Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet DIETLINDE

(getauft am 13.07.2015)

 

Bereits zu Beginn der zweiten Julidekade 2015 begann sich ein Teil des Azorenhochs in Richtung Südwesteuropa auszudehnen. Dabei baute sich in diesem Bereich in einer Höhe von 5,5 km ein schwacher Warmluftvorstoß nach Norden auf, welcher diesen Teil des Azorenhochs steuerte und in seiner Entwicklung stärkte. Im Laufe des 13.07. bildete sich ein eigenständiges Hochdruckzentrum über der Biskaya aus, welches sich in der Folge komplett vom Azorenhoch abspalten und Einfluss auf Mitteleuropa nehmen sollte. Aus diesem Grund wurde diese Antizyklone in der Prognose für den Folgetag auf den Namen DIETLINDE getauft.

Das Hoch DIETLINDE befand sich am 14.07. um 02 Uhr MESZ mit seinem Zentrum und einem Druck von ca. 1024 hPa etwa 200 km westlich von Bordeaux über der Biskaya. Der Einfluss erstreckte sich hauptsächlich über Frankreich und Spanien, wobei die in diesem Bereich an den vorangegangen Tagen vorherrschende Hitze weiter anhielt. In den Süden der Iberischen Halbinsel flossen weiterhin mitunter trockene tropische Luftmassen ein, wodurch Höchsttemperaturen von beispielsweise sehr heißen 38,4°C im portugiesischen Castelo Branco und 41,4°C im südlich von Madrid gelegenen Toledo gemessen werden konnten. Ähnlich hohe Werte wurden vor allem aus dem Süden Spaniens gemeldet, wie aus Sevilla mit 40,7°C oder aus Córdoba mit 40,8°C. Auf der Nordseite der Antizyklone DIETLINDE strömte hingegen feuchte Subtropikluft ein. Dadurch konnten in Frankreich neben Sonnenscheindauern von teilweise bis über 14 Stunden, die aufgrund der in Hochdruckgebieten üblichen absinkenden Luftmassen und der daraus folgenden Wolkenauflösung zu Stande kamen, auch Tageshöchsttemperaturen von 34,0°C in Montpellier, 34,9°C in Marseille und 37,0°C in Nimes verzeichnet werden. Im Laufe des Tages breiteten sich die subtropischen Luftmassen auch über der Schweiz sowie den Benelux-Staaten aus und verdrängten somit die tags zuvor noch vorherrschende Subpolarluft. Zwar stiegen die Maxima dort nicht auf ein ähnliches Niveau wie im Südwesten Europas, so erhöhte sie sich jedoch im Vergleich zum Vortag um einige Grad. Die Höchstwerte betrugen dabei 22,7°C in Buzenol in Belgien, 22,9°C in Luxemburg und 23,1°C in Twente. In der Schweiz wurden hingegen deutlich höhere Werte registriert. Hier wurden fast überall 10 bis 14 Stunden Sonnenschein sowie Temperaturen von bis zu 33,7°C gemessen, wie sie von der Station Locarno-Monti gemeldet wurden. Der Einfluss des Hochs DIETLINDE reichte auch noch bis über den äußersten Südwesten Deutschlands. Dort schien die Sonne meist 6 bis 10 Stunden lang und die Temperatur stieg dementsprechend in Rheinstetten auf 29,0°C, in Freiburg sowie in Lahr auf jeweils 29,4°C und in Konstanz, wo sogar 12,5 Sonnenstunden erreicht wurden, auf 29,6°C.

Mit der Verlagerung des Warmluftvorstoßes in der Höhe nach Osten, zog auch das Hoch DIETLINDE im Bodenniveau unter leichter Abschwächung weiter Richtung Mitteleuropa. Um 02 Uhr MESZ des 15.07. wurde es schließlich mit Zentrum über dem Grenzbereich zwischen Baden-Württemberg und Frankreich analysiert, wobei es sich im Laufe des Tages der Höhenströmung folgend über die Südhälfte Deutschlands hinweg in Richtung Südosteuropa verlagerte. In Südspanien hielt die Zufuhr tropischer Luftmassen an, wodurch auch an diesem Tag Höchstwerte von über 40°C verzeichnet wurden, wie in Cordoba und Sevilla mit je 42,9°C und in Morón de la Frontera mit 42,3°C. Auch in Frankreich blieben die Temperaturen auf dem Niveau des Vortages. So konnten Maxima von 36,5°C aus Avignon und 37,0°C aus Carpentras gemeldet werden. Das Hoch DIETLINDE hatte derweil nur auf den Süden Deutschlands Einfluss, da die Nordhälfte von den Ausläufern des Tiefs WALDEMAR mit Kern nahe den Britischen Inseln erfasst wurde. Somit blieb es im Norden meist bei Sonnescheindauern von 1 bis 7 Stunden und Temperaturen zwischen 21 und 24°C, während im Süden 26 bis 31°C sowie 7 bis 14 Stunden Sonnenschein registriert werden konnten. Am wärmsten wurde es hierbei in Konstanz mit 31,3°C und in Freiburg mit 31,5°C. Andere nennenswerte Tageshöchsttemperaturen wurden indes mit 33,1°C in Dellach im Drautal, mit 34,0°C im slowenischen Nova Gorica, mit 34,2°C in Sion und mit 35,8°C im norditalienischen Brescia gemessen.

In der Nacht zum Folgetag befand sich die Antizyklone DIETLINDE als Zusammenschluss mehrerer kleiner Hochdruckzentren über der östlichen Alpenregion und Südosteuropa. Der zentrumsnahe Druck verblieb weiterhin bei ca. 1020 hPa. Im 850 hPa-Niveau, d.h. in einer Höhe von rund 1,5 km, dehnte sich der Hochdruckeinfluss von Süddeutschland bis nach Sizilien und vom Westen Rumäniens bis zu den Pyrenäen aus. In diesem Bereich wurden bei meist zweistelligen Sonnenscheindauern Temperaturhöchstwerte von beispielsweise 35,1°C in Freiburg, 37,5°C an der Station Genf-Cointrin, 39,0°C in Shkodra in Albanien, 39,1°C im bosnischen Mostar und 41,4°C im französischen Brive gemessen. Auch abseits dieser absoluten Maxima wurden verbreitet Temperaturen von deutlich über 30°C verzeichnet.

Im weiteren Verlauf verlagerte sich das Hoch DIETLINDE nur wenig nach Südosten und konnte am 17.07. um 02 Uhr MESZ mit jeweils einem Hochdruckzentrum über den Karpaten und dem Grenzbereich zwischen Griechenland und Bulgarien analysiert werden. Beide Zentren wiesen zu diesem Zeitpunkt einen Druck von rund 1020 hPa auf. Im 850 hPa-Niveau breitete sich das Einflussgebiet noch weiter aus und reichte nun über ganz Südeuropa sowie den Süden Deutschlands und der Alpenregion. Über Spanien, Frankreich und Italien floss weiterhin, über Italien nun verstärkt, trockene Tropikluft ein, die nochmals für Temperaturwerte an bzw. über die 40°C-Marke sorgten. So wurden an diesem Tag 39,8°C im italienischen Grazzanise, 41,0°C in Sevilla und 41,4°C in Córdoba gemessen. In Frankreich wurde der Hochdruckeinfluss durch ein flaches, kleinräumiges Tief im Bodenniveau gedämpft, welches sich im Warmsektor, also dem Bereich zwischen Warm- und Kaltfront, des Wirbels XAVER befand. Dadurch konnten dort nur maximal 38,1°C an der Station St. Etienne Boutheon erreicht werden. Ansonsten strömten meist bereits gealterte subtropische Luftmassen in das Einflussgebiet ein. Weitere nennenswerte Höchstwerte wurden im österreichischen Seibersdorf mit 37,6°C, in Shkodra mit 39,0°C, in Podgorica in Montenegro mit 39,5°C und in Mostar mit 40,4°C verzeichnet.

Am 18.07. positionierte sich das Hoch DIETLINDE um 02 Uhr MESZ mit einem sich weiter abschwächenden Zentrumsdruck von etwa 1018 hPa über dem Grenzbereich zwischen Griechenland, Bulgarien und der Türkei. Nochmals blieb es im Süden Europas sonnig und heiß, wobei nun keine Maxima mehr von über 40°C registriert werden konnten. Im Bereich des Zentrums der Antizyklone DIETLINDE wurden nochmals 35,8°C im türkischen Edirne, 36,7°C im griechischen Serrai, 37,0°C im bulgarischen Sandanski, 37,6°C in Demir Kapija in Mazedonien und 38,1°C im rumänischen Rimnicu Vilcea als Tageshöchstwerte gemessen.

In den folgenden Stunden verringerten sich die Druckunterschiede im Bereich des Hochs DIETLINDE derart, dass es sich bis zum Morgen komplett auflöste und am Folgetag nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert bzw. namentlich verzeichnet werden konnte.

 

 

Geschrieben am 27.08.2015 von Sebastian Wölk

Berliner Wetterkarte: 15.07.2015

Pate: Dietlinde Thiel