Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet CHRISTIANE
(getauft
am 31.05.2011)
Ende Mai 2011
umfasste das Azorenhoch einen weiträumigen Bereich des Nordatlantiks. Aufgrund
von starken Temperaturgegensätzen zwischen den kalten polaren Luftmassen über
Grönland und Island und den warmen subtropischen Luftmassen über den Azoren
konnte sich ein Frontensystem ausbilden, welches das Azorenhoch in zwei Teile
spaltete. Das dadurch neu entstandene nördliche Hochdruckgebiet schien für
Europa wetterwirksam zu werden und wurde daher am 31.05. auf den Namen
CHRISTIANE getauft. Am Morgen des 31.05. befand sich der Kern des Hochs
CHRISTIANE mit einem Druck von rund 1031 hPa auf dem Nordatlantik, mittig
zwischen den Azoren und den Britischen Inseln. Dabei bestand noch immer eine
Verbindung mit dem Azorenhoch. Der Kern verlagerte sich rasch weiter
nordöstlich, sodass er um 12 Uhr UTC, also um 14 Uhr MESZ, bereits über der
französischen Normandie lag. In Hochdruckgebieten strömt die Luft im Uhrzeigersinn
auseinander, gleichzeitig sinkt dabei im Zentrum des Systems Luft aus oberen
Atmosphärenschichten nach unten ab. Dadurch erwärmt sie sich und trocknet stark
aus, was zum Auflösen von Wolken in Hochdruckgebieten führt. Durch das schnelle
Vorankommen des Wirbels CHRISTIANE nach Mitteleuropa, wurden die Fronten des
Tiefs YVES nach Osten abgedrängt und der Himmel begann aufzuklaren. So geschah
es zum Beispiel, dass im französischen Rouen am frühen Morgen der Himmel fast
vollständig bedeckt war, mittags betrug der Bedeckungsgrad vier Achtel, zum
späten Abend sogar nur noch ein Achtel. In der Meteorologie wird der Himmel in
Achtel unterteilt, mithilfe derer eine relative Aussage getroffen werden kann,
wie viele Wolken den Himmel bedecken. Im Laufe des 01.06. verlagerte sich der
Kern des Wirbels CHRISTIANE weiter nach Nordosten, sodass er sich mittags über
der Meerenge von Calais befand. Dabei wies der Kern einen Druck von etwa 1031
hPa auf. Durch den weiteren Hochdruckeinfluss folgte in den westlichen und
nördlichen Teilen Frankreichs ein sonniger Tag. In Paris stieg die Temperatur
bis auf 21,3°C. Der Kern des Hochs CHRISTIANE lag in der Nacht zum 02.06.
stationär über dem Ärmelkanal. Durch den klaren Himmel kühlte sich die Luft in
der Nacht deutlich ab. Dabei wurde teilweise fast die Frostgrenze erreichte,
wie zum Beispiel im niederländischen Twente mit einer Tiefsttemperatur von
1,6°C. Mittags befand sich der Kern des Hochs CHRISTIANE rund 100 km vor der
Niederländischen Nordseeküste. Der Einflussbereich vergrößerte sich auf die
östlichen Teile Frankreichs, die Britischen Inseln, die Benelux-Staaten, sowie
Mittel- und Norddeutschland. Somit erreichte die Temperatur in Paris aufgrund
des anhaltenden Sonnenscheins einen Wert von 25,3°C. Auch in Berlin-Dahlem, wo
am Vortag nur eine Höchsttemperatur von 18,3°C erreicht wurde, stieg die
Temperatur am 02.06. durch die starke Abnahme der Bewölkung auf 22,9°C. Um 0
Uhr UTC des 03.06. befand sich fast gesamt Europa im Einflussgebiet von Hoch
CHRISTIANE. Nur über Teilen von Skandinavien, dem Golf von Biskaya und dem
tschechischen Riesengebirge gab es kleine Tiefdruckanomalien, die aber aufgrund
des kräftigen Hochs CHRISTIANE keinen großräumigen Einfluss hatten. Der Kern
lag dabei ca. 100 km östlich der Schottischen Nordseeküste und wies einen Druck
von rund 1036 hPa auf. Auch im 500-hPa-Niveau, das entspricht einer Höhe von
rund 5500 m, war das Hochdruckgebiet mittlerweile stark ausgeprägt und sorgte
somit im gesamten Einflussbereich für sonnige bis wolkenlose Tage. Verbreitet
konnten 14 bis 15 Stunden Sonnenschein registriert werden, wie auch in Paris
und Berlin-Dahlem. Dementsprechend stiegen die Temperaturen weiter an. In Paris
wurde eine Höchsttemperatur von 27,5°C
und in Berlin-Dahlem von 26,0°C erreicht. Bis zum 04.06. verlagerte sich
die Antizyklone CHRISTIANE rasch weiter nach Osten, sodass der leicht
abgeschwächte Kern mit einem Druck von rund 1029 hPa über der schwedischen
Insel Gotland lag. Der Grund für dieses schnelle Abziehen war eine Umstellung
der großräumigen Wetterlage, bei der Tiefdruckgebiete aus westlichen Richtungen
nach Europa vordringen konnten. Dennoch reichte der Einflussbereich von
Lappland bis zu den Karpaten und von den Britischen Inseln und der Bretagne bis
nach Moskau und Kiew. In diesem Gebiet gab es erneut einen sehr sonnigen Tag
mit 14 bis 15 Stunden Sonnenschein und verbreitet erneut höhere Temperaturen. Am
Morgen des 05.06. befand sich der Kern über der baltischen Stadt Riga mit einem
Druck von ca. 1021 hPa. Durch die Verlagerung nach Osten reichte die West-Ost-Ausdehnung
des Wirbels CHRISTIANE von Berlin bis weit nach Russland. Auch Areale von
Wolgograd und südlich von Archangelsk waren dem inbegriffen. Über dem Kontinent
konnten sich die Luftmasse weiter aufheizen, so wurde in Berlin-Dahlem
mittlerweile eine Höchsttemperatur von 32,2°C gemessen. Im weiteren Verlauf
wuchs der Einfluss des Tiefs ZENO, dessen Front den nördlichen Teil des
Hochdrucksystems CHRISTIANE vom Kern trennte. Dadurch verschob sich der Kern
des Hochs vom 06.06. bis zum 07.06. bis nach Odessa an der Ukrainischen Küste
des Schwarzen Meeres. Gleichzeitig sank der Druck im Zentrum auf etwa 1018 hPa
ab. Auch der Einflussbereich verringerte sich leicht. Dieser umfasste zu diesem
Zeitpunkt noch die Länder Rumänien, Moldawien, die Ukraine und Weißrussland.
Auch hier gab es nochmals Sommertage mit Temperaturen von über 25°C und meist durchgängigen
Sonnenschein von bis zu 15 Stunden. Im Laufe des 07.06. schwächte sich das Hoch
CHRISTIANE weiter ab, sodass es am 08.06. nicht mehr als eigenständiges Hoch
auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben
von Paul Heger am 19.07.2011
Berliner Wetterkarte:
03.06.2011
Pate: Christiane Hospice