Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet CHRISTINE
(getauft am 27.12.2015)
Am
Morgen des 27. Dezember 2015 wurde über Südnorwegen ein Zentrum hohen
Luftdrucks analysiert und auf den Namen CHRISTINE getauft. Zu diesem Zeitpunkt
hatte das neue Hochdruckgebiet CHRISTINE einen Druck im Zentrum von etwa 1025
hPa und umfasste mit etwa 1500 km Durchmesser einen Einflussbereich von der
Norwegischen See über Zentralskandinavien bis zur Ostsee. Richtung Süden wurde
das Gebiet hohen Luftdrucks durch ein Tief über der Nordsee mit seinen
Frontensystemen begrenzt, welches im Verlauf des Tages weiter Richtung Osten
zog, wobei dessen Okklusion, also eine Luftmassengrenze mit Warm- und
Kaltfrontcharakter, für Bewölkung und Niederschlag im südlichen Bereich von
Hoch CHRISTINE sorgte. Dabei fielen beispielsweise auf der dänischen Insel
Anholt 20 l/m² in 12 Stunden zwischen 7 und 19 Uhr MEZ. Im schwedischen Hano waren es 12 l/m² im selben Zeitraum und weiter
nördlich Richtung Hochdruckzentrum an der Station in Stockholm noch 0,5 l/m².
Abseits der Fronten sorgte der Einfluss der Antizyklone CHRISTINE für großskalige Absinkbewegung der Luft und damit für Wolkenauflösung.
So wurden beispielsweise in Tallin an diesem Tag etwa 4 Stunden
Sonnenschein registriert.
Zum
Morgentermin um 01 Uhr MEZ des 28. Dezembers lag das Hochdruckzentrum CHRISTINE
mit etwa 1027 hPa über Zentralschweden. Weitere Hochdruckzentren lagen über
Mittel- und Osteuropa, welche von dem Tiefdruckgebiet DANIEL getrennt wurden.
Da sich dieses abschwächte und im Verlauf des Tages zügig ostwärts zog, wurden
geringe Niederschlagsmengen von beispielsweise 3 l/m² im polnischen Elblag und 0,9 l/m² im südschwedischen Kroppefjall im 6-stündigen Zeitraum bis 13 Uhr MEZ
gemessen. Der Hochdruckeinfluss sorgte andernorts erneut für Sonnenschein. In
Tallin wurden an diesem Tag über 5 Stunden Sonne registriert.
Bis
zum Morgen des 29. Dezembers war das Tief nach Osten gezogen und das Hochdruckgebiet
CHRISTINE hatte sich auf über 1040 hPa verstärkt. Mit der Verstärkung ging eine
Intensivierung der antizyklonalen Luftbewegung, also eine Bewegung im
Uhrzeigersinn, einher. Dadurch wurden auf der Ostflanke kalte polare Luftmassen
nach Süden transportiert, während auf der Westseite mit Hilfe eines kräftigen
Tiefs über dem Nordatlantik milde Luft weit nach Norden geführt wurde. Der
Einflussbereich von Antizyklone CHRISTINE hatte sich vergrößert und umfasste
etwa 1500 km in West-Ost-Richtung und 1800 km in Nord-Süd-Richtung. Verbreitet
hielt sich an diesem Tag hochnebelartige Bewölkung. Ansonsten schien die Sonne
und entfernt von den Frontensystemen blieb es trocken. Im russischen Smolensk
wurden 5,5 Stunden Sonne gemessen. In St. Petersburg waren es immerhin 2
Stunden. Weiter in Richtung Hochdruckzentrum, wie in Helsinki, blieb es den
ganzen Tag lang heiter. Mit der einsetzenden kühlen Ostströmung für
Mitteleuropa durch das sich verstärkende Hoch CHRISTINE endete eine
ungewöhnlich warme Witterungsperiode in Deutschland. So wurden in Berlin-Dahlem
das erste Mal seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1908 an elf aufeinander
folgenden Tagen, die in der zweiten Monatshälfte lagen, Höchstwerte der
Temperatur von mehr als 10°C verzeichnet. Auch insgesamt wurde mit einer
Monatsmitteltemperatur von 7,1°C der bisher wärmste Dezember des Jahres 2006
mit 5,5 Grad deutlich übertroffen. Im 30-jährigen Mittel von 1981 bis 2010 beträgt
der Normalwert nur 1,4°C.
Die vorherrschende
Großwetterlage mit Antizyklone CHRISTINE über Nordosteuropa setzte sich auch am
30. Dezember fort. Das Zentrum verlagerte sich bis zum Nachttermin nur leicht
bis über den Balkan und verstärkte sich dabei auf etwa 1047 hPa im Zentrum.
Auch die Ausdehnung änderte sich kaum und so beeinflusste Hoch CHRISTINE an
diesem Tag das Wetter von Finnland über Schweden, Polen, die Ukraine bis weite
Teile Westrusslands. Da einzelne Frontensysteme am Rand dieses
Einflussbereiches für Wolken und Niederschlag sorgten, konnte sich an diesem
Tag nicht überall die Sonne durchsetzen. Weiterhin bildete sich in der kühlen
Luft örtlich Nebel oder Hochnebel. Besonders im Bereich des Zentrums von Hoch
CHRISTINE über Litauen, Weißrussland und der Westukraine lösten sich jedoch
alle Wolken auf und so wurden beispielsweise an der Station im polnischen Wlodawa am Dreiländereck zu Weißrussland und der Ukraine 8
Stunden Sonne registriert. In der höhenkalten Luft auf der Westseite der Antizyklone
CHRISTINE konnten sich währenddessen Schneeschauer bilden, welche 12-stündig
bis 19 Uhr MEZ beispielsweise im ukrainischen Izium
0,6 l/m² und im finnischen Ranua 2,0 l/m² brachten. Als
Folge der arktischen Luftmassen im Bereich des hohen Drucks gingen
beispielsweise im weißrussischen Stolsby die
Temperaturen in der folgenden Nacht auf -18,4°C zurück, wo sie 5 Nächte zuvor
noch bei minimal 1,0°C lagen.
Am
Folgetag hatte sich das Hochdruckgebiet CHRISTINE nach Süden bis über Rumänien
ausgedehnt und im Norden mit einem neu gebildeten Hochdruckzentrum über dem Weißen
Meer verbunden. Damit betrug die Nord-Süd-Ausdehnung am Morgen dieses Tages
über 2000 km. In West-Ost-Richtung waren es etwa 700 km. Da keine
Frontensysteme von anliegenden Tiefdruckgebieten in den Einflussbereich von
Hoch CHRISTINE zogen, setzte sich eine großräumige Absinkbewegung und damit
Sonnenschein durch. So schien beispielsweise an der Station im rumänischen Butosani 8 Stunden und im estländischen Voru
über 5 Stunden die Sonne. Im Bereich der Kaltluft, wie beispielsweise in
Russland, sorgten leichte Schneeschauer erneut für Mengen überwiegend unter 1 l/m²
in 12 Stunden. Ansonsten war die Luft besonders in der Ostseeregion recht
feucht, von wo viele Stationen feuchten Dunst oder Nebel meldeten, wie
beispielsweise auch die Station Berlin-Dahlem.
Bis
zum Morgen des Folgetages, dem 1. Januar 2016, hatte sich der nördliche Teil
der Hochdruckbrücke mit dem Zentrum CHRISTINE über Nordwestrussland auf über
1050 hPa verstärkt. Der südlichere Bereich über dem Baltikum und Weißrussland
bis Rumänien war mit etwa 1030 hPa deutlich schwächer ausgeprägt. Aus diesem
Grund setzten sich dort niedrige Wolken mit Niederschlag durch, welcher in der
kalten, arktischen Luft als Schnee ausfiel. In Kiew und Minsk wurden
beispielsweise 0,4 l/m² und an der Station in Riga einzelne Schneeflocken
registriert. Als höchste Temperaturen des Tages wurden in den erwähnten Städten
Werte um -10°C gemessen, im Gegensatz zu Berlin-Dahlem mit 2,0°C außerhalb des
Hochdruckeinflusses und der arktischen Luftmasse darin.
Diese kühle
Luftmasse griff am 2. Januar auf Teile Mitteleuropas über, da sich das Hochdruckgebiet
CHRISTINE mit unverändertem Luftdruck im Zentrum von 1050 hPa und einer
Ausdehnung von etwa 1800 km westwärts über Finnland verlagerte und mit dem
Ostwind auf der Südseite der Antizyklone CHRISTINE die Polarluft bis an die
deutsche Ostgrenze reichte. Dabei wurde als Höchsttemperatur an diesem Tag -1,6°C
gemessen. Am Vortag waren es 4,3°C. Im direkten Einflussbereich des Hochdruckzentrums
CHRISTINE wechselten sich Hochnebelfelder und Sonne ab und so wurden
beispielsweise in Tallin über 4 Stunden und in Warschau über 6 Stunden Sonne
registriert.
Im
Verlauf des 3. Januars verlagerte sich Hoch CHRISTINE leicht nach Westen und befand
sich zum Nachttermin mit auf 1040 hPa abgeschwächtem Luftdruck im Zentrum über
dem Bottnischen Meerbusen. Aufgrund der Tiefdruckausläufer und der geringen
Ausdehnung von wenigen 100 km war der Hochdruckeinfluss an diesem Tag in
Mitteleuropa kaum bemerkbar. Bis zum Morgen des 4. Januar schwächte sich das Hochdruckgebiet
CHRISTINE nach 8 Tagen Wetteraktivität weiter ab und konnte nicht mehr auf der
Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben am
14.02.2015 von Jannick Fischer
Berliner Wetterkarte:
30.12.2016
Pate:
Christine Schwager