Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet CAN
(getauft am
26.01.2014)
Im
Laufe des 25.01. erschien vom Nordpol her kommend ein neues Hochdruckgebiet auf
der Bodenkarte der Berliner Wetterkarte. Bereits am folgenden Tag wies das
Hochdruckgebiet einen Kerndruck von etwa 1040 hPa auf und wurde auf den Namen
CAN getauft.
Gleichzeitig
bildete sich über Spitzbergen in der mittleren Troposphäre ein neues Höhenhoch
in einer Höhe von etwa 5,5 km, welches sich ebenfalls in südliche Richtung
verlagerte. Dieses stellte mit dem kräftigen Höhenhoch, das sich über dem
Bodenhoch BENJAMIN befand, über Südfinnland eine Verbindung her und blockierte
so die Westwinddrift vom Polarkreis bis zum Balkan. Die gewöhnlich
vorherrschende westliche Höhenströmung musste vom Nordatlantik über Frankreich
bis zum zentralen und östlichen Mittelmeer ausweichen. An der Wetterstation auf
Spitzbergen wurde trotz der dort herrschenden Polarnacht eine Höchsttemperatur
von 0°C registriert. Die Temperatur ging in der folgenden Nacht auf nur -5°C
zurück.
Hoch
CAN verlagerte sich mit dem Zentrum weiter nach Süden und vereinigte sich im
Laufe des 27.01. mit dem inzwischen abgeschwächten Hochdruckgebiet BENJAMIN im
Bereich der Halbinsel Kola. In Murmansk wurde ein Tagesmaximum von -18°C
gemessen, in Archangelsk sogar nur -24°C.
Am
28.01. wurde Hochdruckgebiet CAN mit einem Kerndruck von etwa 1044 hPa über dem
Weißen Meer analysiert. Das zugehörige Höhenhoch zog zwar ebenfalls etwas nach
Süden, konnte sich aber mit seinem Zentrum über Finnland behaupten.
Durch
die Südverlagerung konnte Hoch CAN den Einfluss bis nach Wolgograd und die
Ukraine ausdehnen. Hierbei strömte auf der Ostseite nordsibirische Arktikluft
bis in diese Regionen. Wolgograd meldete einen Höchstwert von -18°C, wobei
hierzu ein mäßiger Wind wehte und sich die Temperaturen noch deutlich kälter anfühlten. In Kiew wurde leichter Schneefall durch ein
Tiefdruckgebiet mit Zentrum über dem Schwarzen Meer registriert, allerdings
bestimmte die von Nordost bis Ost einfließende Kaltluft durch Hoch CAN das Temperaturniveau
mit einem Tagesmaximum von -11°C. Der Osten Deutschlands wurde ebenfalls durch
die Kaltluft von Hoch CAN beeinflusst, allerdings hatte diese keinen arktischen
Charakter mehr. Die Regionen östlich der Elbe verzeichneten durch die
einfließende Kaltluft auch tagsüber leichten Dauerfrost mit Werten von -1°C bis
-3°C.
Die
flächenmäßig größte Ausdehnung erreichte Hochdruckgebiet CAN am 29.01. und
erstreckte sich von Südnorwegen bis über den Ural hinaus ostwärts, sowie vom
Nordkap und der Insel Nowaja Semlja bis zum Kaukasus und der Ukraine. Das
Zentrum wurde mit einem weiter angestiegenen Kerndruck von 1049 hPa zwischen
Archangelsk und Moskau analysiert. Durch die Ausdehnung konnte sich ein neuer
Schwung Kaltluft über Polen in den Osten Deutschlands schieben, sodass sich die
Gebiete mit Dauerfrost über die Elbe hinaus bis zu einer Linie
Emsland-Thüringer Wald-Allgäu erstreckten. Entlang
der Oder gab es mit -7°C die niedrigsten Tagesmaxima. In der Lüneburger Heide
blieb das Tagesmaximum unter -5°C.
Am
30.01. wurde das Zentrum von Hoch CAN über Moskau mit einem Kerndruck von 1054
hPa analysiert. Der Zustrom kalter Luft vom Südural über Südwestrussland bis
zur Krim hielt unverändert an. Wolgograd meldete eine Höchsttemperatur von
-26°C. In Simferopol waren es -9°C bei einem
Mittelwind von 20 bis 30 Knoten. In Deutschland war der Höhepunkt der Kaltluft
überschritten und diese auf dem Rückzug. Grund hierfür waren die von Südwesten
heranziehenden Ausläufer von Tief LILLY mit Zentrum über Frankreich. Die Frostabschwächung
betrug meist 2 Grad, wobei entlang der Oder mit -5°C weiterhin die tiefsten
Tagesmaxima gemessen wurden. Ebenso verdrängten die heranziehenden Ausläufer
die Hochnebeldecke von Südwesten her, sodass südlich einer Linie Emsland-Lausitz wieder 2 bis 6 Sonnenstunden registriert
werden konnten.
Mit
der Verlagerung des kräftigen Höhenhochs nach Moskau konnte sich auch Hoch CAN
im Bodenniveau weiter stabil mit seinem Kerngebiet über Westrussland und der
Ukraine halten und erreichte am 31.01. mit knapp 1058 hPa den höchsten
gemessenen Luftdruck im Zentrum. In und um Moskau setzte eine leichte
Frostabschwächung ein, da als Höchsttemperatur -13°C verzeichnet wurden. Zwei
Tage zuvor waren es noch -18°C. Auch in St. Petersburg wurden -10°C als
Tagesmaximum gemessen, wobei es am Vortag noch -15°C waren. In Berlin-Dahlem
erreichte die Höchsttemperatur mit 2°C erstmals wieder den positiven Bereich,
wodurch eine Dauerfrostperiode von 11 aufeinander folgenden Eistagen, d.h. Tage
mit einer Höchsttemperatur unter dem Gefrierpunkt, beendet wurde.
Am
01.02. konnte sich der Kerndruck von Hoch CAN zwar weiter über 1055 hPa halten,
gleichzeitig deutete sich aber in der mittleren Troposphäre eine Veränderung
der Lage des Höhenhochs an. Das verdeutlichten die Analysekarten vom 02.02., in
denen sich das Höhenhoch mit dem Zentrum zur westlichen Schwarzmeerküste
verlagerte, während sich das Zentrum von der Antizyklone CAN an diesem Tag über
dem Südural befand. Dadurch setzte eine rasche Abschwächung von Hoch CAN ein.
Weitere Anzeichen hierfür waren die bis nach Südfinnland und Polen nach Osten
gezogenen Ausläufer von Tief NADJA mit Zentrum vor der Nordwestküste
Schottlands. Auch in Archangelsk ging der Frost deutlich zurück und es wurde
nach -17°C am Vortag ein Höchstwert von -7°C gemessen.
Am
03.02. betrug der Kerndruck von Hoch CAN mit Zentrum über Wolgograd noch 1049
hPa. Nördlich und westlich schoben sich Tiefdruckgebiete bzw. Ausläufer davon
in das Einflussgebiet von der Antizyklone, sodass nur noch vom Zentrum aus bis über
die westliche Ukraine Hochdruckwetter bestimmend war. In Wolgograd war es mit
einer Höchsttemperatur von -15°C weiterhin sehr kalt, in Kiew dagegen mit einem
Maximum von -4°C schon deutlich milder.
Am
04.02 und 05.02. wurde das Zentrum von Hoch CAN im Bereich der östlichen
Ukraine analysiert. Der Kerndruck reduzierte sich dabei von knapp 1037 hPa auf
1025 hPa. Dabei wurde auch das letzte Kaltluftgebiet um Wolgograd verdrängt, wo
sich das Tagesmaximum am 04.02. auf -8°C und am 05.02. auf -3°C erhöhte.
Trotz
der Verlagerung des Höhenhochs zur zentralen Ukraine konnte sich
Hochdruckgebiet CAN nicht mehr regenerieren und erschien letztmalig am 06.02.
nach einer Lebensdauer von 12 Tagen über der östlichen Ukraine auf der Berliner
Wetterkarte.
Geschrieben
am 02.05.2014 von Matthias Treinzen
Berliner Wetterkarte: 29.01.2014
Pate: Susanna Flock