Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet CHRISTIAN
(getauft am 10.01.2020)

 

Infolge der Verstärkung eines ausgeprägten Warmluftvorstoßes nach Norden in einer Höhe von 5,5 km, welcher auch als Höhenkeil bezeichnet wird, entwickelte sich im Laufe des 10. Januar 2020 im Bodenniveau ein Zwischenhoch über dem zentralen Nordatlantik, das in der Prognose der Berliner Wetterkarte für den Folgetag auf den Namen CHRISTIAN getauft wurde. Bei einem Zwischenhoch handelt es sich um ein Hochdruckgebiet, welches in eine Kette aufeinanderfolgenden Tiefdruckgebieten eingebettet ist.

Am 11. Januar um 01 Uhr MEZ erstreckte sich das Hoch CHRISTIAN von Südwestdeutschland bis zum zentralen Nordatlantik bzw. von den Niederlanden bis Spanien. Der Kern mit Bodendruckwerten von ca. 1035 hPa lag über Nordspanien und brachte erwärmte Subpolarluft mit sich nach Südwesteuropa. In Madrid wurde ein Frosttag mit einer Tiefsttemperatur von -2°C registriert.  Ein Tag, an dem die Tagestiefsttemperatur unter 0°C liegt, wird in der Meteorologie Frosttag genannt. In Lissabon war es mit einer Minimaltemperatur von 6°C etwas milder.

In den folgenden 24 Stunden zog die Antizyklone CHRISTIAN weiter nordostwärts. Das Einflussgebiet wurde dabei durch den Tiefdruckkomplex ELISA über Island, den Wirbel CLARA über Russland sowie das Hoch ALMAR über der Türkei begrenzt. Das Hoch CHRISTIAN lag am 12. Januar um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum über Österreich und brachte sonnenscheinreiches Wetter über Teilen Deutschlands, Österreich und Ungarn mit sich. In einem Hochdruckgebiet findet eine absinkende Luftbewegung statt. Das kräftige Absinken führte im Bodendruckfeld zu Wolkenauflösung, wodurch im Bereich der herangeführten Subpolarluft in Deutschland verbreitet 6-7 Stunden Sonnenscheindauer gemessen werden konnte. In München wurde mit 8 Stunden Sonnenschein fast die astronomisch maximal mögliche Sonnenscheindauer verzeichnet.

Mit der westlichen Strömung verlagerte sich das Hoch CHRISTIAN etwas nach Osten. Das ausgedehnte Zentrum, in dem der Bodendruck gut 1030 hPa betrug, befand sich am 13. Januar um 01 Uhr MEZ über den östlichen Teilen von Mitteleuropa. Am nördlichen Rand des Hochs herrschte verbreitet trübes Wetter. So meldete Brno ab den gestrigen späten Abendsstunden feuchten Dunst, der sich vorübergehend erst zum späten Nachmittagsstunden auflöste. Unter den dichten Wolken sank dort die Temperatur in der Nacht zum 13. Januar auf -3°C und bis 18 Uhr MEZ erwärmte sich die Luft nur bis auf -1,5°C. Dagegen stieg die Temperatur in Ostrava, wo sich der feuchte Dunst durch die Einstrahlung bereits vormittags aufgelöst hatte, bis 3,5°C.

Durch die Verstärkung des Tiefs FENJA über dem östlichen Nordatlantik zog das Hochdruckgebiet CHRISTIAN zum 14. Januar weiter ostwärts, wobei sein Einflussbereich sich über Südosteuropa erstreckte. In Sofia und Istanbul stieg die Temperatur vom Vortag um 1,1°C bzw. 0,5°C auf 4,4°C und 10,3°C. Am nordwestlichen Rand des Hochs CHRISTIAN blieb es etwas kühler. In Budapest konnte am 14. Januar eine Höchsttemperatur von -1,9°C gemessen werden, womit einen Eistag registriert wurde. Der Eistag ist die meteorologisch-klimatologische Bezeichnung für einen Tag, an dem der Tageshöchsttemperatur unter dem Gefrierpunkt liegt.

Bis zum 15. Januar spaltete sich das Hochdruckgebiet CHRISTIAN und besaß somit zwei Kerne. Das Hoch CHRISTIAN I lag mit seinem Zentrum und einem Druck von knapp über 1030 hPa über Ungarn. Die Antizyklone CHRISTIAN II befand sich mit ihrem Zentrum, in dem der Kerndruck etwa 1030 hPa betrug, über der Ukraine. Der Einflussbereich des Hochdruckkomplexes CHRISTIAN reichte von Südrussland bis Griechenland und vom Schwarzen Meer bis Italien. Aufgrund der starken nächtlichen Abkühlung, wodurch das in der Luft enthaltene Wasser kondensiert, wurde auf dem Balkan verbreitet Nebel beobachtet. So wurde beispielsweise um 07 Uhr MEZ in Belgrad, Bukarest und Sofia Nebel bei Tiefttemperaturen von -4 bis -3°C gemeldet.

Zum nächsten Tag verschmolz das Hochdruckgebiet CHRISTIAN I mit dem über Österreich liegenden Hoch DIRK, wodurch nur noch der zweite Kern vom Vortag analysiert werden konnte. Somit lag die Antizyklone CHRISTIAN am 16. Januar um 01 Uhr MEZ über Wolgograd. Sein Einflussbereich wurde durch die Ausläufer des Tiefs GERLINDE über Weißrussland sowie das Hoch DIRK begränzt. In der erwärmten Subpolarluft sank die Temperatur zum Morgen unter dem wolkenlosen Himmel in Wolgograd auf -11,2°C. Aufgrund der weiteren Verlagerung des Tiefs GERLINDE nach Osten strömte tagsüber auch in den Wolgograder Raum etwas feuchtere Luft, wobei die Temperatur unter den tiefen Wolkenfeldern lediglich auf 0,2°C stieg. Am südwestlichen Rand des Hochs CHRISTIAN hielt das wolkenfreie Wetter etwas länger an, sodass sich die Luft in Dubrovnik auf 14,1°C erwärmte.

Zum 17. Januar verstärkte sich westlich von der Antizyklone CHRISTIAN das Hoch DIRK über dem Karpatenbecken, wodurch das Hoch CHRISTIAN am 16. Januar nach 6 Tagen Lebensdauer zum letzten Mal analysiert werden konnte. Das Hoch CHRISTIAN verließ bis zum Folgetag den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte.