Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet CHRISTL

(getauft am 27.01.2011)

 

Die globale Atmosphärische Zirkulation besteht aus einem Wechsel von hohem und tiefem Druck. Am Äquator verläuft die Innertropische Konvergenzzone, eine Tiefdruckrinne in der warme, feuchte Luftmassen in Gewitterzellen bis zur Troposphäre aufsteigen, von da in Richtung der Pole abgelenkt werden und in den Subtropen wieder in tiefere Luftschichten absinken. Diese Absinkenden Luftmassen bilden den subtropischen Hochdruckgürtel, der u.a. auch das Azorenhoch beinhaltet. Gelegentlich kommt es dazu, dass die Höhenströmung der mittleren Breiten diese Hochdruckgebiete weiter nach Norden führt und hier durch absinkende Luft neu bildet. So entstand am 27.01.2011 das Hochdruckgebiet CHRISTL über dem Nordatlantik südlich von Grönland, wo es einen Tag später erstmals auf der Wetterkarte zu sehen war. In seinem Einflussbereich herrschte auf offener See ruhiges Hochdruckwetter mit 12°C, viel Sonne und nur einigen harmlosen Quellwolken.

Da der Wirbel CHRISTL sich am südlichen Rand der Westwindzone befand, zog er mit der Höhenströmung langsam weiter nach Osten in Richtung Europa. Am 29.01. lag er bereits südlich von Island und am 30.01. um 01 Uhr MEZ über den Britischen Inseln. Das Hoch CHRISTL bildete jetzt mit dem Hoch BARBARA eine Hochdruckbrücke, die bis nach Südosteuropa zum Schwarzen Meer reichte. So gab es schon am 29.01. in den zentralen Teilen Deutschlands bis zu 8 Sonnenstunden bei Temperaturwerten knapp über 0°C am Tage. Bei sternenklaren Nächten fielen die Temperaturen hingegen weit unter die Frostgrenze. Die tiefste Temperatur wurde in Plauen mit -16°C gemessen. Aufgrund des meist klaren Wetters kühlte sich die polare Luftmasse weiter ab, sodass es schon am nächsten Tag in weiten Teilen Deutschlands Dauerfrost gab. Die Antizyklone CHRISTL war inzwischen mit ihrem Schwerpunkt nach Südpolen gezogen und sorgte jetzt auch im Flachland für strengen Nachtfrost, wie in Dresden mit -10°C am Morgen des 30.01. .

Jetzt wurden feuchtere Luftmassen in den Norden Deutschlands geführt, die zwar zu keinen nennenswerten Niederschlägen führten, aber eine dichte Hochnebelschicht hervorriefen. So gab es am 30.01. noch eine Zweiteilung Deutschlands, nördlich einer Linie Essen – Harz – Dresden schien die Sonne unter grauen Wolkenfeldern fast gar nicht, während südlich davon wieder bis zu 9 Sonnenstunden verzeichnet wurden. Einen Tag später setzte sich der Hochnebel aber auch im Süden durch, so dass nur noch die nördlichen Mittelgebirge und Bergstationen über dem Hochnebel zahlreiche Sonnenstunden erhielten. Während sich unter der dichten Hochnebeldecke Dauerfrost mit Höchstwerten um -5°C im Berliner Raum hielt, floss in einer Höhe von 1000 m von Westen her schon wärmere Luft ein, sodass auf der Wasserkuppe an diesem 31.01. +5°C gemessen wurden. In der darauffolgenden Nacht erreichte CHRISTL ihren höchsten Kerndruck von mehr als 1030 hPa über Ungarn. Während am 01.02. in Deutschland aus dem verbreitet vorhandenen Hochnebel einzelne Schneeflocken fielen, schien in Griechenland und Rumänien im direkten Einfluss von CHRISTL vielerorts die Sonne. Bis zum nächsten Tag, dem 02.02., schwächte sich die Antizyklone jedoch stark ab. Gleichzeitig rückten von Westen her neue Tiefausläufer heran die CHRISTL noch weiter nach Osten abdrängten. Dies führt dazu, dass CHRISTL einen Tag nach ihrem höchsten Kerndruck das letzte mal auf der Wetterkarte zu sehen war.

 


Geschrieben am 18.01.2011 von Thomas Schubert

Berliner Wetterkarte: 31.01.2011

Pate: Christl Jenne