Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
DRAGICA
(getauft am
15.01.2021)
Ein
neues Hoch konnte sich am 15.01.2021 über dem Nordatlantik bilden, als es auf
der Rückseite des Sturmwirbels FLAVIU zu einem Luftdruckanstieg kam. Diesen
Vorgang beobachtet man häufig in der Meteorologie: auf der Rückseite von
Tiefdrucksystemen kommt es mit Einfließen kalter Luft zur Stabilisierung und
Absinken der Luftmassen, wodurch in der Folge am Boden eine Zone mit erhöhtem
Luftdruck entsteht. Mit weiterer Verlagerung dieser Zone in Richtung Osten
prognostizierten die Meteorologen der Berliner Wetterkarte (BWK), dass die
Hochdruckzone alsbald Einfluss auf das Wettergeschehen Europas nehmen würde.
Aus diesem Grund wurde das Hoch noch am selben Tag in der Prognose für den
16.01. auf den Namen DRAGICA getauft.
Am
Tag nach der Taufe hatte sich Hoch DRAGICA weiter nach Osten verlagert, bildete
seine eigene Zirkulation und wurde erstmals namentlich auf der Bodenwetterkarte
der BWK erwähnt. Es befand sich nun etwa 2000 km vor der französischen
Atlantikküste mit einem Kerndruck von circa 1025 hPa und war noch nicht
wetterwirksam für Europa. DRAGICA bildete den Gegenpol zu den umliegenden Tiefdruckgebieten,
Tief GORAN, Tief FLAVIU und Tief ERHAN und umfasste etwa 1000 km Durchmesser.
Am
17.01. um 01 Uhr MEZ befand sich das Zentrum von Hoch DRAGICA, laut Bodenwetterkarte,
weniger als 1000 km vor der französischen Atlantikküste, wobei sich der
Kerndruck zum Vortag auf 1030 hPa erhöhte. Im Laufe des Tages erreichte das
Einflussgebiet DRAGICAs den äußersten Westen Europas und sorgte nach Tagen für
ein kurzes Aufreißen der Wolkendecke, zum Beispiel im irischen Cork. Auch über
dem europäischen Festland sorgte es vor allem im Nordwesten Frankreichs für
eine Abnahme des Bedeckungsgrad und einer Sonnenscheindauer von 5 Stunden,
beispielsweise in Brest in der Bretagne sowie 7 Stunden in Lorient und dem 300
km südlicheren La Rochelle. Unter Hochdruckeinfluss versteht man allgemein Gebiete
mit einem Luftdruck über dem Normaldruck, welcher 1013,25 hPa beträgt. Der hohe
Luftdruck sorgt dabei für das Absinken von Luftmassen, welche sich anschließend
adiabatisch erwärmen, so dass keine Kondensation und somit auch keine
Wolkenbildung stattfinden können. Diese Auflösung der Wolken und der
Sonnenschein wurden von für die Jahreszeit angenehmen Höchsttemperaturen von
8°C in und um Paris bis 12°C in Biscarrosse am
Atlantik begleitet.
Ohne
eine isolierende Wolkendecke oder wärmespeicherndes Meer sinken die
Temperaturen schnell unter den Gefrierpunkt, wie zum Beispiel in der Nacht zum
18.01. in Nantes mit -1°C Tiefsttemperatur. In dieser Nacht befand sich das
Zentrum von Hoch DRAGICA um 01 Uhr MEZ über der Biskaya mit einem Kerndruck von
1030 hPa. Sein Einflussgebiet umfasste den gesamten Süden Frankreichs und reichte
vom westlichen Alpenraum bis zu den zuvor wolkenbedeckten Pyrenäen, wo die
Sonnenscheindauer vielerorts von 0 Stunden am Vortag auf beispielsweise 8
Stunden in Toulouse und Marseille und sogar 9 Stunden in Montpellier anstieg,
wo DRAGICA mit 14°C zum Sonnenuntergang im Hochwinter für einen überaus milden
Tag sorgte. Währenddessen sanken die Temperaturen in der darauffolgenden Nacht
erneut stark ab, was vor allem im französischen Inland und im Alpenraum für
frostige Temperaturen sorgte mit bis zu -5°C im 200 km nördlich von Montpellier
gelegenen Le Puy.
Am
19.01. dehnte die Antizyklone rasch ihren Einfluss in die südliche Mittelmeerregion
sowie bis zur Balkanhalbinsel aus, während über der Biskaya, Frankreich und den Britischen Inseln
die Ausläufer eines nachfolgenden Atlantiktiefs namens GORAN dem Hochdruckeinfluss
ein Ende bereiteten. In den langen kalten und wolkenfreien Winternächten kann es
durch Auskühlung der bodennahen Luftschichten zur Nebelbildung kommen. So erstreckte
sich am Morgen des 19.01. ein Nebelfeld über die gesamte Po-Ebene von Mailand
bis nach Bologna, was im Winter in dieser Region häufig vorkommt. Durch die
geringe Strahlungswärme der Sonne und ohne nennenswerte Windbewegung konnte der
Nebel auch tagsüber nicht aufgelöst werden und so kam es, dass das Thermometer
an diesem Tag in Bologna nicht einmal über den Gefrierpunkt hinausstieg,
während es in Rom mit ganzen 10 Stunden Sonnenschein bis zu 14°C warm wurde.
In
der Nacht zum 20.01. verlagerte sich das Zentrum von Hoch DRAGICA mit einem
Kerndruck von 1025 hPa nach Südosten und lag nun über dem Norden Griechenlands,
wo es vor allem in der Ägäis für einen heiteren Tag sorgte. Schon am Vortag
hatte es dort sonniges Wetter gegeben, was sich mit Hoch DRAGICA nun
fortsetzte. So kamen beispielsweise 9 Stunden Sonnenschein in Athen und
Thessaloniki in Griechenland und dem Badeort Izmir in der Türkei zusammen, wo
das Thermometer morgens um 07 Uhr MEZ noch -4°C anzeigte, im Tagesverlauf auf
9°C anstieg und am Abend genauso schnell wieder unter 0°C fiel. Der
Einflussbereich DRAGICAS reichte nach wie vor bis in den Süden Deutschlands, wo
es für Sonnenschein sorgte. So konnten beispielsweise in München über 6 Stunden
Sonnenschein verzeichnet werden, während es durch die Warmluftadvektion im
Norden gebietsweise zu leichten Regenfällen kam. Ohne Wolkendecke kam es auch
in Süddeutschland zu mäßigem Frost wie zum Beispiel in Straubing bei München
mit -7,4°C oder in Augsburg mit -5,5°C.
Am
21.01. befand sich das Zentrum von Hoch DRAGICA über der Mitte der Türkei mit
einem wieder angestiegenen Kerndruck von 1035 hPa. Im türkischen Inland waren
zum ersten Mal in dieser Woche positive Höchstwerte zu verzeichnen. So stieg
die gemessene Tageshöchsttemperatur in Ankara von -2°C auf +2°C, jedoch bei
lediglich 2 Stunden Sonnenschein. Generell sorgte DRAGICA jedoch weiterhin für
frostige Temperaturen, vor allem an den Küsten entfernteren Orten. Diese sind
kontinentalgelegen, was zur Folge hat, dass sie schneller auskühlen, da das
Meer mit seiner viermal größeren Wärmespeicherkapazität als Dämpfer für
schnelle Temperaturwechsel wirkt. Klimazonen, die weniger zu Extremen neigen
aufgrund der dämpfenden Wirkung von Wasser, nennt man hingegen maritim. Wie zum
Beispiel auf der griechischen Seite der Insel Zypern, wo bei fast wolkenfreiem Himmel
milde 17°C an der Station Paphos bei 8 Stunden Sonnenschein gemessen wurden.
Den
darauffolgenden Tag verlagerte sich die Antizyklone weiter nach Osten. So lag das
Zentrum DRAGICAs um 01 Uhr MEZ mit einem Kerndruck von 1035 hPa über dem Taurus
Gebirge, wo es auch die nächsten zwei Tage stationär verweilte, bis es
schließlich an Kraft und Stärke verlor und am 25.01. schließlich von der
Bodenwetterkarte der Berliner Wetterkarte verschwand. In dieser Zeit sorgt es
noch einmal in der dortigen Region für weitestgehend wolkenarmes Wetter und lange
Sonnenscheindauern, aber auch für niedrige Temperaturen mit besonders frostigen
Nächten. So wies beispielsweise Ağrı, eine
Provinz im äußersten Osten der Türkei in 1600 m Höhe, am 23.01. am frühen
Morgen eine Tiefsttemperatur von knackigen -35°C auf und auch am Tag konnten
dort nur maximal -23°C ermittelt werden.