Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet CHANA

(getauft am 14.01.2021)

 

Ein neues Hoch bildete sich am 14. Januar über dem Atlantischen Ozean vor der Westküste Südeuropas. Es erstreckte sich vom Atlantik bis nach Portugal und den Westen Spaniens und brachte Luft der mittleren Breiten, auch als xSp bezeichnet, mit sich. Das Drucksystem entstand nördlich vom stationären und eher klimatologischen bekannten Azorenhoch. Mit der Verlagerung nach Mitteleuropa brächte es im Sommer typischerweise viel Sonnenschein, im Winter stellt sich oft durch einen hohen Luftdruckunterschied vom Azorenhoch und dem Islandtief, eine milde Westwind-Wetterlage in Mitteleuropa ein. Das Drucksystem, um das sich hier alles drehen soll, löst sich im Verlauf seiner Entwicklung von dem Azorenhoch ab und bildet demnach eine eigenständige Zirkulation. Die Meteorologen der Berliner Wetterkarte tauften das Hoch in der Prognose für den 15.01. auf den Namen CHANA, da sie eine Verlagerung dessen und somit auch einen Einfluss auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa in den Modellen sahen. Im Zentrum war ein Luftdruck von 1032 hPa vorzufinden. Hoch CHANA verlagerte sich tagsüber ostwärts über den Atlantik, wodurch die Nordküste Spaniens in den Einflussbereich gelangte. An diesem Tag kam es dort gebietsweise zu feuchtem Dunst und auch vereinzelt zu Nebel, die Sonne ließ sich oft gar nicht blicken.

Am Tag nach der Taufe, den 15.01., erschien dann Hoch CHANA erstmals auch namentlich auf der Bodenwetterkarte. Das noch junge Hoch verlagerte sich Richtung Nordosten und löste sich damit mehr und mehr vom Azorenhoch ab. Nachdem es anfangs nur das Wetter in Spanien bestimmte, beeinflusste die Antizyklone nun auch das Wetter in Frankreich, England, Wales, Belgien, den Niederlanden sowie in Deutschland. Zum Tagesbeginn lag das Zentrum von Hoch CHANA noch über dem Atlantik vor der Küste Nordspaniens mit einem Luftdruck von ca. 1035 hPa. Diese Position brachte besonders den Küstenbereichen einen sonnigen Tag. Die Wetterstation in Viveiro, an der Nordküste Spaniens gelegen, zeigte von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang durchgängig Sonnenschein, dort konnte also die für diese Jahreszeit maximal mögliche Sonnenscheindauer erreicht werden. Die Temperatur schwankte von nachts -7°C bis zu 15°C tagsüber. Diese 15°C wurden zum Beispiel in der Stadt Santurtzi, welche sich im spanischen Baskenland befindet, gemessen. Im Verlauf des Tages verlagerte sich das Zentrum von CHANA bis nach Zentralfrankreich und wies dort einen Luftdruck von 1031 hPa auf. Diese Verlagerung war nur möglich, durch das Abziehen nach Osten von Tief ERHAN II. Die Höchsttemperaturen im Zentrum von CHANA bewegten sich um die 4°C, wie beispielsweise in Paris. Die Temperaturen westlich von Paris wurden umso milder je näher der Atlantik rückte (bis zu 11°C in der Bretagne) und östlich von Paris wurden demgegenüber leichte Minusgrade verzeichnet, wie z.B. an dem Militärflugplatz Nancy-Ochey mit -0,6°C oder im belgischen Saint-Hubert mit -2,9°C.

Am 16.01. verlagerte sich der Hochdruckeinfluss minimal in Richtung Südosten und veränderte seinen Einflussbereich kaum. Auch der Luftdruck von 1031 hPa im Zentrum war fast unverändert. Das Zentrum von CHANA lag nun über Ostfrankreich, aber beeinflusste nicht mehr das Wetter von Großbritannien, da dort bereits die Ausläufer von Tief FLAVIU aufzogen. In den Morgenstunden zeigten einige Wetterstationen in Nordspanien und Frankreich feuchten Dunst an, aber keine Niederschläge. Die Temperaturen lagen meist leicht unter 0°C, in Nancy nur bei -10°C. Das Wetter in Deutschland wurde nun voll und ganz von Hoch CHANA beeinflusst, die Temperaturen befanden sich in weiten Teilen unter dem Gefrierpunkt, nur im Nordwesten wurden leichte Plusgrade verzeichnet (Düsseldorf: 1,8°C, Wangerland: 2,0°C). Im Südwesten konnte sich noch -5 bis -1°C eine geringe Schneedecke halten. Die Sonne hatte an diesem Tag kaum Chancen.

 

Am Morgen des 17.01. befand sich Hoch CHANA mit Zentrum über Innsbruck, bereits mit einem deutlich abgeschwächten Kerndruck von knapp über 1020 hPa. Im Tagesverlauf näherten sich rasch die Fronten des aus Westen kommenden Tiefdruckgebietes FLAVIU, so dass sich in dessen Bereich Westdeutschland auf 1 bis 7°C erwärmen konnte. Derweil hielt sich noch kalte Luft durch den Einfluss von Hoch CHANA im Osten, dort gab es überwiegend Dauerfrost bei Temperaturen zwischen -0,4°C an der Müritz bis -6°C in den Hochlagen des Thüringer und des Bayerischen Waldes. Die Sonne zeigte sich in einem Streifen von der Mecklenburger Bucht über Sachsen-Anhalt bis hin zum westlichen Erzgebirge zwischen 3 und 8 Stunden. Im Laufe des Tages schritt die Abschwächung von Hoch CHANA mehr und mehr voran, der Zentrumsdruck verringerte sich deutlich und das Einflussgebiet verkleinerte sich ebenfalls. Schon ab der Mitte des Tages war von CHANA kaum noch etwas übrig. Letztendlich wurde die Antizyklone von einem anderen Hochdrucksystem namens BOZENA, welches sich noch zu Tagesbeginn über dem Süden Skandinaviens befand, aufgenommen, so dass Mitteleuropa zumindest noch teilweise vom Hochdruckeinfluss geprägt war. Insgesamt befand sich Hoch CHANA nur 3 Tage auf den Wetterkarten, was für ein Hochdruckgebiet eine recht kurze Lebensspanne darstellt.