Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet DALIAH

(getauft am 30.12.2011)

 

Hochdruckgebiete entstehen manchmal, wenn großräumig Luftmassen aus höheren Atmosphärenschichten absinken und den Luftdruck am Boden erhöhen. Aufgrund der globalen Zirkulation bilden sich regelmäßig Hochdruckgebiete zwischen den Tropen und den gemäßigten Breiten im sogenannten subtropischen Hochdruckgürtel aus. So entsteht auch das Azorenhoch über dem östlichen Atlantik. Als sich am 29.12. die Höhenströmung über Europa änderte, verlagerte sich ein Teil des Azorenhochs bis über die Iberische Halbinsel und bildete ein neues eigenständiges Hochdruckzentrum aus, dieses wurde am folgenden Tag auf den Namen DALIAH getauft.

Am Tag der Taufe besaß Hoch DALIAH mit über 1037 hPa auch den höchsten Kerndruck seiner gesamten Entwicklungsphase. Ursache hierfür war der bereits sehr hohe Kerndruck des Azorenhochs von über 1040 hPa. In Spanien und Portugal trugen die absinkenden Luftmassen von Hochdruckgebiet DALIAH zur Auflösung jeglicher Wolken bei, sodass der 30.12. nahezu überall bei strahlend blauem Himmel begann. Im sonnenscheinreichen Valencia lag die Höchsttemperatur dadurch bei 19°C.

Mit der ostwärts ziehenden Höhenströmung verlagerte sich auch das Zentrum von Hoch DALIAH weiter nach Mitteleuropa. Am 31.12. war es durch die Warmfront von Tief TILO vollständig vom Azorenhoch getrennt und lag mit einem Kerndruck von 1022 hPa über dem Alpenbogen. Allerdings war das Hoch DALIAH nur in den Bodenwetterkarten zu erkennen, in größerer Höhe befand sich ein ausgeprägtes Starkwindband, welches 5500 m über dem Boden mit bis zu 150 km/h von Norden gegen das Alpenmassiv wehte. Diese Luft musste über die Alpen strömen und es bildeten sich dabei ergiebige Niederschläge. In den Alpen fiel der Niederschlag dabei oberhalb von 800 m als Schnee, sodass auf der Zugspitze die Schneedecke von 205 cm auf 240 cm am 31.12.2011 und auf 275 cm am 01.01.2012 anwuchs. Im Gegensatz dazu blieb es durch das Hoch DALIAH weiter östlich hingegen trocken, der Hochdruckeinfluss war dort zwar noch recht schwach reichte aber dennoch vom Osten Österreichs bis zur Ostsee. Zwar gab es immer einen Wechsel von Sonnenschein und teils dichteren Wolkenfeldern, jedoch blieb es meist noch trocken. Da die Warmfront von Tief TILO weiter ostwärts voran zog, drängte diese auch Hoch DALIAH weiter nach Osten ab. In Berlin konnte das Hochdruckgebiet den Einfluss noch bis kurz nach Mitternacht halten. Bis dahin blieb es niederschlagsfrei und erst mit der starken Sichttrübung des Neujahrsfeuerwerks machte sich in Form von leichtem Sprühregen die nahende Front bemerkbar.

Am Morgen des Neujahrstags befand sich das Zentrum von Hoch DALIAH mit einem Druck von ca. 1020 hPa über Ungarn. Typisch für winterliche Hochdruckgebiete, sorgte es von der Balkanhalbinsel bis zum Baltikum nachts für Dunst und örtlich für teils dichten Nebel. In Warschau sank die Tiefsttemperatur so am nebligen Neujahrsmorgen auf unter -5°C.

Tief TILO befand sich weiterhin hartnäckig über Island und steuerte das Wettergeschehen in weiten Teilen Europas und damit auch die Höhenströmung. Diese verlagerte Hoch DALIAH bis zum 02.01. über die Balkanhalbinsel. Bei viel Sonnenschein am Tage erreichten die Höchsttemperaturen im Südosten Europas jedoch ganz unterschiedliche Werte. Während im kontinentaleren Sofia immerhin 3°C nach einer Tiefsttemperatur in der Nacht von -9°C erreicht wurden, stieg die Temperatur auf der vom Meer umgebenen Insel Rhodos auf 15°C.

Inzwischen war der Kerndruck von Hoch DALIAH wieder angestiegen, auf nun über 1029 hPa. Am darauf folgenden Tag wurden in Ankara sogar
ca. 1031 hPa gemessen. Hierhin hatte sich das Zentrum inzwischen verlagert. Hoch DALIAH brachte die kühle und trockene Festlandsluft, welche schon in Bulgarien für frostige Nächte gesorgt hatte, mit sich, sodass auch in Ankara die Tiefsttemperatur nachts unter sternenklarem Himmel bis auf -10°C fiel. Ähnlich gestaltete sich der Verlauf der Temperatur auch einen Tag später. Während am 04.01. in Ankara eine Höchsttemperatur von 4°C erreicht wurde, war es im Gegensatz dazu in Larnaca auf Zypern mit 18°C frühsommerlich warm.

Das Hochdruckgebiet DALIAH befand sich an diesem Tag mit dem Zentrum bereits über der östlichen Türkei und damit schon zur Hälfte nicht mehr im europäischen Ausschnitt der Wetterkarte. Mit der inzwischen zwar schwächer gewordenen, aber weiterhin herrschenden Westwindströmung verlagerte sich Hoch DALIAH immer weiter ostwärts. Es zog somit unaufhaltsam aus dem Analysebereich der europäischen Wetterkarten heraus und erschien damit am 04.01.2012 das letzte Mal auf der Berliner Wetterkarte.

 


Geschrieben am 09.03.2012 von Thomas Schubert

Berliner Wetterkarte: 02.01.2012

Pate: Daliah Stwolinski