mit 30,4°C die 30°C-Marke überschritten. Auch die Tiefsttemperaturen lagen in der subtropischen Luftmasse deutlich höher als an den Vortagen, meist wurden 18 bis 14°C, in Frankreich und Spanien in der tropischen Luftmasse 25 bis 20°C erreicht. Vielerorts wurden sogenannte Tropennächte registriert. Dies ist der Fall, wenn der Tiefstwert nicht unter 20,0°C liegt.

Am 19. Juli um 01 Uhr MEZ positionierte sich die Antizyklone BURKHARD über dem süddeutschen Raum mit einem Druck von ca. 1023 hPa. An diesem Tag erreichte das Hoch BURKHARD das größte Einflussgebiet. In einem Gebiet von Frankreich, Großbritannien über Deutschland, Tschechien, Italien bis Portugal wurden abermals 10 bis 15 Stunden Sonnenschein gemessen. Einzige Ausnahme bildete das Gebiet von Schleswig-Holstein bis Sachsen, wo es aufgrund der schwachen Warmfront von Tief WALTRAUD bewölkter blieb. Die tropische Luftmasse konnte noch weiter nach Norden vordringen. In Sevilla wurden maximal 42,2°C erreicht, auch in Frankreich wurden 32 bis knapp 40°C gemessen. In Deutschland konnten im Einflussbereich des Hochs 28 bis 32°C, im Osten unter Wolken 23 bis 27°C gemessen werden.

Am darauffolgenden Tag verlagerte sich das sonnenscheinreiche Gebiet mit Näherung der Zyklone WALTRAUD deutlich nach Osten. Mit der Lage von Hoch BURKHARD über Südostsachsen mit einem Druck von unveränderten 1023 hPa konnten in einem Gebiet von Südengland über Polen, Ungarn, Griechenland, Italien bis Ostfrankreich erneut 10 bis 15 Stunden Sonne gemessen werden. Die Temperaturen erreichten in Westdeutschland, Ostfrankreich und Italien ihr Maximum mit bis zu 36°C. So vermeldete Mannheim 35,8°C, Nancy 34,9°C und Florenz 35,9°C.

Im weiteren Verlauf verlagerte sich Hoch BURKHARD mit weiterem Vordrängen des Tiefs WALTRAUD rasch nach Norden und befand sich am 21. und 22. Juli über dem Norden von Finnland. Der Druck blieb konstant bei ca. 1023 hPa. Die Antizyklone sorgte in diesem Zeitraum für sonniges und für diese Regionen ungewöhnlich warmes Wetter. In der Nähe des Polarkreises konnten 20 bis örtlich 27°C verzeichnet werden.

Im Zeitraum vom 23. bis 25. Juli positionierte sich die Antizyklone BURKHARD über dem südlichen Schweden bzw. der Ostsee. Besonders den Norden und Osten von Deutschland bescherte das Hoch 8 bis 11 Sonnenstunden. Die Temperaturen stiegen in diesen Regionen auf 25 bis 30°C, am 25. Juli in Berlin und Brandenburg bis auf 32°C.

Vom 26. Juli bis zum 29. Juli verlagerte sich die Antizyklone BURKHARD unter leichter Abschwächung langsam nach Osten. Am 29. Juli um 01 Uhr MEZ wurde die äußerst langlebige Antizyklone BURKHARD letztmalig über dem Südwesten Russlands mit einem Druck von ca. 1016 hPa analysiert. Besonders in Weißrussland, Rumänien und in der Ukraine sorgte die absinkende Luftbewegung für wolkenloses Wetter mit Temperaturen von mehr als 30°C. Der Höhepunkt konnte am 29. Juli mit 36°C in Rumänien, Moldau und der südlichen Ukraine registriert werden.

Nach knapp 18 Tagen und einem zurückgelegten Weg von ca. 9000 km löste sich das Hochdruckgebiet BURKHARD bis zum Folgetag auf und konnte nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden.


 

Geschrieben am 27.08.2016 von Dennis Schneider

Berliner Wetterkarte: 19.07.2016

Wetterpate: Burkhard Franke