Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet DORIS

(getauft am 10.02.2013)

 

Ende der zweiten Februardekade bildete sich über dem Norwegischen Meer in einer Höhe von etwa 5,5 km ein Hochdruckgebiet aus. In der Folge entstand am 10.02. über Nordschweden knapp nördlich des Polarkreises ein zugehöriges Hochdruckgebiet am Boden, welches noch am selben Tag auf den Namen DORIS getauft wurde. Das Hoch besaß am Tauftag um 01 Uhr MEZ einen Druck im Zentrum von 1033 hPa. Dabei kühlten die schneebedeckten Regionen Skandinaviens bei zum Teil klarem Himmel durch Hochdruckeinfluss stark aus, sodass Temperaturen bis -27°C gemeldet wurden. An anderen Stationen wurde ein Tageshöchstwert von -15°C, wie an der Station Rovaniemi in Nordfinnland am Polarkreis, nicht überschritten.

In der Folge zog das Hochdruckgebiet DORIS weiter nach Nordwesten und lag in der Nacht etwa 500 km östlich der norwegischen Insel Jan Mayen. Die Einflusszone reichte von Grönland über den Nordosten Islands und den Norden Skandinaviens hinweg bis zur Barentssee. Die absinkenden Luftbewegungen innerhalb einer Antizyklone führten weiterhin zu leicht bewölktem Himmel, was die bodennahen Luftschichten weiterhin stark auskühlen ließ und Tiefsttemperaturen bis -25°C hervorrief. Dieser Prozess tritt vor allem bei kontinentalen Landflächen auf.

In einem für Meteorologen relevanten Druckniveau von 500 hPa, was etwa 5,5 km Höhe entspricht, war das Hoch ebenfalls stark ausgeprägt. Bis zum 12.02. hatte sich Hoch DORIS mit etwa 1031 hPa wieder über Nordnorwegen und Nordschweden verlagert. Die Nacht fiel mit minimalen Temperaturwerten bis -20°C in Rovaniemi und -17°C in Haparanda am Nordende des Bottnischen Meerbusens der Ostsee, ähnlich kalt aus wie die Tage zuvor. Auch am Tage erwärmte sich die Luft teils nur auf -12°C. In der Folgenacht wurde die Antizyklone DORIS etwas weiter östlich mit 1039 hPa analysiert. Ihr Einflussbereich hatte sich leicht vergrößert und reichte nun von Jan Mayen bis zum Weißen Meer, und in Nord-Süd-Richtung von Südnorwegen bis zur Barentssee. Dabei waren die Bedeckungsverhältnisse auch regional sehr unterschiedlich. Während es in Lappland aufgrund der Ostverlagerung des Hochs DORIS in Verbindung mit den letzten Frontenresten des Tiefs QUINTEN wieder etwas geschneit hatte, gab es ansonsten wenig Niederschlag. Winterliche Hochdrucklagen bringen nicht zwangsweise Sonnenschein, sondern können auch für hochnebelartige, tief hängende Wolken verantwortlich sein. Diese entstehen in Folge der starken Auskühlung in den langen Nächten des Winters. Die darüber liegende Luftschicht ist meist wärmer als die stark ausgekühlte Bodenschicht, weshalb sich an der Grenzfläche Hochnebel ausbildet. In der Regel ist diese Wetterlage mit geringem Luftaustausch verbunden, weil die warme Luft eine Barriere bildet, durch die ein Luftaustausch blockiert wird. Solche Verhältnisse werden auch Inversionswetterlagen genannt. Diese verhinderte in den skandinavischen und nordrussischen Regionen wiederum eine starke nächtliche Auskühlung, was teils nur Temperaturwerte um -2°C zur Folge hatte, während es in wolkenfreien Gebieten bis -19°C abkühlte. Unter dem Hochnebel hatte die ohnehin schon tief stehende Sonne wenig Chancen den Erdboden zu erwärmen, was zu geringen Unterschieden von teilweise nur 1 Grad zwischen Höchst- und Tiefsttemperatur führte, wie z.B. in Archangelsk in Russland am Ufer des Weißen Meeres.

Am 14.02. um 01 Uhr MEZ lag Hochdruckgebiet DORIS über dem Nordwesten Russlands und war mit einem großen Zentrum, in dem ein Druck von knapp über 1040 hPa herrschte, sehr stark ausgeprägt. Während es auf der Südseite des Hochs mit östlichen Windrichtungen meist wolkenlos blieb, dominierten nördlich des Zentrums, durch ein über dem Uralgebirge gelegenes Tief, höhere Bedeckungsgrade. Im Westen herrschten ebenfalls Wolken vor, sodass es mit teils nur -2°C wie in St. Petersburg vergleichsweise mild blieb. Im Gegensatz dazu wurden südlich von Perm schon um 01 Uhr MEZ -22°C gemessen.

Die Antizyklone DORIS verlagerte sich weiter nach Südosten an den östlichen Analysebereich der Berliner Wetterkarte auf etwa 50 Grad nördlicher Breite. Einige Tiefdruckausläufer sorgten im Norden Russlands für ein paar leichte Schneefälle bei teilweise strengem Frost unter -10°C.  In Zentrumsnähe jedoch war der Himmel oftmals wolkenlos, was nachts aber zu sehr kalten Temperaturen und Dunst oder Nebel führte. Oftmals meldeten die dortigen Stationen teils auch Nebelfrostablagerungen, also Raureif. Weiterhin wurden Temperaturen von -22°C gemessen, in den hochnebelartig bedeckten Gebieten machte sich dagegen der isolierende Effekt der Wolken bemerkbar, sodass die Temperaturen zum Teil nur auf -6°C zurück gingen. Weiter westlich in Moskau wurde ein Minimum von -10°C erreicht, das Maximum lag bei -2°C.

Im Tagesverlauf hatte sich das Hoch DORIS in zwei Zentren geteilt, was durch ein Höhentief, also einen Kaltluftvorstoß nach Süden in 500 hPa, hervorgerufen wurde. Am 16.02. wurde das Hoch DORIS I mit etwa 1039 hPa etwa über dem Gebiet des Vortages analysiert, das Hoch DORIS II lag weiter westlich mit Zentrum über dem Finnischen Meerbusen. Die Antizyklone DORIS I brachte Temperaturen bis -25°C und teilweise klaren Himmel, wobei dieser zweitweise mit Dunst einherging. Im Bereich von Hoch DORIS II gab es deutlich mildere Temperaturen, was vorwiegend durch den hohen Bedeckungsgrad zustande kam. Riga in Lettland konnte nur -3°C als Minimum vermelden und Wilna in Litauen immerhin -5°C, wobei die Temperatur tagsüber aber auch nicht weiter anstieg. Helsinki meldete -2°C im leichten Frostbereich als Maximum.

Innerhalb der nächsten 24 Stunden bis zum 17.02. um 01 Uhr MEZ schwächte sich Hoch DORIS I leicht ab und die Antizyklone DORIS II verlagerte sich nach Lettland. An diesem Tag hatten die Hochdruckgebiete DORIS I und DORIS II zusammen ihr größte Ausdehnung erreicht. In West-Ost-Richtung reichte dies von der deutsch-polnischen Grenze bis einige Hundert Kilometer über das Uralgebirge hinaus. Die Nord-Süd-Ausdehnung war hingegen etwas schmaler und erstreckte sich von den Karpaten bis  zum Weißen Meer. In russischen Regionen wurden nachts Temperaturen bis -23°C registriert, während im baltischen Teil unter dem Hochnebel nur mäßiger Frost, wie z.B. -8°C in Minsk in Weißrussland gemessen wurde. Dazu fielen einzelne Schneeflocken bzw. trat in Richtung Tschechien, wo es nur Temperaturen um 0°C gab, teils auch Sprühregen auf. Bei Windstille wurden in Warschau -3°C als höchste Temperatur gemessen und in Breslau war es sogar +1°C. Im südlichen Einflussgebiet sorgte Tiefdruckeinfluss zusätzlich für Niederschläge in fester und flüssiger Form von Österreich über Süddeutschland bis nach Tschechien und die Slowakei.

Am 18.02. konnte nur noch ein Hochdruckzentrum analysiert werden. Nachdem die Antizyklone DORIS I aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte gezogen war, lag Hoch DORIS mit einem Druck im Zentrum von 1026 hPa über Polen. Tiefe hochnebelartige Wolken verhinderten eine niedrige Minimaltemperatur, Leba im Norden Polens meldete beispielsweise -2°C. In Norddeutschland wurden nachts zum Teil auch positive Temperaturen registriert. Die Tageshöchsttemperaturen lagen vielerorts um die 0°C.

In der Höhe schwächte sich die Zone hohen Drucks weiter ab. Am 19.02. lag die Antizyklone DORIS mit nur noch etwa 1021 hPa über Rumänien. Gleichzeitig war es durch eine Hochdruckbrücke mit dem Hoch ELKE über Großbritannien verbunden. Auflockernde Bewölkung ließen in Bukarest noch Tiefsttemperaturen bis -5°C zu. In Sotschi am Schwarzen Meer wurden es minimal 3°C. Tagsüber erwärmte es sich in der Region auf bis zu 9°C. Im Tagesverlauf hatte sich Hoch DORIS schließlich soweit abgeschwächt, dass es am folgenden Tag nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 


Geschrieben von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 18.02.2013

Pate: Doris Först