Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet CHRISTHARD
(getauft am 23.07.2010)
Im
500hPa-Niveau, welches einer Höhe von ca. 5500 Metern entspricht, spaltete sich
am 23.07.2010 ein Wirbel vom Azorenhoch über dem Atlantik ab, der noch am
gleichen Tag zum ersten Mal in der Bodenanalyse der Berliner Wetterkarte mit
dem Namen CHRISTHARD erschien. Mit einem Kerndruck von über 1020 hPa lag er im
Europäischen Nordmeer zwischen Großbritannien und der Westküste Norwegens,
wobei sein Kern über den Shetlandinseln weilte. Das Hochdruckgebiet war
zwischen dem vorauslaufendem Tief QUENDELINE und einer nachfolgenden
unbenannten Zyklone eingelagert. In seinem Einflussgebiet wehte schwacher Wind,
vorzugsweise aus östlichen bis nordöstlichen Richtungen und die Wetterstationen
meldeten größtenteils wolkenfreien Himmel. Im Verlaufe des Tages zog CHRISTHARD
weiter über Skandinavien und gewann an horizontaler Ausdehnung. Der
Hochdruckeinfluss setzte sich dabei in Ostskandinavien stärker durch, zumal
Stockholm eine Maximaltemperatur von 24,6°C meldete. Dagegen wurden in
Trondheim 16,5°C und in Oslo 18,1°C registriert.
Um 00
Uhr UTC des Folgetages, also 02 Uhr MESZ, erstreckte sich Hoch CHRISTHARD über
Zentralskandinavien bis zur russischen Stadt Archangelsk. Unter einem annähernd
konstanten Kerndruck im Vergleich zum Vortag verdrängte der Wirbel das
vorauslaufende Tiefdruckgebiet QUENDELINE gen Nordosten. Bei den norwegischen
Wetterstationen hatte sich der Hochdruckeinfluss nun auch merklich
durchgesetzt, denn Oslo und Trondheim registrierten im Mittel 3,6°C mehr, als
noch am 23.07.2010. In Stockholm dagegen sank die Maximaltemperatur auf 21,7°C.
Der Wind wehte weiterhin schwach aus vorwiegend nördlichen Richtungen. Alle
drei Stationen verschwanden gemäß der nordöstlichen Zugbahn des Hochs CHRISTHARD
allmählich aus dem Einflussbereich.
Am
25.07.2010 erstreckte sich CHRISTHARD über der Nordhälfte Skandinaviens bis
nach Westsibirien und der Kerndruck verstärkte sich auf ca. 1025 hPa. Gegen 00
Uhr UTC meldeten die Wetterstationen im Einflussgebiet überwiegend stark
bewölkten Himmel. Dieser lockerte sich in den kommenden Stunden mit zunehmendem
Hochdruckeinfluss auf. Folglich registrierten die Stationen Archangelsk und
Murmansk leicht bewölkten Himmel um 06 Uhr UTC. Erstere verzeichnete ein
Temperaturminimum von 5°C was mit Wolkenauflösung aufgrund absinkender
Luftmassen in einem Hochdruckgebiet einher ging. Im Verlauf des Tages
intensivierte sich der Wirbel und verlagerte sich dabei nach Osten. Auf diesem
Weg drängte das Hoch das vorauslaufende Tief QUENDELINE von der Berliner
Wetterkarte.
Inzwischen
hatte sich die Antizyklone auf ca. 1030 hPa verstärkt und ihren Einflussbereich
erheblich vergrößert. Dieser reichte am 26.07.2010 von der norwegischen Insel
Jan Mayen, über die Nordhälfte Skandinaviens, bis weit in das russische
Festland hinein. CHRISTHARD blockierte das nachfolgende Tief RENATE, wobei
dessen Warmfront und eine Kaltfront eines anderen Druckgebildes das Hoch
durchzogen.
Unter
leichter Abschwächung des Kerndrucks auf ca. 1025 hPa verlagerte sich der
Wirbel weiter nach Osten, sodass CHRISTHARD am 27.07.2010 mit seinem Zentrum
über dem Uralgebirge lag. Die Okklusionsfront eines anderen Tiefs, welche Warm-
und Kaltfronteigenschaften miteinander vereinigt, spaltete das zuvor mächtige
Hochdruckgebiet auf, sodass es etwas nach Nordosten abgedrängt wurde.
Am
viertletzten Junitag befand sich ein Tiefkern mit Warm- und Kaltfront mitten im
Hoch, was dazu führte, dass CHRISTHARD weiter an Intensität abnahm. Folglich
war der 28.07.2010 zugleich der letzte Tag, an dem das Hochdruckgebiet auf der
Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am 30.08.2010 von Thomas Klötzke
Berliner
Wetterkarte: 26.07.2010
Pate: Christhard
George