Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet CONSTANTIN

(getauft am 20.11.2018)

 

Im Laufe des 19. November 2018 entstand durch Absinken von Luftmassen über dem Europäischen Nordmeer eine zusätzliche Hochdruckzone an der Nordwestflanke des bereits bestehenden Skandinavienhochs BURCKHARD, das in der Analyse des 20. Novembers auf den Namen CONSTANTIN getauft wurde. Um 00 Uhr UTC dieses Tages befand sich der höchste Druck von knapp 1040 hPa etwa über der Insel Jan Mayen mit starkem Einfluss auf die Ostküste Grönlands. Da sich die Höhenkaltfront, die die Hochs CONSTANTIN und BURCKHARD getrennt hatte, noch am Morgen auflöste, konnte auch der Hochdruckeinfluss in Norwegen und Schweden im Tagesverlauf dem Druckgebilde CONSTANTIN zugerechnet werden. Im Zuge des großräumigen Absinkens von Luftmassen ging auf Jan Mayen die 10-minütige Durchschnittswindgeschwindigkeit von 57,6 km/h um 17 Uhr UTC des Vortages, was Windstärke 7 entspricht, auf 3,6 km/h, Windstärke 1, um 00 Uhr UTC zurück. Auch im Küstenbereich Norwegens wurden am 20. November nur sehr geringe Windgeschwindigkeiten gemessen, so zum Beispiel maximal 7 km/h in Trondheim. Durch den antizyklonalen Drehsinn von Hochdruckgebieten, d.h. Rotation gegen den Uhrzeigersinn, floss warme Luft aus dem Süden Richtung Island, wo die Temperaturen auf bis auf zu 8,2°C anstiegen. Dem gegenüber standen weite Teile Schwedens und Norwegens, die bei wolkenlosem Himmel und Windstille Dauerfrost verbuchten. In Trondheim wurden in der Nacht zum 21. November -1,9°C verzeichnet, strengeren Frost gab es im Skandinavischen Gebirge und in Nordschweden mit verbreitet -10°C bis -17,2°C in Fredheim in knapp 700 m über dem Meeresspiegel.

Inzwischen hatte das Hoch CONSTANTIN seine Vorgängerantizyklone BURCKHARD bis über das Baltikum abgedrängt und lag um 00 Uhr UTC des 21. Novembers mit einem Druck im Zentrum von knapp 1040 hPa über Norwegen und weiten Teilen Schwedens. In Finnland, Nordschweden und an der norwegischen Küste schien erneut ganztägig die Sonne, doch in Staulage des Skandinavischen Gebirges kam es nun im Süden Norwegens zu flächendeckendem Hochnebel. Besonders ausgeprägt war an diesem Tag der wärmende Effekt des Bottnischen Meerbusens auf die Temperaturen der angrenzenden Landflächen zu erkennen. Während im Binnenland, meist bis auf wenige Kilometer vom Meer entfernt, Dauerfrost mit bis zu -10°C in Schweden und bis -5°C in Finnland herrschte, waren fast sämtliche Küstenstationen am Bottnischen Meerbusen frostfrei. Bei leichtem Westwind ergaben sich dabei auf der finnischen Seite durchschnittlich 4 Grad höhere Temperaturen als auf der Westseite des Gewässers. Auf der Südseite des Hochs wurde Deutschland, wie auch am Vortag, von einer östlichen bis südöstlichen Strömung beeinflusst, die Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, verbreitet leichte Niederschläge und Dunst mit sich brachte.

Am 22. November um 00 Uhr UTC lag das Hochdruckgebiet CONSTANTIN über der Südhälfte Norwegens und Schwedens. Das Frontensystem eines unbenannten Tiefdruckgebietes mit Kern über der russischen Insel Waigatsch hinderte die weitere Ausdehnung nach Nordosten. Weiterhin war der höchste Luftdruck von gut 1035 hPa im Inland Norwegens westlich von Lillehammer zu finden. An der Station Folldal-Fredheim wurde in dieser Nacht erneut die tiefste Temperatur in Skandinavien von -19,8°C gemessen. Im Laufe des Tages verlagerte sich die Antizyklone CONSTANTIN südostwärts. Vielerorts wurde in einer nordwestlichen Strömung Dauerfrost vermeldet, zum Beispiel in ganz Weißrussland mit Ausnahme der Station Werchnjadswinsk, an der die Temperatur auf 0,6°C anstieg. Deutschland lag auf der Südseite des Hochs CONSTANTIN und damit in einer südöstlichen Strömung, die jedoch zumindest in Vorpommern und auf den Mittelgebirgsgipfeln die Höchsttemperatur noch immer unter dem Gefrierpunkt verharren ließ. Die niedrigsten Temperaturen in ganz Europa wurden in Nordschwenden mit bis zu -11,2°C in Gielas gemessen. Am anderen Ende des Temperaturspektrums wurde jedoch an der Forschungsstation Tarfala nördlich des Polarkreises auf 1145 m Höhe durch einen Durchbruch milder Meeresluft aus Nordwesten eine Höchsttemperatur von 6,5°C erreicht. Auch in Estland wurde an den meisten Küstenstationen unter Einfluss der knapp 9°C warmen Ostsee die 4°C-Marke mit maximal 4,8°C in Sorve überschritten.

Zu 00 Uhr UTC des 23. Novembers war der Luftdruck über Südskandinavien weiter zurückgegangen und nun unter 1030 hPa gesunken. Dagegen war das Zentrum von Hoch CONSTANTIN mittlerweile über Polen und Weißrussland zu verorten. Zusammen mit dem neu getauften Hochdruckgebiet DOMINIK bei Island verband nun eine sogenannte Hochdruckbrücke mit durchgängig über 1025 hPa Bulgarien mit Grönland. Im Tagesverlauf entfernten sich die Fronten eines Tiefdruckgebietes über Russland nach Osten, sodass sich das Hoch CONSTANTIN unter einer nordwestlichen Höhenströmung in den Bereich des nördlichen Schwarzen Meeres verlagern konnte. In seinem Einflussgebiet, nämlich ganz Osteuropa, war der Himmel größtenteils bedeckt, oft mit feuchtem Dunst oder sogar Nebel. Lediglich in der Ostukraine war aufgrund höhenkalter Luft die Luftfeuchtigkeit geringer und dadurch auch die Bewölkung deutlich aufgelockerter. Um 12 Uhr UTC betrug die relative Feuchte in Charkiw 53%, in Kiew 78% und in Czernowitz 100%. Dementsprechend war es in Charkiw freundlich, in Kiew dagegen bedeckt und über Czernowitz lag eine dicke Nebeldecke bei einer Sichtweite von ca. 400 m. Interessant ist in dieser Konstellation auch die Rolle der Karpaten, die einen Austausch von Luftmassen im Nordosten und Südwesten der Bergkette verhinderten. Dieser Effekt war in Rumänien besonders deutlich zu sehen, wo bei ansonsten ähnlichen Ausgangsbedingungen im Osten Frost mit einer Tageshöchsttemperatur von -6,0°C in Bârnova bei Iași und im Westen mildes Tauwetter mit maximal 10,7°C in Bozovici herrschte. Dieser Trend bestand zwar schon seit einigen Tagen, kam am 23. November jedoch am stärksten zum Vorschein. Selbst in Constanța am Schwarzen Meer, wo ein durchschnittlicher Novembertag Temperaturen von 11,3°C erreicht, erwärmte sich die Luft nicht über 0,2°C.

Nach schneller Verlagerung nach Südosten befand sich das Hochdruckgebiet CONSTANTIN am 24. November um 00 Uhr UTC zwischen dem Donaudelta und dem Kaspischem Meer. Der höchste Druck von 1031 hPa wurde in Tulcea am Donaudelta gemessen. Da das Hochzentrum nun über dem Schwarzen Meer lag, drehte die Windrichtung in Constanța am Mittag von Nord über Ost auf Süd. Mit der eingeflossenen Warmluft und knapp 4 Stunden Sonnenschein erhöhte sich die Temperatur dort auf bis zu 5,2°C. Auch die Nordküste der Türkei stand an diesem Tag unter zeitweiligem Hochdruckeinfluss mit über 7 Stunden Sonnenschein in Bartın. An den folgenden beiden Tagen war das Hochdruckgebiet CONSTANTIN zwar noch jeweils auf der Bodenwetterkarte der Berliner Wetterkarte verzeichnet, entfernte sich aber nördlich des Kaukasus unter Abschwächung weiter nach Zentralasien und war somit nicht mehr über Europa wetterwirksam.