Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet ECKHARD
(getauft am 03.12.2018)
In den ersten Dezembertagen 2018 dominierten
Tiefdruckgebiete das Wettergeschehen über Europa. Eines davon, Tief KERRIN,
sollte eine entscheidende Rolle in der Entstehung des Hochs ECKHARD spielen. Am
2.12. befand sich die Zyklone KERRIN ca. 100 km westlich von Irland und tags darauf
etwa 200 km östlich von Schottland. Westlich eines Tiefdruckkerns kommt es
durch Abkühlung der Luft in der Regel zu großräumigen Absinkbewegungen von
Luftmassen, wodurch sich der Luftdruck in Bodennähe erhöht. So kam es auch an
diesem Tag westlich von Großbritannien zu einem Druckanstieg am Boden. Aufgrund
dieser Entwicklungen wurde das Hoch ECKHARD am 3.12. in der Prognose für den
nächsten Tag getauft.
Nördlich der Kaltfront des Tiefs KERRIN und rund 1000 km westlich
von Nordirland wurde die Antizyklone ECKHARD dann zum ersten Mal am 4.12. um 01
Uhr MEZ in der Berliner Wetterkarte verzeichnet. Der Druck im Hochzentrum
betrug zu diesem Zeitpunkt etwa 1017 hPa über dem Nordatlantik. Im Westen wurde
das Hoch ECKHARD durch ein noch unbenanntes Tief mit Zentrum bei Neufundland
begrenzt, im Süden durch das Tief LUANA. An das Hochdruckgebiet ECKHARD über
dem Nordatlantik schloss sich zudem ein noch kräftigeres, unbenanntes Hoch
südlich der Pyrenäen mit bis zu 1028,2 hPa in Madrid an. Im Laufe des Tages
verlagerte sich Hoch ECKHARD durch die vorherrschende westliche Höhenströmung
nach Osten. Diese für unsere Breiten typische Windrichtung wird auch
Westwinddrift genannt. Um 13 Uhr MEZ reichte die Antizyklone keilförmig von
Großbritannien über die Benelux-Staaten, den westrheinischen Teil Deutschlands,
Frankreich sowie die Iberische Halbinsel bis über Nordafrika. Dabei lag ein
Hochzentrum über der Normandie und eines etwa über der Meerenge von Gibraltar.
Im Einflussgebiet des Hochs ECKHARD zeigte sich eine geringe, sich langsam
auflösende Bewölkung. Es bildete sich zudem mancherorts eine Inversion aus,
also eine Umkehrung des normalen Temperaturverlaufs mit der Höhe. Statt einer
nach oben hin abnehmenden Temperatur nahm diese in den oberen Luftschichten zu.
Dadurch wurde das Aufsteigen von Wasserdampf und somit Kondensation bzw.
Wolkenbildung verhindert. Zusätzlich nahm durch das Absinken der Druck im Hoch
weiter zu, die Luft wurde in der Folge wärmer und eine Wolkenauflösung durch
Verdunstung begünstigt. Besonders im Nordwesten Deutschlands konnte an diesem
Tag viel Sonnenschein mit 4 bis 7 Sonnenstunden verzeichnet werden. An den
Stationen Münster-Osnabrück, Bad Salzuflen sowie Rahden-Kleinendorf
in Nordrhein-Westfalen waren es jeweils sogar rund 7 Sonnenstunden. Die
Höchsttemperaturen lagen in dieser Region meist zwischen 7 und 9°C und über dem
Zentrum des Hochs in der Normandie bei 10 bis 12°C. In Südspanien dagegen
herrschten fast sommerliche Verhältnisse: In El Ejido beispielsweise wurden maximal 26,5°C gemessen. Diese
Temperatur liegt weit über dem klimatologischen Mittel von 16,2°C.
Bis zum 5.12. zog das Hoch ECKHARD nach Südosten und lag um
01 Uhr MEZ über Mitteleuropa mit Zentrum über Ostfrankreich, Deutschland und
Westpolen. Dabei wurde der höchste Druck etwa bei Prag mit ca. 1029,5 hPa
gemessen. Die Antizyklone wurde weiterhin von dem Tief KERRIN über dem
Bottnischen Meerbusen, einem unbenannten Mittelmeertief im Südosten und Tief
LUANA im Westen begrenzt. Über der Iberischen Halbinsel und Nordafrika lagen
zwei weitere Hochzentren, die über den westlichen Mittelmeerraum mit dem Hochzentrum
ECKHARD verbunden waren. Im Einflussbereich der Antizyklone war es meist
windstill. Außerdem blieb es fast wolkenlos, was über Mitteleuropa zu reichlich
Sonnenschein führte. Diesmal wurde im Nordosten Deutschlands sowie in Polen besonders
viel Sonnenschein verzeichnet, so z.B. in Berlin-Dahlem rund 7 Stunden und in
Neuruppin, Dresden, Naumburg an der Saale und Görlitz ebenfalls je knapp 7 h. Diese
Werte erreichen fast das jahreszeitbedingte Maximum von 7 h 55 min Sonnenschein
pro Tag. Im Westen und Süden Deutschlands regnete es dagegen verbreitet. Grund
dafür waren Ausläufer des Tiefs LUANA, welche Deutschland im Laufe des Tages
von Südwesten her erreichten.
Am Nikolaustag war das Hoch ECKHARD um 01 Uhr MEZ mit seinem
Zentrum über Ost und Südosteuropa auszumachen, wobei sich sein Druck
geringfügig auf maximal 1030,1 hPa erhöht hatte. Im Norden wurde es weiterhin
durch die Zyklone KERRIN, im Osten von deren Warmfront, im Südosten durch das
bereits erwähnte, unbenannte Mittelmeertief und im Westen durch das Tief LUANA über
der Nordsee begrenzt. Es zeigte sich auch an diesem Tage wieder ein nahezu
klarer Himmel über dem Hochdruckgebiet. In Südosteuropa wurde daher reichlich
Sonnenschein von den Wetterstationen protokolliert: Tetovo
in Mazedonien meldete 8 h 18 min, Livno in Bosnien
und Herzegowina 8 h 40 min und Nikšić in Montenegro 8 h 42 min. Die maximal gemessenen
Temperaturen im Einflussbereich der Antizyklone ECKHARD überstiegen an diesem
Tag nur in Küstenregionen 5°C, dazu blieb es vielerorts niederschlagsfrei.
Bis zum 7.12. um 01 Uhr MEZ blieb das Hochdruckgebiet
ECKHARD über der Balkanhalbinsel und schwächte sich ab, so dass der Druck im
Zentrum auf ca. 1029,2 hPa in Sofia fiel und seine Ausdehnung schrumpfte.
Begrenzt wurde der Einflussbereich des Hochs im Wesentlichen im Nordwesten vom
Tiefdruckgebiet LUANA über Südschweden, im Nordosten durch die Warmfront von
Tief KERRIN und im Süden von zwei Mittelmeertiefs. Eines davon lag über Zypern,
das andere über Sizilien. Wieder wirkte sich die Hochdruckzone vor allem
positiv auf die Anzahl der Sonnenstunden aus. So wurden z.B. auf dem Musala, dem höchsten Berg Bulgariens und der gesamten
Balkanhalbinsel, 7 h 54 und in der mazedonischen Stadt Strumica
8 h 12 min registriert, am südlichen Rand des Hochs im griechischen Kalamata sogar 8 h 48 min bei einer Höchsttemperatur von
17,8°C. Relativ kalt war es östlich des Hochzentrums in Rumänien, zumal die
antizyklonale Drehung eines Hochdruckgebietes, also die Rotation im
Uhrzeigersinn, Kaltluft aus dem Norden heranführt. Örtlich wurden in Rumänien
nicht mehr als 0°C erreicht. Auf der restlichen Balkanhalbinsel lagen die
Temperaturen tagsüber meist im positiven, jedoch einstelligen Bereich.
Tags darauf, am 8.12. um 01 MEZ, befand sich das Hoch
ECKHARD nach weiterer Abschwächung über der Westhälfte der Türkei. Sein Druck
war mit ca. 1020,6 hPa geringfügig höher als der umgebende Bodendruck über dem
Schwarzen Meer und der Ägäis. Südlich der Antizyklone ECKHARD lag zudem ein
kleines unbenanntes Tief mit Tiefkern südlich von Zypern, welches einen
Kerndruck von etwa 1015 hPa aufwies. Im gesamten Kernbereich blieb es den
ganzen Tag trocken bei 6 bis 8 Sonnenstunden. In Ankara wurde nur eine
Maximaltemperatur von 5,8°C erreicht, an der Küste dagegen zweistellige Werte:
in Istanbul 10,1°C, in Izmir 12,9°C und im Süden bis zu 22,0°C in Alanya. Unter weiterer Abschwächung blieb das Hoch ECKHARD im
weiteren Verlauf zunächst noch einen Tag lang über der Türkei, bevor es sich
vollständig auflöste und keinen Einfluss mehr auf das europäische
Wettergeschehen ausübte. So war der 8.12. der letzte Tag, an dem die
Antizyklone ECKHARD namentlich auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet wurde.