Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
CORINA
(getauft
am 19.08.2019)
Die Vergabe von Namen an
Hoch- und Tiefdruckgebiete wird von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte
für Druckgebilde durchgeführt, die einen Einfluss auf die Großwetterlage über
Europa haben. Viele Hochdruckgebiete entstehen aus dem Azorenhoch, welches
eines der dynamischen Druckgebiete im europäischen Raum darstellt und
maßgeblich für das Wetter in Mitteleuropa ist, auch bekannt als entscheidender
Faktor für die Nordatlantische Oszillation.
Am 19.08. befand sich das
Zentrum eines ausgedehnten Hochdruckgebietes 800 km nördlich der Azoren.
Gleichzeitig lag die Antizyklone in dem südlichen Teil der abgeschwächten Westwinddrift,
welche in der 500-hPa-Karte ersichtlich ist. Deshalb wurde prognostiziert, dass
sich die Hochdruckzone nach Osten verlagern würde und somit wetterbestimmend
für Mitteleuropa werden sollte. Basierend auf dieser Annahme tauften die Meteorologen
der Berliner Wetterkarte die Antizyklone auf der Prognosekarte vom 19.08. auf
den Namen CORINA.
Am 20.08. war das Hoch CORINA
rund 1400 km südwestlich von Irland und 1200 km nordwestlich von der Iberischen
Halbinsel verortet. Der Druck im Zentrum betrug über 1025 hPa. Die Antizyklone CORINA
erstreckte sich 1000 Kilometer nach Norden bis zur Warmfront einer Zyklone, 1000
Kilometer nach Westen, 700 km nach Süden bis zu einem Frontensystem und im
Osten bis nach Westfrankreich. Im Tagesverlauf breitete sich der
Hochdruckeinfluss bis nach Ostfrankreich aus. Deshalb schien die Sonne in
Frankreich an fast allen Stationen im Westen und Norden im zweistelligen
Stundenbereich. In Paris und in Nantes gab es über 10 Sonnenstunden. Des
Weiteren stieg die Temperatur auf 27°C in Bergerac und 22,3°C in Paris an. In
der Nacht zum 21.08. war es besonders im Zentrum Frankreichs leicht bewölkt,
weshalb sich die Temperatur auf 5,9°C in Aurillac auf
640 Metern Höhe und 10,7°C im Umland von Paris abkühlte.
Am 21.08. entwickelte
sich ein zweites Hochdruckzentrum, sodass das Hochdruckgebiet CORINA in zwei
Zentren unterteilt wurde, welche mit römischen Zahlen identifiziert werden. Die
Zentren waren über eine sogenannte Hochdruckbrücke miteinander verbunden und
hatten jeweils einen Druck von über 1025 hPa. Der Einfluss der Antizyklone CORINA
griff auf Westdeutschland und die Alpen über, weshalb es in Deutschland
verbreitet heiter bis sonnig mit meist mindestens 10 Sonnenstunden war. Die Höchsttemperaturen
an der Mittelmeerküste Frankreichs erreichten vereinzelt über 30°C wie in Istres mit 30,1°C. In Deutschland war es etwas kühler,
sodass nur an wenigen Stationen ein Sommertag wie in Kaiserslautern mit 25,2°C
und am Rheingraben in Rheinau mit 25,0°C erreicht wurde. In der Nacht gab es
einige Orte, die sich aufgrund der starken Ausstrahlung bei leicht bewölktem
Himmel deutlich abkühlten. Auf dem Gilsberg in 340
Metern Höhe sank die Minimaltemperatur auf 4,7°C. Für die starke Ausstrahlung
spricht ebenfalls die geringe Sichtweite an einigen Stationen, welche durch
feuchten Dunst oder Nebel entstand. Auf dem Hohenpeißenberg
in Bayern wurde über einige Stunden Nebel gemeldet.
Am nächsten Tag verlagerte
sich der östliche Teil der Hochdruckbrücke bis nach Warschau, womit starker
Hochdruckeinfluss in Deutschland herrschte. Der Druck betrug weiterhin über
1025 hPa. In Berlin stiegen die Temperaturen am stark versiegelten
Alexanderplatz auf 27,5°C, und in Berlin-Dahlem auf 25,7°C. In der Nordhälfte
Deutschlands meldete ein Großteil aller Stationen einen Sommertag mit
mindestens 25°C bei strahlendem Sonnenschein und vielerorts 12 bis 13
Sonnenstunden. In der Nacht zeigte sich, welche Messstationen in versiegeltem
Terrain stehen und welche in der Natur verortet sind. Am Alexanderplatz gab es
lediglich eine Abkühlung auf 16,4°C. Nur einige Kilometer nordöstlich davon in
Berlin-Buch sank die Temperatur hingegen auf 11,6°C. In Gardelegen, in der Nähe
von Stendal, gab es sogar eine Minimumtemperatur von 7,1°C.
Am Freitag, dem 23.08., erstreckte
sich das Hochdruckgebiet CORINA von Ostdeutschland über Polen bis nach
Westrussland mit einem Druck von lokal 1030 hPa. Damit hatte sich der Druck im
Vergleich zum Vortag etwas verstärkt. An diesem Tag war es ebenfalls in Deutschland
und Polen sehr sonnig mit 13 Sonnenstunden. Dadurch konnte sich die Landmasse
weiter aufheizen, weshalb die Höchsttemperatur vereinzelt die 30°C-Marke
überschritt. In Bernburg an der Saale wurden 31,2°C registriert. In
Berlin-Dahlem zeigte das Thermometer ebenfalls spätsommerliche 28,1°C an.
An den nachfolgen Tagen
verhielt sich die Antizyklone CORINA nahezu stationär über Osteuropa und
verlagerte sich nur langsam weiter nach Polen. Durch die Rotationsrichtung
eines Hochdruckgebietes, mit dem Uhrzeigersinn, wurde warme und trockene Luft
nach Deutschland herangeführt, welche sich dank des weiterhin starken
Hochdruckeinflusses und der Sonneneinstrahlung aufheizen konnten. Dadurch gab
es in Norddeutschland vom 25.08. bis zum 28.08. eine anhaltende Hitzewelle mit
vielerorts 30°C. Beispielsweise in Berlin-Dahlem betrug die Höchsttemperatur
jeweils über 30°C. Der wärmste Tag war am 28.08. mit 32°C um 16 Uhr MESZ. In
Bad Kreuznach stieg die Temperatur an diesem Tag sogar auf 33,9°C an. Zudem
hatte das Hochdruckgebiet CORINA maßgeblichen Einfluss auf eine Konvergenzlinie
in den deutschen Mittelgebirgen, welche zahlreiche schwere Gewitter mit
Starkniederschlägen am 29.08. verursachte. In Rosenthal-Bielatal
im nördlichen Erzgebirge fielen 44,5 l/m² aufgrund der konvektiven Niederschläge.
Anschließend näherte sich
von Westen, im Tagesverlauf des 30.08., das nächste Hochdruckgebiet DORIS,
welches sich mit der Antizyklone CORINA verknüpfte. Deshalb wurde das
Hochdrucksystem CORINA am nächsten Tag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte
benannt.