Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
DIETMAR
(getauft am
19.08.2014)
Auf der Südwestseite eines kräftigen
skandinavischen Tiefdruckkomplexes sollte am Rande eines nordatlantischen
Hochdruckgebiets ein Hochdruckgebiet entstehen, das in der Prognose für den Folgetag
auf den Namen DIETMAR getauft wurde.
Das Hoch DIETMAR befand sich am 20.08. um
02 Uhr MESZ mit einem Kerndruck von ca. 1018 hPa über dem Nordosten
Frankreichs. Die auf der Rückseite des über Skandinavien
liegenden Tiefs WILMA eingeflossene maritime Arktikluft war insbesondere
in der Höhe sehr kalt. Temperaturen von nur etwa 2°C in einer Höhe von ca. 1500
m über dem Erdboden sind im August in Mitteleuropa selten. Dementsprechend
fielen die Tiefstwerte in einer teilweise klaren windruhigen Nacht kalt aus. Im
belgischen Elsenborn nahe der deutschen Grenze wurden
nur 0,8°C als Temperaturminimum gemessen. In 5 cm über dem Erdboden wurde im
englischen Pershore mit -2°C sogar Bodenfrost
registriert. Die Höchsttemperaturen fielen der Luftmasse entsprechend ähnlich
gering aus. Im Süden Englands sowie im Norden Frankreichs wurden verbreitet
Temperaturmaxima von unter 20°C beobachtet. So z.B. im englischen Birmingham
oder im französischen Cherbourg mit nur 16°C. Im Tagesverlauf dehnte sich die
Hochdruckzone DIETMAR weiter ostwärts aus. Die Sonne schien in ihrem
Einflussbereich auch im Westen Deutschlands verbreitet 6 bis 10 Stunden lang,
wie z.B. in Düsseldorf und Offenbach mit 10,3 bzw. 9,6 Stunden. In England und
Frankreich wurden teilweise bis zu 12 Stunden Sonnenschein gemessen, wie
beispielsweise im englischen Yeovilton.
Die Antizyklone DIETMAR lag mit ihrem
Zentrum am 21.08. um 02 Uhr MESZ nach weiterer ostwärts gerichteter Verlagerung
nahe der polnisch-tschechischen Grenze, wobei der maximale Druck konstant blieb.
Aus dem englischen Pershore wurden erneut -2°C als
Tiefsttemperatur über dem Erdboden gemeldet. Auch in Bournemouth, welches
direkt am warmen Meerwasser des Ärmelkanal liegt,
wurden noch -1°C gemessen. In Deutschland wurden die niedrigsten Temperaturen
in Thüringen und Sachsen-Anhalt beobachtet, Schmücke meldete in 5 cm über dem
Erdboden 2°C, in Halle sanken die Temperaturwerte auf 3°C. Auch im
nordostpolnischen Suwalki wurden mit 2°C ähnliche
Temperaturen registriert. Das Hoch DIETMAR wurde in einer Höhe von 5,5 km nur
leicht von einem Keil, einem Warmluftvorstoß aus Süden, gestützt. Aufgrund des
ausgeprägten Troges, einem Kaltluftvorstoß aus Norden, fehlte die entsprechende
Unterstützung in der Höhe, um sich zu etablieren, wodurch sich das Hoch DIETMAR
am Boden rasch verlagerte. Von Westen näherten sich die Tiefausläufer des
Wirbels XIOMARA, sodass die Sonnenstunden in Großbritannien deutlich
zurückgingen, größtenteils wurden nur 1 bis 4 Stunden gemessen, nur noch ganz
im Südosten schien sie bis zu 8 Stunden lang. In Südfrankreich, in der Schweiz
und im Süden Deutschlands wurden dagegen bis zu 13 Sonnenstunden registriert,
so z.B. in Amberieu in Frankreich mit 13 Stunden oder
Geislingen in Baden-Württemberg mit 12 Stunden. Dies führte zu einer Erwärmung
der nun zu Polarluft gealterten Luftmasse. Im brandenburgischen Kirchhain stieg
die Höchsttemperatur von 19°C am Vortag auf 21°C an, ebenso im polnischen Leszno.
Das Hochdruckgebiet DIETMAR befand sich am
22.08. um 02 Uhr MESZ mit seinem Zentrum über dem Südosten Polens und wies
einen Zentrumsdruck von etwa 1020 hPa auf. Im Bereich der Hohen Tatra fielen
die Höchstwerte erneut sehr gering aus. In 2 m über dem Erdboden wurden 2°C
gemessen, wie etwa im slowakischen Poprad. An der tschechischen Seite der
Schneekoppe wurden in Pec in Bodennähe sogar 0°C
beobachtet. Während von Westen der Wirbel XIOMARA Deutschland beeinflusste und
somit nur noch vereinzelt über 8 Stunden Sonne zuließ, wie im brandenburgischen
Lindenberg mit 10 Stunden, schien die Sonne verbreitet von Litauen bis nach
Griechenland lang anhaltend. Oftmals wurden über 10 Sonnenstunden registriert,
so z.B. im ungarischen Debrecen oder auf dem
bulgarischen Mussala in knapp 2900 m mit 13 Stunden.
Die Polarluft erwärmte sich unter Hochdruckeinfluss weiter, wodurch sich die
Höchsttemperatur beispielsweise in Breslau um 4 Grad auf 24°C oder in Rzeszow-Jasionka sogar um 7 Grad auf 21°C erhöhte. Die
Grenze zur wärmeren Luft im Osten der Ukraine verlagerte sich weiter nach
Osten, wodurch es neben Gewittern auch zu einer starken Temperaturabkühlung
kam. In Myronivka nahe Kiew sank das Maximum von 32°C
am Vortag auf 18°C.
Die Antizyklone DIETMAR war am 23.08. um 02
Uhr MESZ über der südwestlichen Ukraine vorzufinden. Der Kerndruck betrug ca.
1020 hPa. Der Einfluss reichte von der gesamten Balkanregion bis nach Moskau.
In der Höhe von 5,5 km war das Hoch weiterhin nur gering ausgeprägt. Das Gebiet
geringer Tiefsttemperaturen verlagerte sich damit auch weiter ostwärts, da von
Westen Tiefdruckgebiete nachfolgten. Das an der russisch-weißrussischen Grenze
gelegene Velizh meldete am Morgen einen Tiefstwert
von nur 2°C. In der westlichen Ukraine traten verbreitet Temperaturminima von
6°C bis 9°C auf, wie z.B. in Chernihiv. Am Tage
stiegen die Höchstwerte in der Ukraine im Vergleich zum Vortag verbreitet um 3
bis 5 Grad an. Shepetivka meldete ein Maximum von
24°C, was 5 Grad mehr darstellt, als am Vortag gemessen wurde. Dieser Ort
verpasste damit knapp einen Sommertag, wofür eine Höchsttemperatur von
mindestens 25°C erforderlich ist. Das auf der Krim gelegene Simferopol
konnte diesen jedoch mit 28°C vermelden, ebenfalls die moldawische Hauptstadt Chisinau mit 26°C. Der Tag verlief in weiten Teilen
Osteuropas sehr sonnig. Auch in den angrenzenden Ländern von Russland und der
Ukraine kam es zu vielen Sonnenstunden. Das nordostrumänische Botosani meldete
12 Stunden Sonne, ebenso das südostpolnische Sandomierz.
Im Norden der Türkei wurden in Zonguldak ebenfalls 12
Stunden Sonnenschein registriert.
Das Hochdruckgebiet DIETMAR verlagerte sich
bis zum Folgetag um 02 Uhr MESZ weiter in nordöstliche Richtung. Das Zentrum
wurde mit weiterhin ca. 1020 hPa südlich von Moskau analysiert. Durch die
Erwärmung der polaren Luftmasse fielen die nächtlichen Tiefstwerte verbreitet
nicht mehr so kalt aus. Im westrussischen Wjasma
wurden jedoch 4°C gemessen, während im wenige Hundert Kilometer östlich
gelegenen Moskau die Temperatur nicht unter 11°C sank. Die Hauptursache ist die
städtische Wärme, die v.a. in Häuserwänden und
Straßen gespeichert und im Laufe der Nacht wieder abgegeben wird. Somit werden
in der Stadt meist höhere Tiefstwerte gemessen als auf freien Landflächen.
Während in der westlichen Ukraine Wolken aufzogen und eine andere Luftmasse
einfloss, verlief die Nacht in der Ostukraine noch weitgehend gering bewölkt.
Dies ist auch an den Tiefstwerten erkennbar, die in der Westukraine teilweise
nicht unter 15°C sanken, wie z.B. in Lemberg. Zum gleichen Zeitpunkt
registrierte die ostukrainische Station Sumy nur 8°C.
Nur wenige Kilometer jenseits der ukrainischen Grenze wurden in Trubcevsk in Russland nur 5°C gemessen. Die Luftmasse war
ebenfalls sehr trocken, so wurde im russischen Voronezh
Airport bei einer sommerlichen Höchsttemperatur von 25°C ein Taupunkt von nur
3°C registriert. Dieser ist ein Feuchtemaß, welcher
jene Temperatur beschreibt, die ein Luftpaket haben muss, um gesättigt zu sein,
d.h. eine Feuchtigkeit von 100% zu besitzen. Außerdem erhöhte sich das Maximum
dort um 4 Grad verglichen mit dem vorangegangenen Tag. Im ukrainischen Charkiw
wurde mit 26°C ein Sommertag erreicht, ebenso im russischen Bogoroditskoje-Fenino
mit 25°C. In einigen Regionen Westrusslands und der östlichen Ukraine war der
Tag von viel Sonnenschein geprägt, das russische Rostov
meldete am Mittag um 13:30 Uhr Ortszeit nur leicht bewölkten Himmel.
Die Antizyklone DIETMAR verlagerte sich in
der Folge unter vorübergehender Verstärkung weiter nach Nordosten, wo es
allerdings jeglichen Einfluss auf das europäische Wettergeschehen verlor und
nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte erschien.
Geschrieben am 27.09.2014 von Dustin
Böttcher
Berliner Wetterkarte: 21.08.2014
Pate: Dietmar Hiller