Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet CHLOE

(getauft am 02.02.2019)

 

Atlantische Tiefdruckgebiete bestimmten im Januar 2019 die Witterung über West- und Mitteleuropa. Das wechselhafte, nasskalte und windige Winterwetter schien sich auch Anfang Februar fortzusetzen, als der Tiefdruckwirbel PIRMIN vom Nordostatlantik über Frankreich und Deutschland in Richtung Polen und Baltikum zog. Es kam jedoch anders, als nämlich am 02. und 03. Februar ein Hochdruckkeil von den Azoren in Richtung Iberische Halbinsel, Biskaya und Britische Inseln vorstieß. Laut Prognose für den Folgetag sollte aus dem Vorstoß eine eigenständige Hochdruckzelle hervorgehen. Diese sollte sich an den folgenden Tagen weiter nach Mittel- und Osteuropa ausdehnen und hier für eine Wetterberuhigung sorgen. Und so wurde das bis dato namenlose Hoch am 02. Februar in Prognose für den Folgetag auf den Namen CHLOE getauft.

In den Frühstunden des 03. Februars konnte die Antizyklone erstmals, mit Zentrum zwischen den Azoren und Portugal analysiert werden. Ihr Luftdruck betrug knapp 1030 hPa. In den folgenden Stunden stieg der Luftdruck über Spanien, Frankreich, aber auch den Benelux-Ländern und Deutschland weiter an. So stellte sich an diesem Tage zunehmend trockenes und sonniges Wetter zwischen Ebro, Loire, Seine und Rhein bis zur Themse ein, wobei verbreitet um die 8 Stunden Sonnenschein registriert wurden. Gleichzeitig stiegen die Temperaturen in der mit dem Hoch herantransportierten, wärmeren Atlantikluft auf etwa 7°C in London und Paris.

Nachts zeigte sich der Himmel unter Einfluss des Hochs nur leicht bewölkt, teils auch länger sternenklar, wodurch die Temperaturen verbreitet in den leichten, teils auch mäßigen Frostbereich sanken. Beispielsweise wurden in Madrid Minima bis -3°C gemessen, in Orléans und Eindhoven bis -2°C und in Düsseldorf bis -3°C. Dagegen zogen über den Britischen Inseln und dem Nordwesten Frankreichs schon wieder dichtere Wolkenfelder des neuen Atlantiktiefs namens RAINER auf, hier blieb es frostfrei und mild. Im westfranzösischen Saint-Nazaire kühlte sich die Luft auf lediglich +7°C ab, in Belfast waren es +6°, in Liverpool +5°C und in London +4°C.

Ausläufer dieses Tiefs drangen am 04. Februar weiter ostwärts vor und sorgten dafür, dass an Gebieten an denen tags zuvor noch die Sonne schien, nun nicht mehr so klar waren. Das Hoch CHLOE hingegen verlagerte sich mit Zentrum mehr in Richtung östliches Mitteleuropa. So klangen die Schneefälle über dem Alpenraum und den Mittelgebirgen ab, zog letzter Regen, der noch im Zusammenhang mit dem vorangehenden Tief PIRMIN stand, auch aus dem östlichen Mitteleuropa fort. Vor allem über Süddeutschland und nahezu dem gesamten Alpenraum bis nach Norditalien konnte sich blauer Himmel und Sonnenschein durchsetzen. Auch die Osthälfte Deutschlands profitierte mit beispielsweise 7 Sonnenstunden in Berlin und 8 Stunden in Leipzig. Dabei wurden zwischen Nord- und Ostsee bis zur Schweiz und nach Österreich Höchstwerte von allgemein 3-5°C gemessen, etwas kühlere Temperaturen als tags zuvor noch über Westeuropa.

Auch in der Nacht zum 05. Februar sanken die Temperaturen in wolkenfreien Gegenden unter den Gefrierpunkt, in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz sogar teils bis in den strengen Frostbereich. Augsburg meldete ein Minimum von -7°C, Bern -8°C und Salzburg -9°C. Zurückzuführen war dies hier auf das Vorhandensein einer Schneedecke, welche die Luft durch Ausstrahlung besonders gut abkühlt. Im Allgäu, in Oberstdorf, sank die Temperatur sogar bis auf -16°C, hier lag der Schnee 73 cm hoch. Die starke Auskühlung, verbunden mit nur schwacher Luftbewegung im Hoch, führte in Teilen Bayerns, im Böhmischen Becken, aber auch einigen Alpentälern in Österreich und der Schweiz zur Bildung von Nebel- und Hochnebelfeldern.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Hoch CHLOE mit Zentrum zwischen Bayern, Österreich, Tschechien, Slowakei, Polen und der Westukraine, hier lag der Luftdruck bei über 1030 hPa. An den folgenden zwei Tagen sollte sich weder Druck noch Position der Antizyklone nennenswert ändern, sie verblieb mit Zentrum über dem südlichen und südöstlichen Mitteleuropa. Der Einfluss reichte darüber hinaus noch weiter, etwa bis in den Osten Frankreichs, nach Norditalien und dem westlichen Balkan.

Durch reichlich Sonnenschein konnte sich die eingeflossene Subpolarluft langsam erwärmen; dementsprechend lagen die Höchstwerte meist im Bereich zwischen 5°C und 10°C, südlich und westlich der Alpen auch etwas darüber. Beispielsweise wurden am 05.02. in Lyon 8°C, am 06.02. bis zu 10°C gemessen, in Innsbruck 4°C bzw. 5°C und in Mailand 11°C und 13°C. Dagegen hielten sich in weiten Teilen Bayerns und Böhmens, aber auch einigen Alpentälern die zähen Nebel- und Hochnebelfelder, hier blieben die Temperaturen auch tagsüber unter dem Gefrierpunkt. Die Nächte blieben über Mitteleuropa durch Hoch CHLOE weiter wolkenarm und vor allem frostig. Temperaturen von unter -10°C wurden weiterhin im deutschen Alpenvorland und den österreichischen Ostalpen gemessen. Über dem Nordostatlantik hatte sich unterdessen ein neuer Tiefdruckkomplex formiert. Angetrieben von wiederholten Kaltluftvorstößen aus dem grönländischen Raum drängte dieser langsam aber beständig ostwärts. Hierdurch wurde das Hoch CHLOE mehr und mehr nach Osteuropa abgedrängt. Befand sich der Schwerpunkt der Antizyklone in den Frühstunden des 07. Februar über dem Karpatenraum, so lag er am Abend schon über der Ukraine. Während Frankreich, aber auch Benelux und Deutschland unter Tiefdruckeinfluss von Tief STEFAN mit zeitweiligen Niederschlägen und kühlerer Luft gerieten, sorgte das Hoch nun zwischen dem Baltikum, den Karpaten und dem nördlichen Balkan für reichlich Sonnenschein von 7 bis 9 Stunden.

Folglich stiegen die Temperaturen am 07.02. etwa in Warschau, Budapest und Belgrad auf 6 bis 7°C, ohne Sonnenschein wurden hingegen in Minsk, Riga oder Odessa nur leichte Plusgrade von 1 bis 2 °C erreicht. Nachts blieb es im Zentrum der Antizyklone über Osteuropa gebietsweise dunstig und bedeckt, dabei sank die Temperatur auf Werte um -3°C. Teils zeigte sich der Himmel auch längere Zeit sternenklar, dann gab es mäßigen, teils starken Frost, vor allem dort wo Schnee lag. Zum Beispiel sank die Temperatur im russischen Ponyri, nahe der Grenze zur Ukraine auf -12,1°C, hier lag der Schnee 43 cm hoch.

Am Morgen des 08. Februar reichte der Einfluss der Antizyklone vom Zentrum über der Ostukraine und Westrussland aus noch bis ins östliche Mitteleuropa und zur Balkanhalbinsel. Zwar vermochte es das Hoch auch am Tage nicht die dichten Wolkenfelder über Osteuropa aufzulockern, allerdings schaffte es atlantische Tiefs und dessen Ausläufer beim Vordringen zu blockieren. So verlor die Kaltfront des Tiefs STEFAN über Südskandinavien an Wetterwirksamkeit je weiter sie von Deutschland aus Richtung Polen, Tschechien und Ungarn vordrang. Nicht nur die Niederschläge hörten auf, sondern auch das dichte Wolkenband bekam mehr und mehr Lücken. So schien am Rande der Antizyklone über Polen, Tschechien und Österreich die Sonne 5 - 8 Stunden lang und die Luft erwärmte sich auf 5 - 10°C.

Dagegen fand die Sonne über der Ukraine und Westrussland kaum Lücken und unter dichten Wolkenfeldern zeigten die Thermometer im ukrainischen Charkow maximal -1°C.

Am darauffolgenden 09. Februar war das Hoch CHLOE mit Zentrum bereits über dem Westen Kasachstans angekommen, hier lag der höchste Druck bei knapp über 1030 hPa. Während Nord- und Westeuropa, respektive Mitteleuropa in den folgenden Stunden und Tagen zunehmend in den Einfluss des sich weiter kräftigenden Tiefdruckkomplexes, mittlerweile mit Zentrum über dem Nordmeer, gelangte, verblieb Hoch CHLOE noch für ein paar Tage quasistationär über dem Westen Kasachstans und dem Ural.

Hier verhinderte es das Übergreifen milderer Luftmassen aus dem atlantisch bzw. kontinental geprägten Teil Europas, und sorgte im Umkehrschluss dafür, dass sich das Winterwetter über dem westlichen Teil Russlands halten konnte.

Am 13.02. wurde das Hoch CHLOE letztmals auf der Berliner Wetterkarte benannt, da es den Analysebereich dieser in östliche Richtung verließ.