Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet CAMELIA

(getauft am 19.01.2013)

 

Am 18.01. bildete sich über Grönland ein neues Hochdruckgebiet, welches anfangs mit einem Kerndruck von knapp über 1010 hPa analysiert und am nächsten Tag auf den Namen CAMELIA getauft wurde. Zum 19.01. hatte es sich ostwärts verlagert und befand sich über der Grönlandsee. Zur gleichen Zeit lag über dem Europäischen Nordmeer in der Höhe von ca. 5,5 km ein Hoch, wodurch die Höhenströmung von Island über die Ostküste Grönlands und Spitzbergen nach Nordskandinavien gelenkt wurde. Dabei wurde in dem nördlich des Polarkreises liegenden Ort Danmarkshavn bei kräftigem ablandigem Wind eine Höchsttemperatur von -16,6°C gemessen, der Tiefstwert in der folgenden Nacht lag bei -21,4°C. Hoch CAMELIA erreichte mit dem südlichen Bereich schon Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Dort klarte es gebietsweise auf, sodass die Temperatur in Lübeck auf -12°C und unmittelbar über dem Erdboden auf -17°C zurückging. Aus Marnitz wurde ein Minimum von -12,9°C gemeldet.

Am 20.01. befand sich das Zentrum von Hochdruckgebiet CAMELIA in etwa unter dem Zentrum des Höhenhochs über dem Europäischen Nordmeer. Der Kerndruck hatte sich auf 1019 hPa erhöht und Hoch CAMELIA hatte eine deutlich größere Ausdehnung erreicht. Nachdem die Reste von dem Vorgängerhoch BIANCA in CAMELIA aufgegangen waren, erstreckte es sich von Grönland bis nach Finnland, sowie von Spitzbergen bis nach Schottland. In Ny-Alesund auf Spitzbergen wurde an diesem Tag eine Höchsttemperatur von -0,5°C registriert, während zur gleichen Zeit z.B. aus Oslo ein Maximum von -1,2°C und aus Helsinki -8°C gemeldet wurden. An der deutschen Nord- und Ostseeküste lagen die Maxima bei 0 bis -2°C.

Hoch CAMELIA verlagerte sich durch ein neu gebildetes Tief über Spitzbergen weiter nach Südosten und lag am 21.01. mit seinem Zentrum über dem zentralen Skandinavien. Beispielsweise wurde im schwedischen Östersund nach einer -19°C kalten Nacht ein Höchstwert von nur -16°C erreicht, in Uppsala, das ebenfalls in Schweden liegt, nach -20°C dagegen -4°C am Tage. An den deutschen Küstenregionen wurde der Gefrierpunkt knapp überschritten, während in der Norddeutschen Tiefebene bei Höchstwerten von -2 bis -5°C ein Eistag verzeichnet werden konnte, das bedeutet die Tageshöchsttemperatur bleibt unter 0°C. Am 22.01. lag das Zentrum von Hochdruckgebiet CAMELIA über Südskandinavien und hatte sich dabei über die baltischen Staaten bis nach Moskau ausgedehnt. Über die Mitte von Deutschland hinaus konnte Hoch CAMELIA den Einfluss nicht weiter vergrößern, da über den Alpen einige Tiefdruckgebiete dies verhinderten und sich genau über Deutschland eine Luftmassengrenze ausbildete. So wurde beispielsweise in Berlin-Dahlem nur ein Maximum von -6,7°C erreicht, während in Freiburg +4,5°C gemessen wurden. Sonnenschein wurde nur vereinzelt an der Ostseeküste und über Schleswig-Holstein mit bis zu 4 Stunden registriert.

Am 23.01. wurde das weiterhin über Südskandinavien liegende Hochzentrum von CAMELIA durch eine sich abschwächende Kaltfront eines namenlosen Tiefs über der Barentssee gestört. Dadurch reduzierte sich der Kerndruck auf unter 1018 hPa. Erneut wurden in der vergangenen Nacht in Östersund und Uppsala Tiefstwerte um -20°C gemessen. Die Zone mit diesen Tiefstwerten erstreckte sich über die baltischen Staaten und Moskau bis  zum südlichen Ural, was fast genau der Lage des Hochdruckrückens entspricht. Die tiefsten Werte in Deutschland wurden aus der Lüneburger Heide mit -12°C gemeldet. Nach dem Durchzug der Kaltfront des sich weiter abschwächenden Tiefdruckgebietes über dem Nordwesten Russlands konnte sich die Antizyklone CAMELIA wieder regenerieren und den Einflussbereich deutlich vergrößern. Mit einem Kerndruck von weiterhin 1018 hPa erstreckte sich Hoch CAMELIA am 24.01. von Irland bis zum Baltikum, sowie von Jan Mayen bis zu den Karpaten. Neben schwachen Luftdruckgegensätzen war über dem beeinflussten europäischen Festland hochnebelartige und dichte Bewölkung wetterbestimmend. Besonders in Polen und Norddeutschland hielt der Zustrom arktischer Kaltluft aus nordöstlicher Richtung an. Von Nordosten her lockerte die Bewölkung in einigen Regionen von Mecklenburg-Vorpommern und der Nordhälfte Brandenburgs auf, sodass bis zu 5 Sonnenstunden registriert werden konnten. Mit knapp über 0°C war es dort in der Nordhälfte am mildesten. Der niedrigste Höchstwert wurde, abgesehen vom Brocken mit -9,5°C, in Harzgerode mit -5,9°C gemessen. In der folgenden Nacht setzte sich in der von Hoch CAMELIA ausgehenden Nordostströmung das Aufklaren weiter fort, sodass über der verbreitet geschlossenen Schneedecke strenger Frost auftrat. In einem Streifen von der holländischen Grenze bis zur Oder-Neiße-Grenze wurde die -10°C-Marke unterschritten. Die tiefsten Minima wurden in Baruth mit -17,1°C und in Manschnow mit -17,9°C registriert.

Am 25.01. lag das weiter nach Süden ausgebreitete Hochdruckgebiet CAMELIA mit dem Zentrum über Dänemark und Norddeutschland. Der Kerndruck erhöhte sich erneut etwas und lag um die Mittagszeit bei knapp 1024 hPa. Von Nordosten her kommend lockerte es bis zu einer Linie Emsland-Sachsen auf und die Sonne zeigte sich bis zu 8 Stunden. Dennoch blieb es in diesem Bereich bei Tagesmaxima von -3 bis -4°C, nur an der Nord- und Ostseeküste wurde erneut der Gefrierpunkt leicht überschritten.

Am 26.01. erreichte Hochdruckgebiet CAMELIA mit der Verlagerung des Zentrums nach Weißrussland seine flächenmäßig größte Ausdehnung. So erstreckte sich Hoch CAMELIA von Westfrankreich bis zum Südural, sowie von Skandinavien bis nach Rumänien. Der Kerndruck konnte sich weiter erhöhen und lag nun bei etwa 1027 hPa. Selbst bei Sonnenschein stieg die Temperatur z.B. in Minsk und Moskau  nicht über -10°C.

Das kräftige Tiefdruckgebiet JOLLE mit Zentrum südlich von Island verdrängt mit seinen Ausläufern Hoch CAMELIA aus Mitteleuropa, sodass es für Deutschland am 27.01. nicht mehr wetterwirksam war. Dagegen konnte es sich zwischen Perm und Wolgograd in der arktischen Festlandsluft weiter verstärken und wurde dort mit einem Kerndruck von 1032 hPa analysiert. In der russischen Stadt Perm am Ural wurde nach einer Tiefsttemperatur von -25,5°C nur ein Maximum von -16,9°C erreicht. Nur in einigen Gebieten des Urals war es noch etwas kälter. Dort wurden in der Nacht -30°C unterschritten.

Hochdruckgebiet CAMELIA hielt sich in den folgenden drei Tagen fast stationär über dem Südural mit einem Kerndruck von knapp 1037 hPa. Erst am 30.01. tauchte es nach 13 Tagen letztmalig namentlich auf der Berliner Wetterkarte auf, bevor es sich nach Westsibirien verlagerte.

 


 

Geschrieben am 03.04.2013 von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 25.01.2013

Pate: Stephan Polster