Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet  DRAGO

(getauft am 24.01.2006)

 

 

Am 24.01.2006 bildete sich über Island aus einem kleinen Hochkeil eine abgeschlossene Bodenhochdruckzelle mit einem Kerndruck von 1020 hPa, die auf den Namen DRAGO getauft wurde. Zu diesem Zeitpunkt war über Deutschland allerdings das osteuropäische Hochdruckgebiet CLAUS mit seiner arktischen kontinentalen Kälte wetterwirksam und hielt mit Minima zwischen -15 und -20°C den Osten Deutschlands kalt im Griff. Er zog sich allerdings ab dem 25.01.2006 immer weiter nach Südosten zurück und machte den Weg frei für eine nördliche Strömung zwischen Hoch DRAGO und Tief LIESBETH.

Diese lagen am 25.01.2006 über den Shetland-Inseln und Skandinavien. LIESBETH teilte sich in zwei Zentren auf und brachte dem Westen Deutschlands in der Nacht auf den 26.01. verbreitet 1-4 cm Neuschnee. Einen Tag später begann sich das Wetter wieder zu beruhigen. DRAGO über Schottland mit einem Kerndruck von 1036 hPa und CLAUS über dem Balkan verbanden sich zu einer Hochdruckbrücke, in der nur wenig Luftbewegung zu erwarten war. Im Osten Deutschlands sanken die Tiefstwerte wieder verbreitet auf unter -10°C, in Ückermünde wurde es mit -19°C am kältesten. Auch die Nacht auf den 28.01. gestaltete sich, abgesehen von den nebligen Flussniederungen Süddeutschlands nach fortwährend sonnigem und klarem Wetter wieder sehr kalt. Ückermünde erreichte -20°C und auch sonst musste man sich in Deutschland warm anziehen. Im Westen lagen die Tiefstwerte zwischen -6 und -10°C, im Osten bei -10 bis -18°C. Die wärmsten Orte waren die Inseln an der Nordseeküste und Helgoland, doch selbst dort herrschte mit -2,2°C Minimum Frost.

Diese scharfe Frostperiode wurde am 29.01. im Norden Deutschlands mit dem langsamen Einfließen feuchter Meeresluft beendet. In Berlin stieg die Temperatur mit knapp 1°C erstmals seit einer Woche wieder über den Gefrierpunkt. Die gealterte trockene Festlandsluft, die bei klarem Himmel für tagelange strenge Nachtfröste in Deutschland gesorgt hatte, wurde etwas nach Südosten zurückgedrängt. Die feuchte Nordseeluft führte am 30.01. in Wittmundhafen zu einem Maximum von +8°C. Des weiteren kam es im Norden Deutschlands nach einer verhältnismäßig milden Nacht zu leichten Niederschlägen aus der Hochnebeldecke, die jedoch keinen nennenswerten Niederschlagssummen mit sich brachten. Außerdem hatte sich aufgrund der tagelangen fehlenden Luftbewegung im Bereich der Hochdruckbrücke eine starke Inversion ausgebildet. Um 12 Uhr MEZ erreichte der Fichtelberg bei strahlend blauem Himmel +7°C, während in Dresden bei bedecktem Himmel -5°C vorherrschten. Diese Inversion verschärfte sich am 31.01. weiter. Während es in vielen Flachlandgebieten den ganzen Tag bedeckt blieb und zum Teil sogar Niederschläge auftraten, herrschten im etwas höher gelegenen Braunlage +10°C. Selbst auf dem Brocken wurden +3°C erreicht und die Luftfeuchte betrug lediglich 13%.

DRAGO lag mit seinem Kern über Mitteleuropa und erreichte eine Ausdehnung, die im Südwesten bis auf die iberische Halbinsel reichte, im Nordwesten bis nach Schottland und im Osten bis in den Balkan. Die Inversionswetterlage, die wettertechnisch nicht viele Höhepunkte zu bieten hatte, erreichte am 02.02. im Westen Deutschlands sehr große lokale Temperaturdifferenzen. Während in Düsseldorf der Hochnebel aufging und sich die Sonne zeigen konnte, blieb es nur wenige Kilometer nördlich in Bocholt und Kalkar bedeckt. Dort erreichten die Temperaturen -2°C, in Düsseldorf hingegen +7°C. Daran sieht man leicht, wie dicht bei derartigen Verhältnissen sonniger Vorfrühling und graue Wintertristesse beieinander liegen können.

Bis zum 04.02. zog sich DRAGO unter abnehmender Ausdehnung wieder auf die britischen Inseln zurück und machte den Weg frei für Ausläufer des Tiefs MAREIKE über Osteuropa, die von Norden her auf unseren Raum übergriffen und z.B. Berlin 3 cm Neuschnee bescherten. Auch die gealterte Luft, die seit vielen Tagen ortsfest über Deutschland lag, wurde ausgeräumt. So wurde die Sicht wieder deutlich klarer und auch die Inversion verschwand weitgehend. Von Norden her wurde hinter MAREIKES Ausläufern das Hoch ERNSTWOLFGANG für unseren Raum wetterbestimmend und bildete mit seinem Kern über Südschweden eine Hochdruckbrücke mit dem weiterhin über den britischen Inseln verharrendem Hoch DRAGO. Dieser verstärkte sich am 06.02. noch mal auf über 1035 hPa im Kern. Bis zum 08.02. wurde DRAGO allerdings immer weiter nach Südwesten zurückgedrängt und die atlantischen Tiefausläufer PANJA und OLLI bestimmten nun unser Wettergeschehen mit deutlich milderer und feuchterer Luft.

Am 10.02. verschwand DRAGO mit der Verschmelzung der Hochdruckzelle FRIEDHELM von der Wetterkarte. Dieser lag zu diesem Zeitpunkt erneut über Großbritannien.

 


Geschrieben am 20.02.2006 von Gregor Neubarth

Wetterkarte: 27.01.2006

Pate: Drago Menart