Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
CARL
(getauft am
31.07.2016)
Am
31. Juli dominierten zwei ausgedehnte Druckgebiete das Wettergeschehen in
Europa. Tief ARVENN über Skandinavien sorgte in Nord-, Mittel- und Westeuropa
mit seinen Fronten für wechselhaftes und kühles Wetter. Über dem Atlantik
wiederum befand sich ein knapp 3000 km breites Hochdruckgebiet mit dem Zentrum
nahe den Azoren. Dieses, klimatologisch häufig nahe der atlantischen
Inselgruppe auftretende Hoch, wird von daher auch als Azorenhoch bezeichnet. Im
Laufe des 31 . Juli verlagerte sich ein Teil dieser Hochdruckzone langsam nach
Osten, sodass in der Prognose für den Folgetag jenes Hoch auf den Namen CARL getauft
werden konnte.
Um 02
Uhr MESZ am 01. August wurde die Antizyklone CARL knapp nördlich von Portugal
über dem Atlantik mit einem Druck im Zentrum von ca. 1027 hPa analysiert. Die
Verbindung zum Azorenhoch blieb bestehen, sodass eine Hochdruckbrücke entstehen
konnte. Mit der westlichen Strömung in etwa 5,5 km Höhe verlagerte sich das
Druckgebilde rasch nach Osten und befand sich am Abend bereits über dem
Alpenraum.
Ein
Hochdruckgebiet dreht sich im Uhrzeigersinn und sorgt für eine absinkende
Luftbewegung, welche in Zentrumsnähe am stärksten ist. Durch das Absinken
werden vorhandene Wolken meist aufgelöst und freundliches Wetter kann sich
durchsetzen. Dadurch konnte sich am 01. August von der Iberischen Halbinsel
über Süd- und Zentralfrankreich, Süddeutschland, die Schweiz, Österreich bis
Italien sonnenscheinreiches Wetter durchsetzen. So wurden 9 bis 14 Sonnenscheinstunden
erreicht mit den höchsten Werten in Spanien und Portugal. Nördlich dieser
Gebiete machte sich die Warmfront des aufziehenden Tiefs CHRISTIANE bemerkbar.
In Deutschland konnten beispielsweise noch 4 bis 7 Stunden, im Osten auch bis
10 Stunden Sonnenschein gemessen werden, bevor die Wolken der Warmfront
aufzogen. Aufgrund der Drehrichtung von Hoch CARL wurde nördlich des Zentrums
mit westlichen bis nördlichen Winden Polarluft herangeführt. Mithilfe des
Sonnenscheins konnten in Deutschland moderate Werte von 19 bis 24°C verzeichnet
werden. Am wärmsten wurde es am Oberrhein mit 26°C, wie auch in Lahr mit 25,7°C
und Freiburg mit 25,3°C. Südlich des Zentrums wurde durch östliche bis südliche
Winde subtropische Luft herangeführt werden. In Italien verzeichnete man dadurch
Höchstwerte von 28 bis örtlich über 36°C, wie in Brindisi. Den höchsten Wert im
Einflussbereich des Hochs konnte Cordoba im Süden von Spanien mit 40,4°C vermelden.
Am
02. August um 02 Uhr MESZ positionierte sich das Hoch CARL knapp östlich von
München mit einem Druck von knapp 1022 hPa. Die Verbindung zum Azorenhoch blieb
mit einer weiteren Zelle über den Pyrenäen bestehen, sodass sich eine ausgedehnte
Hochdruckbrücke ausbildete. Trotz antizyklonalen Einflusses konnte sich das
sonnige Wetter verbreitet nicht mehr durchsetzen. Die Warmfront von Tief
CHRISTIANE zog im Tagesverlauf von Großbritannien und Nordfrankreich aus nach
Osten. Am Abend reichte sie von Belfast bis München. Dementsprechend gingen die
Sonnenscheinstunden im Vergleich zum Vortag in vielen Regionen deutlich zurück.
In Mittelfrankreich, der Schweiz und im südlichen Bayern konnten nur noch 1 bis
4 Sonnenstunden registriert werden, nördlich davon blieb es bedeckt. Die breite
Zone mit 10 bis 14 Sonnenstunden erstreckte sich von der Iberischen Halbinsel
über Südfrankreich, Italien, Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien und
Herzegowina, Westungarn, Slowakei, Tschechien bis Polen. Damit konnte sich in
einem rund 3000 km breiten Sektor freundliches Wetter durchsetzen. Die
Höchstwerte erreichten von Polen bis Österreich 22 bis 26°C, sonst
hochsommerliche 27 bis 32°C. In Italien wurden vereinzelt 35°C gemessen,
währenddessen sich in Spanien die Hitzewelle fortsetzte. In Cordoba
verzeichnete man 40,2°C, auch in Madrid wurde es mit 37°C sehr heiß. In den
klaren Nächten konnte sich bei schwacher Luftbewegung die Luft gebietsweise
stark auskühlen. In Spanien lagen die Tiefstwerte bei 20 bis 15°C und damit teils
über 25 Grad niedriger als am Tag.
Am
03. August änderte sich an der Lage von Hoch CARL nur wenig. Um 02 Uhr MESZ
konnte die Antizyklone mit einem Druck von ca. 1021 hPa über den Alpen
analysiert werden. Die Verbindung zum Azorenhoch schwächte sich dabei zusehends
ab. Die Warmfront von Tief CHRISTIANE befand sich über dem Westen von Polen und
Tschechien. Dadurch konnte sich die Zone mit sonnenscheinreichem Wetter
rückwärtig der Front etwas nach Norden vorarbeiten. Während in
Mittelfrankreich, der Schweiz sowie dem südlichen Baden-Württemberg und Bayern
die Sonne 8 bis 13 Stunden scheinen konnte, blieb es nördlich dieser Linie, in
Tschechien und in Westpolen, bedeckt. Ansonsten setzte sich das
sonnenscheinreiche Wetter mit bis zu 15 Sonnenstunden in Südeuropa weiter fort
und konnte sich sogar bis Griechenland ausdehnen. Von der Iberischen Halbinsel
über Südfrankreich, Italien, Kroatien bis Griechenland wurden gebietsweise 30
bis 35°C, in Spanien, Italien und im Süden Griechenlands stellenweise 35 bis
40°C gemessen. So vermeldete Madrid 38,0°C, Rom 35,0°C, Florenz 36,6°C, und
Athen 35,2°C. In Deutschland blieben die Werte im Süden von Bayern und
Baden-Württemberg knapp unter der 30°C-Marke. Gottfrieding
verzeichnete 28,9°C, München und Freiburg jeweils 28,7°C. Im übrigen
Deutschland blieb es unter dichten Wolken mit 19 bis 25°C kühler.
Mit
weiterer Ostverlagerung von Tief CHRISTIANE und dem neu entstandenen Tief
DAGMAR nordwestlich von Portugal verlagerte sich Hoch CARL am Folgetag
ebenfalls nach Osten, wobei die Verbindung zum Azorenhoch langsam getrennt
wurde. Die Antizyklone CARL konnte um 02 Uhr MESZ über dem zentralen Rumänien
mit einem leicht abgeschwächten Druck von ca. 1018 hPa analysiert werden. Das
Einflussgebiet des Hochs CARL verkleinerte sich dabei von Nordwesten her. Von
Spanien über Südfrankreich, der Schweiz, Süddeutschland, Tschechien und
Westpolen sowie südöstlich davon setzte sich das sonnige Wetter mit 9 bis 14
Stunden Sonnenschein fort. Nordwestlich dieser Linie blieb es unter den Wolken
des Tiefdrucksystems CHRISTIANE-DAGMAR größtenteils bedeckt. In Deutschland vergrößerte
sich die freundliche Zone im Vergleich zum Vortag etwas nach Norden. Von
Freiburg bis Görlitz sowie südöstlich davon konnten 7 bis 13 Sonnenscheinstunden
gemessen werden. Die Temperaturen stiegen auf 27 bis 31°C an, mit dem Spitzenwert
von 31,1°C in München und Regensburg. Sonst wurden im Einflussbereich von Hoch
CARL verbreitet 28 bis 35°C, in Italien und Kroatien bis 37°C und in Spanien
erneut bis 40°C verzeichnet.
Am
05. August verlagerte sich das Tiefdrucksystem CHRISTIANE-DAGMAR weiter nach
Osten und reichte von Südfinnland bis Südspanien. Das Hoch CARL wurde an dessen
Vorderseite mit einer südwestlichen Höhenströmung nach Nordosten transportiert.
Um 02 Uhr MESZ lag das Zentrum des Hochdruckgebiets knapp südlich von Moskau mit
einem unveränderten Druck von 1018 hPa. Die sonnenscheinreiche Zone
verkleinerte sich deutlich und erstreckte sich von Russland über Ostpolen,
Ungarn, Griechenland bis zur Ukraine und den Baltischen Staaten. Dort erreichte
man 10 bis 14 Sonnenstunden bei Höchstwerten von 27 bis 34°C, mit den
Spitzenwerten von 35 bis 38°C in Griechenland und der Türkei.
Am
06. sowie am 07. August befand sich das Hoch CARL knapp östlich von Moskau mit
einem Druck von ca. 1022 hPa. Das Tiefdrucksystem CHRISTIANE-DAGMAR verlagerte
sich weiter nach Osten und verdrängte das Hoch CARL. Während am 06. August noch
dasselbe Gebiet wie am Tag zuvor beeinflusst wurde, verkleinerte sich der Einflussbereich
am 07. August deutlich und beschränkte sich auf einen Teil von Westrussland. Südlich
des Zentrums konnte am diesem Tag heiße Luft nach Russland geführt werden. Vom
Schwarzen Meer bis nach Moskau sowie östlich davon wurden 31 bis 38°C
verzeichnet, mit den höchsten Werten in der südlichen Ukraine.
Am
Folgetag befand sich Hoch CARL nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte, da es
sich außerhalb von Europa knapp östlich des Ural befand. Mit Aufzug von Tief
DAGMAR konnte im Westen Russlands ein Temperatursturz von 10 bis 15°C
verzeichnet werden mit Höchstwerten von nur noch 18 bis 23°C.
Geschrieben
am 12.09.2016 von Dennis Schneider
Berliner
Wetterkarte: 02.08.2016
Pate:
Carl Bittendorf