Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet CLAWS
(getauft am 27.07.2020)
Im Juli 2020 war das Wettergeschehen über Europa durch einen
raschen Wechsel von Hoch- und Tiefdruckgebieten gekennzeichnet. Auch zu Beginn
der letzten Juliwoche sorgte ein kräftiges Höhentief mit Kern nördlich von
Schottland mit denen im Bodendruckniveau korrespondierenden Tiefdruckgebieten
CHRISTIANE und DANA für wechselhaftes Wetter in Mitteleuropa. Hinter der
Kaltfront des Tiefdruckgebiets DANA, das sich mit seinem Kern über den Britischen
Inseln befand, stieg der Luftdruck an. Es konnte sich dadurch eine Zone höheren
Luftdrucks über dem östlichen Nordatlantik etablieren, die das Azorenhoch im
Süden mit einem weiteren Hochdruckgebiet südwestlich von Island im Norden
verband. In der Prognose für den 28.07.2020 wurde dieser Teil der Hochdruckzone
von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte am 27.07.2020 auf den Namen CLAWS
getauft.
Am 28.07. um 02 Uhr MESZ tauchte dann die Antizyklone CLAWS
erstmalig namentlich auf der Bodenwetterkarte auf und lag mit einem
Zentrumsdruck von knapp über 1020 hPa über dem Seegebiet westlich der Biskaya.
Nachdem die Kaltfront des Tiefs DANA Frankreich im Tagesverlauf von Nordwest
nach Südost überquert hatte, breitete sich dahinter der Hochdruckeinfluss durch
CLAWS aus. Der Durchzug einer Kaltfront ist auch mit einem Luftmassenwechsel
verbunden. Wo vor der Kaltfront noch warme Subtropikluft wetterbestimmend war,
strömte dahinter die feuchte maritime Polarluft ein, die dadurch auch die
vorherrschende Luftmasse im Hochdruckgebiet CLAWS bildete. Dies machte sich in
Frankreich mit einem deutlichen Temperaturrückgang bemerkbar. Wurde am Vortrag
in Paris noch eine Tageshöchsttemperatur von 32,3°C und in Toulouse sogar
37,5°C erreicht, waren es am 28.07. nur noch höchstens 23,8°C bzw. 29,0°C. Da
sich die Luftmassen in einem Hochdruckgebiet antizyklonal, also im
Uhrzeigersinn, um ein Hochdruckgebiet bewegen und Hoch CLAWS noch immer mit dem
Hochdruckgebiet südwestlich von Island verbunden war, wurden in seinem Randbereich
weiter kalte und feuchte Luftmassen herangeführt. In Irland und Schottland
lagen die Höchstwerte dadurch maximal bei 18°C. Nur im Süden Englands konnte
die 20 Grad-Marke geknackt werden. Hochdruckgebiete sind außerdem durch
großflächig absinkende Luftmassen gekennzeichnet, die sich dabei erwärmen und
somit an Feuchtigkeit verlieren. Hochdruckeinfluss ist daher meist mit einer
Wolkenauflösung verbunden. In der feuchten maritimen Luft lockerte die
Bewölkung jedoch nur allmählich auf. Im Vergleich zu 0 Sonnenstunden am Vortag
konnten in London dennoch 6 Sonnenstunden verzeichnet werden. Auch im
Nordwesten Frankreichs konnten nach anfänglich dichter Bewölkung verbreitet 9,
in Paris auch bis 13 Sonnenstunden erreicht werden.
Im Laufe des 29.07. verlagerte sich das Zentrum von Hoch
CLAWS bei unverändertem Luftdruck weiter in Richtung Mitteleuropa und sorgte
zunehmend für trockenes und sonniges Wetter. Vom Westen Frankreichs über das
Deutsche Mittelgebirge bis hin nach Tschechien konnten dadurch bei leichter
Quellbewölkung vielerorts 13 bis 14 Sonnenstunden verzeichnet werden. Deutlich
weniger sonnig gestaltete sich der Tag im Bereich des Norddeutschen Tieflands,
das von Wolkenfeldern gestreift wurde, die an der Südflanke des Tiefs DANA von
der Nordsee kommend ins Landesinnere zogen. Diese brachten vor allem am
Vormittag in den Küstenregionen und in Schleswig-Holstein leichten Regen.
Entlang der Nord- und Ostseeküste blieb es dabei mit Höchstwerten von 16°C bis
19°C relativ kühl. Auch im Osten sowie Süden Deutschlands machten sich die
einströmenden maritimen polaren Luftmassen bemerkbar. In Berlin-Dahlem
beispielsweise wurden nach maximal 27,3°C am Vortag nur noch 22,7°C erreicht.
Auch in München verzeichnete man nach maximal 32,0°C am Vortag nur noch 27,0°C.
Durch die langsame Erwärmung der polaren Luftmasse über Frankreich konnte hier
ein Temperaturanstieg von rund 2 Kelvin im Vergleich zum Vortag erreicht
werden. In der zweiten Tageshälfte
erreichten bereits die Ausläufer des vom Westen heranziehenden Tiefdruckgebiets
ELLEN Irland und brachten vor allem dem Südwesten teils kräftige Schauer. So
fielen auf Valentia Island und Sherkin
Island 12-stündig bis 20 Uhr MESZ 22 mm bzw. 26 mm Niederschlag.
Im Laufe des 30.07. vergrößerte Hoch CLAWS seinen
Einflussbereich weiter und konnte die Luftmassengrenze bzw. die Kaltfront des
Tiefdruckkomplexes DANA I und II, die zuvor über dem Alpenraum lag nach Süden
verdrängen. Von Frankreich über Deutschland bis nach Polen und in der Südhälfte
Großbritanniens brachte die Antizyklone häufig 13 bis 14 Sonnenstunden. In
Deutschland gab es die meisten Sonnenanteile in der Südhälfte, wo
beispielsweise in Trier, Stuttgart und München über 14 Stunden Sonnenschein
erreicht wurden. Durch teils dichtere Wolkenfelder über der Nordhälfte
Deutschlands konnten hier nur 8 bis 12 Sonnenstunden verzeichnet werden. Putbus
auf Rügen meldete, wie auch Ueckermünde und Flensburg nur knapp über 5
Sonnenstunden. In der Nordhälfte Mitteleuropas, nördlich einer Linie von
Amsterdam über Hannover, Berlin und Warschau wurde, mit einer Höchsttemperatur
von 20°C bis 24°C, wiederholt ein Sommertag knapp verfehlt. Südlich dieser
Linie wurde es dagegen sommerlich warm und häufig konnte ein Heißer Tag, also
mit Höchsttemperaturen über 30°C, verzeichnet werden. Die von Süden herangetragenen warmen
Luftmassen bewirkten auch in Frankreich einen Anstieg der
Tageshöchsttemperaturen auf über 30°C. In Cazaux
südwestlich von Bordeaux, werden sogar 40,6°C gemessen. Lediglich in den
Küstengebieten der Bretagne und der Normandie wird die 30 Grad-Marke nicht
überschritten.
Am 31.07. um 02 Uhr MESZ wurde das Zentrum der Antizyklone
CLAWS mit einem Luftdruck von knapp über 1020 hPa über dem Nordwesten
Deutschlands lokalisiert. Sein Einflussbereich dehnte sich dabei nach Norden
bis über Grönland und in südliche Richtung bis nach Tunesien aus. Auch ostwärts
konnte es sich über Polen, Tschechien und Rumänien bis in die Ukraine
ausbreiten. Von Westen näherte sich dagegen die Zyklone ELLEN, mit Kern
westlich von Schottland und einem Luftdruck von nur noch 985 hPa. In den
Benelux-Ländern, Deutschland und dem Südwesten Polens wurden, mit Ausnahme der
Küstenregionen, wiederholt verbreitet 14 bis 15 Sonnenstunden erreicht.
Ausgehend vom Tiefdruckgebiet ELLEN zogen dagegen im Tagesverlauf vor allem in
der Nordhälfte Frankreichs von Westen her zum Teil bereits kompaktere
Wolkenfelder durch. Die aus südwestlicher Richtung einfließenden trockenen subtropischen
Luftmassen ließen die Temperaturen vom Mittelmeerraum über Frankreich, den
Süden Großbritanniens und den Westen Deutschlands bis weit über 30°C ansteigen.
So wurden in London maximal 36,7°C, in Paris 39,5°C, in Luxemburg 38,5°C und in
Trier 38,4°C gemessen. Im Nordosten Deutschlands wurde dagegen, vor allem
entlang der Küste vielerorts ein Sommer- oder gar ein Hitzetag versäumt. So
meldete beispielweise die Messstation auf der Insel Fehmarn eine Höchsttemperatur
von nur 19,8°C und Hiddensee 19,4°C.
Bis zum 01.08. verlagerte sich das Zentrum des
Hochdruckgebiets CLAWS bei fallendem Luftdruck von
knapp unter 1015 hPa über den Süden Skandinaviens. Sein Einflussgebiet reichte
dabei, eingeschränkt von den Ausläufern des Tiefs ELLEN im Westen, über
Deutschland und Polen bis in den Mittelmeerraum. Im Nordosten Deutschlands
konnten dabei noch einmal bis zu 14 Sonnenstunden erreicht werden. Die warmen subtropischen
Luftmassen erreichten durch die nördliche Verlängerung des Hochdruckgebiets
auch den Süden Skandinaviens, wodurch ein Temperaturanstieg von stellenweise 5
Kelvin erreicht wurde. Göteborg beispielweise meldete eine Höchsttemperatur von
23,1°C, wo am Vortag nur 18,2°C erreicht wurden.
Im Tagesverlauf wurde die Antizyklone CLAWS durch das von
Westen heranrückende Tief ELLEN weiter in östliche Richtung verdrängt und
konnte am 02.08. um 02 Uhr MESZ mit seinem Zentrum über Polen und Ungarn
lokalisiert werden. Hier sorgte es noch einmal für einen sonnigen und warmen
Sommertag mit bis zu 14 Sonnenstunden im Westen Polens und Temperaturen über
25°C. So konnten sogar an der polnischen Ostseeküste in Danzig 26,8°C als
Höchstwert verzeichnet werden.
In den folgenden beiden Tagen verlagerte sich das
Hochdruckgebiet CLAWS entlang der Höhenströmung in Richtung Osten und brachte
vom westlichen Mittelmeerraum zunächst bis nach Weißrussland warme und
sommerliche Temperaturen. So wurden am 03.08. beispielsweise in Minsk und Kiew
maximal 26,4°C bzw. 25,8°C gemeldet und bis zum 04.08. hatte sich die 25 Grad-Marke
durch die Verlagerung von Hoch CLAWS schließlich bis in den Nordwesten
Russlands ausgebreitet. Im Laufe des Tages löste sich dann die Hochdruckzelle
CLAWS in Folge weiterer Abschwächung auf. Infolgedessen konnte die Antizyklone
nach einem Lebenszyklus von insgesamt 8 Tagen am 04.08. das letzte Mal auf der
Bodenkarte der Berliner Wetterkarte analysiert werden.